Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
nicht durch!« protestierte der Schläger.
»Wo ist dein Höllenpassierschein?«
Zane blickte ihn an. »Sterblicher, sieh mir ins Gesicht«, befahl er.
Zum ersten Mal sah der Schläger, wen er in Wirklichkeit vor sich hatte. Die Augen fielen ihm fast
aus dem Kopf.
»Der Tod!«
»Und nun weiche, auf daß ich dich nicht berühre«, sagte Zane.
Doch der Schläger fand wieder etwas Mut. »Du wirst mich nicht töten. Du bist im Streik. Wenn du
meine Seele holst, kann mein Herrscher, der Satan, deine Frau töten.«
»Du hast auf die falsche Macht vertraut«, sagte Zane. Er griff nach dem Schläger, der sich vor
Angst versteifte, aber dennoch wie ein halbmutiger Straßenköter stehenblieb.
Zane packte die Seele des Mannes und riß sie ihm aus dem Leib. Der Mann brach zusammen. Doch die
Seele war erst zur Hälfte herausgezogen; sie blieb in ihrem Wirtskörper verankert, wie damals die
Seele der Frau an der Lebenserhaltungsmaschine. Der Schläger war nicht tot, nur seine Seele hatte
sich teilweise von ihm gelöst.
Zane ließ die Seele fahren. Mit einem elastischen Schnappen fuhr sie in ihren Wirtskörper zurück.
Der Schläger öffnete die Augen und starrte mit verschwommenem Bück die in einen Umhang gehüllte
Gestalt an.
»Ziehe hin und berichte deinem üblen Meister, daß der Tod naht und keinen Widerspruch duldet«,
sagte Zane.
Mit schwächlicher Bewegung stand der Mann wieder auf und taumelte den Gang zurück.
Zane folgte ihm in langsamerem Tempo. Schon kamen drei weitere Schläger herbeigestürzt, um ihn
aufzuhalten.
»Mortis«, sagte Zane.
Der große Todeshengst, der sich im Hintergrund gehalten hatte, trat vor. Zane stieg wieder auf.
»Trample jeden nieder, der uns nicht ausweicht«, sagte Zane kalt. »Sie sind gewarnt
worden.«
Der Hengst schritt voran. Seine Muskeln bewegten sich in Wellen, und seine stählernen Hufe
glitzerten. Gespenstisch blickte der Tod hoch zu Roß herab. Das Geklapper der Hufe wurde lauter.
Benommen wichen die Helfer des Satans zurück, wie Hasen vor einem Wolf. Das Pferd schritt
weiter.
Einer der Männer zog eine kleine Maschinenpistole unter seiner Jacke hervor.
Er richtete sie auf Zane. »Deine Magie ist verschwunden, Tod«, sagte er. »Vielleicht können wir
dich ja nicht umbringen, aber wir können dich mit Kugeln durchlöchern. Das wird dich schon
aufhalten!«
»Versuche es, Kretin«, sagte Zane und blieb ungerührt aufrecht sitzen, während der Todeshengst
weiterschritt.
Ein Feuerstoß aus der Gewehrmündung - doch die Geschosse prallten vom Todesumhang ab und schlugen
in die Wände und die Geräte der Raumstation ein. Zane blieb unverletzt.
Der Mann starrte ihn an. »Aber...«
Zane streckte den rechten Arm nach ihm aus. Er krümmte den Finger. Wie an einem Faden hängend,
wurde die Seele aus seinem Körper gezogen. »Du solltest nicht alles glauben, was der Vater der
Lüge dir erzählt«, sagte Zane. Er ließ die Seele wieder los, und der Mann stürzte keuchend zu
Boden.
Mortis schritt den mittleren Korridor entlang. In fürstlicher Haltung ritt der Tod dahin, er
schien unverwundbar zu sein.
Nun erschienen zwei Höllenhunde. Der erste sprang Zane mit aufgesperrter Schnauze feuerspeiend
an.
Mortis hob den Vorderhuf. Das Metall traf den Hund am Kopf. Mit voller Wucht prallten beide
zusammen, und der Schädel des Höllenhunds wurde zerschmettert. Leblos stürzte er zu Boden.
Der andere schlug einen Bogen und griff von der Seite an.
Zane streckte den linken Arm aus. Die gewaltige Schnauze des Hundes verschlang die behandschuhte
Hand und schloß sich am Ellenbogen um den Ärmel.
Zane drehte langsam den Kopf, um dem Ungeheuer ins Auge zu blicken. »Das wird langsam ärgerlich«,
sagte er und schob dem Hund die Finger in den Rachen, um seine Zungenwurzel zu packen. »Scher
dich davon, Bestie, oder ich lasse dich meine Ungnade spüren.« Er drückte die Zunge
zusammen.
Das Wesen starrte ihn an. Dann löste es sich, ganz langsam, auf. Schon bald war Zanes
ausgestreckter linker Arm, völlig unverwundet, von einer bloßen Rauchwolke umgeben. Seine Magie
war stärker gewesen als die des Ungeheuers.
Sie gelangten in den nächsten Raum. Dort war Luna, immer noch halbnackt an ihren Stuhl gefesselt.
»Tod!« rief sie. »Hol mich nicht!«
Zane wußte, daß dies kein Ausruf der Feigheit war. Sie wollte unter Schmerzen weiterleben - um
Satans Pläne zu durchkreuzen.
Zane stieg ab, als die drei Folterknechte sich zu ihm umdrehten und ihn anstarrten. »Ich bin
gekommen, um
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