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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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können. Er befürchtete, irgendwann aggressiv zu werden. Später schaffte er es, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren und den Hip-Hop- Sound nur noch als Hintergrundgeräusch wahrzunehmen.
    Nachdem Philipp gegangen war, verpasste Walde dem kompletten Kinderzimmer einen zweiten Anstrich. Am Schluss wurde die Farbe knapp und er musste den letzten Rest aus dem Eimer kratzen. Als er auf die Uhr sah, war es kurz vor elf.
    Er rief bei Doris an. Ihre Stimme klang müde. Sie erzählte, dass sie zusammen mit Marie einen Film anschaue und bald schlafen gehen wolle.
    Walde ging hinaus auf die Terrasse. Die riesige Libanonzeder im Klostergarten hob sich schwarz gegen den rötlichen Nachthimmel ab. Dahinter zog die angestrahlte Porta Nigra seinen Blick an. Er stellte sich vor, hier an einem warmen Sommerabend zu sitzen. Allein diese Atmosphäre war es wert gewesen, die Wohnung zu nehmen. Mist, er hatte vergessen, sich nach dem Befinden von Richter Harras zu erkundigen. Er zögerte einen Moment, dann ging er hinein.
    Nach dem dritten Läuten wollte er auflegen. Da meldete sich der Richter.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so spät noch anrufe, Kommissar Bock hier. Ich wollte mich erkundigen, ob ich etwas für Sie tun kann.«
    »Danke der Nachfrage.« Harras schwieg.
    Walde überlegte. Eine gute Nacht zu wünschen wäre ebenso Hohn gewesen wie eine ›angenehme Nachtruhe‹ oder ähnliches. »Gut, dann bis später!«
    Als sein Gegenüber aufgelegt hatte, hielt Walde noch eine Weile den Hörer in der Hand.
     
    Ein kalter Ostwind war aufgekommen. Walde zog den Reißverschluss seiner Jacke bis unter das Kinn. Von den Bäumen in der Allee tropfte der alte Regen. Er nahm nicht den direkten Weg nach Hause. Vom Simeonstift-Platz bog er durch das Margaretengässchen in die Fußgängerzone ein. Die über die Simeonstraße gespannten Weihnachtslichterketten waren erloschen. Ab und zu ließ ein Windstoß sie schwanken und schickte den wenigen Leuten, die zu später Stunde noch unterwegs waren, nasse Grüße entgegen.
    Am Hauptmarkt duckten sich die geschlossenen Holzbuden des Weihnachtsmarktes vor St. Gangolf, als halte hier eine stumme Herde Rast.
    Das Licht hinter den Fenstern der Gerüchteküche schien ihm so warm und einladend entgegen, dass Walde dorthin strebte wie die Motte zum Licht.
     
    Drei Augenpaare blickten zu ihm herüber, als er durch die Tür kam. Vor Uli, dem Wirt, saßen Rita und Jupp an der Theke. Walde setzte sich auf den freien Hocker zwischen ihnen.
    »Und, weitergekommen?«, fragte Uli hinter der Theke.
    Walde nickte: »Das Kinderzimmer ist fertig. Und, wie läuft’s bei dir?«
    »Nix los«, Uli wies auf die leeren Tische und zapfte Bier in ein Glas.
    »Tach, Rita«, begrüßte Walde die Frau zu seiner Linken.
    »Tach, lange nicht mehr gesehen.« Rita hörte sich leicht betrunken an.
    Jupp zu seiner Rechten schüttelte den Würfelbecher und linste auf seinen Wurf: »Pasch fünf.«
    »Will ich sehn«, sagte Uli.
    »Dann guck«, er hielt ihm grinsend den Bierdeckel mit den beiden Würfeln unter die Nase. »Ein sauberer Hattrick, ist nicht dein Abend, Uli.«
    Im Hintergrund lief leise ein alter Live-Mitschnitt von Frank Zappa.
    »Wie sieht’s aus, Uli«, fragte Rita. »Gibt’s noch was zu essen?«
    »Du siehst ja, ich bin allein. Elfi hat um zwölf Schluss gemacht. Höchstens einen Toast oder einen Salat kannst du haben.«
    »Vielleicht noch ein wenig Putenbrust auf dem Salat?«, flötete Rita.
    »Für mich auch, wenn’s keine Umstände macht.« Walde hatte den ganzen Tag über nichts Vernünftiges gegessen.
    »Weil ihr es seid.« Uli stellte Walde ein Glas Bier hin und verschwand in der Küche, wo bald darauf die Lüftung rauschte.
    Ulis Knobelpartner machte ein paar Probewürfe.
    »Wann ist es soweit?«, fragte Rita und schickte eine Weinfahne zu Walde hinüber.
    »Dass die Eintracht in die Erste Bundesliga aufsteigt?«
    »Mit eurem Nachwuchs, du Blödmann.«
    »In zwei, drei Wochen.« Walde trank einen großen Schluck.
    »Und der Umzug?«
    »Läuft in einer Woche, wenn alles gut geht.«
    Rita zündete sich umständlich eine Zigarette an: »Dann wird’s ja so schnell nicht langweilig.«
    »Soviel ich weiß, ist das hier immer noch die einzige rauchfreie Kneipe in der Stadt«, bemerkte Jupp von nebenan.
    »Entschuldige, hab’ ich verdrängt.« Rita fuchtelte auf der Suche nach einem Aschenbecher hilflos mit der Zigarette herum. Walde griff nach seinem Glas und musste feststellen, dass es bereits leer

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