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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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umgekehrt.
    Luzifer war zu etwas geworden, das es nicht geben durfte, das nie hätte entstehen dürfen. Und es gab nur einen Weg, wie wir uns und die Menschheit künftig davor bewahren konnten .
    »Es bleibt dabei!« rief ich. Meine Stimme war hart wie Fels. »Wir werden Luzifer -«, es fiel mir allem zum Trotz schwer, darauf zu beharren, und so zögerte ich, hoffentlich unmerklich, »- verbannen!«
    Skepsis schlug mir entgegen.
    »Seht ihn euch an«, fuhr ich fort, auf Luzifer weisend. »Wollt ihr euch und der Schöpfung selbst eine solche Gefahr aufbürden?«
    »Er hat recht«, sagte Raphael nach einer Weile. »Hört auf ihn. Uns bleibt kein anderer Ausweg. Wenn es der falsche ist, so bin ich bereit, meine Strafe dafür zu empfangen, wenn wir uns dereinst vor Ihm verantworten müssen.«
    Seine Worte hatten den Anstoß gegeben. Zögernde Zustimmung kam auf, und endlich wurde sie zu Einverständnis.
    Wir schlossen uns zum Kreis, in dessen Zentrum Luzifer tobend gefangensaß.
    Dann gaben wir die Gestalten, die wir uns selbst gewählt hatten, auf, wurden zu dem, was wir von Beginn an waren und immer bleiben würden, reine Energie, bar aller Körperlichkeit, und schließlich verschmolzen wir zu einer einzigen Kraft, die ein Teil Gottes selbst war, den er von sich abgespalten und zurückgelassen hatte.
    Vielleicht wurden wir uns der Tatsache dieser unserer Existenz in diesem Moment zum allerersten Mal bewußt. Aber wenn es so war, dann zählte es nicht; nicht jetzt, da wir eins waren ...
    Hätte ein Mensch das Geschehen beobachtet, so würde er etwas wie flirrende Nebel gesehen haben, die von allen Seiten her auf Lu-zifer zukrochen. Schließlich, würde jener imaginäre Mensch hernach berichtet haben, hatte sich das fast flüssige Licht zu etwas geformt, das sich nur als riesige Hand beschreiben ließ, weil es tatsächlich etwas war, für das der menschlichen Sprache die Worte fehlten.
    Diese »Hand« packte Luzifer, und in ihren Fingern wirkte der Titan, zu dem er geworden war, fast winzig.
    Dann -
    - schleuderten wir Luzifer fort! Ein gleißendes Licht nahm ihn auf, als er unter unserer vereinten Gewalt durch die Barriere gestoßen wurde.
    Luzifer verschwand - hinein in die Ewigkeit, durch die Maschen jenes Netzes aus Welten und Leben, das Gott geschaffen hatte, und hin an einen Ort, von dem es keine Wiederkehr geben konnte.
    Weil es jenen Ort als solchen nicht gab.
    Er war - im absoluten Sinne - nichts.
    Und damit hatten wir den ärgsten aller Fehler begangen!
    Luzifers verwehendes Lachen war uns nur ein erster Hinweis darauf. Die gesamte Tragweite indes wurde uns erst später bewußt.
    *
    Zwei Dinge hatte Luzifer vollbracht, als wir ihn verbannten. Kaum hatte er die Sphäre verlassen, opferte er den allergrößten Teil seiner Macht für jene Fähigkeit, einen selbstgeschaffenen Durchgang zu versiegeln - und übte diese Kraft auf unsere gesamte Sphäre aus! Danach machte er sich das Nichts, in das wir ihn geschleudert hatten, zunutze, um dort die Illusion einer eigenen Welt zu erschaffen, mit sich selbst als Keimzelle.
    Dies verbrauchte fast seine gesamte Kraft. Während er sich erholte, geschah Ewigkeiten lang nichts.
    Doch irgendwann war Luzifer soweit erstarkt, daß er sich weitere Welten innerhalb seiner Sphäre ersann, keine stabil und wirklich, alle ineinander verwoben, und jede genährt vom Wahnsinn und Zwang des gefallenen Engels, selbst Schöpfer sein zu wollen.
    Schließlich verfiel Luzifer auf einen Weg, wie seiner Einsamkeit ein Ende zu setzen wäre und wie er seine Welten beleben könnte.
    Er holte die Seelen jener Menschen zu sich, deren irdisches Leben vorüber war, und verurteilte sie zur ewigen Verdammnis in seinen Reichen.
    Zugleich hatte er damit den Beginn eines Weges gefunden, der es ihm erlaubte, wenn schon nicht in seinen alten Wirkungsbereich zurückzukehren, zumindest doch Einfluß darauf zu nehmen.
    Dies war die Geburtsstunde des Leibhaftigen, der selbst nichts anderes war als eine Ausgeburt des Bösen.
    Nur so war es Luzifer - oder dem, dessen Grundzelle er war -möglich, die Menschen heimzusuchen. Solange jedenfalls, bis es ihm gelang, den einstigen Weg zurückzugehen und sich an den Seinen zu rächen.
    * Oh, wir Narren!
    Blind waren wir gewesen, dumm und töricht, einfältiger und leichtsinniger als jeder Mensch.
    Die vermeintliche Dringlichkeit, uns Luzifers zu entledigen, hatte uns nicht alle möglichen Folgen bedenken lassen. Dabei wäre es, hätten wir auch nur ein bißchen besonnener

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