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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Raucherbein, das er auf dem Tisch hatte.«
    Grabbe schüttelte zweimal ruckartig den Kopf, als wollte er die Gedanken aus dem Kopf schleudern. »Kann ich dich mal kurz sprechen?«
    »Ich dachte, das tun wir bereits.« Walde ließ den Stab in den Kleister sinken und richtete sich auf. »Woher hast du meine neue Adresse?«
    Grabbes Blick folgte Waldes Kopf wie einem Fahrstuhl, der nach oben fuhr und nun ein Stockwerk über ihm anhielt.
    »Von Gabi, aber ich bin privat hier.«
    »Um was geht es?« Walde legte eine Zeitung auf einen gedeckelten Farbeimer und bedeutete Grabbe, darauf Platz zu nehmen. Er selbst klappte die Werkzeugkiste zu und setzte sich darauf.
    Grabbe schreckte zusammen, als sich beim Hinsetzen der Deckel des Eimers verschob: »Das würde noch fehlen, dass ich in der Farbe lande.«
    »Was ist los?«
    »Du weißt ja selbst, was bei uns los ist. Zu wenig Personal, Überstunden bis zum Abwinken. Und obendrein lief in letzter Zeit für mich noch einiges schief«, hob Grabbe in resigniertem Ton an. »Erst passiert das mit der Leiche auf der Insel, wo ich versäumt habe, die Taschen zu untersuchen, dann kriege ich so langsam wieder die Kurve und mache etwas Boden gut, aber dann gräbt Gabi mir das Wasser ab.«
    »Warum?«
    »Sie hat einen Zeugen gefunden, der am Tatabend einen Mann beobachtet hat, der bei Hanna Harras zu Besuch war«, sagte Grabbe.
    »Und?«
    »Es soll ein Promi sein.« Grabbe schüttelte den Kopf. »Und Gabi sagt mir nicht, wer es ist.«
    »Das wird sie schon noch tun müssen«, bemerkte Walde.
    »Mir geht das auf den Geist, außerdem …«
    »Was?«, fragte Walde, als sein Gegenüber schwieg.
    »Ich glaube, ich bin nicht für diesen Job geschaffen. Zumindest nicht für alles. Schon den Geruch in Krankenhäusern kann ich kaum ertragen. Und dann erst die Pathologie …«
    »Dann versuche, im Dezernat von Meier unterzukommen«, schlug Walde vor.
    »Nee, da läuft mir zu viel Routine. Mich reizen knifflige Ermittlungen.« Grabbe versuchte, eine andere Position auf dem Eimer einzunehmen. »Aber das ist jetzt auch egal. Gestern habe ich mich in Luxemburg vorgestellt.«
    »Bei der Gendarmerie?«
    »Nein, bei einer Security-Firma, die so ziemlich alles anbietet, von Objektschutz bis zu Werttransporten.«
    »Auch Inkasso?«, fragte Walde.
    »Nein«, Grabbe sah seinen Kollegen irritiert an. »Ich würde fast das Doppelte verdienen.«
    »Und?«, hakte Walde nach.
    »Ausgerechnet an dem Tag, wo ich in Luxemburg bin, wird diese Harras gefunden und Gabi kann sich den Fall unter ihre langen Nägel reißen.«
    Walde zuckte die Schultern.
    »Ich weiß, du hast andere Probleme, entschuldige, dass ich dich von der Arbeit abhalte.« Erst jetzt schaute sich Grabbe im Raum um. »Toller Stuck, aber ganz schön hohe Decken.«
    »Mir täte es Leid, wenn du gehen würdest«, sagte Walde. Er zog den Kleistereimer zu sich heran, dessen Inhalt inzwischen verarbeitungsfertig schien. Walde erhob sich und baute den Tapeziertisch zusammen. Dabei schob er mit dem Fuß Farbeimer und Abdeckfolie zur Seite. Grabbe half ihm, das Gestell unter dem Tisch zusammenzustecken.
    »Ich würde es bedauern, wenn du nach Luxemburg gingst«, wiederholte Walde.
    »Wirklich?«
    »Ich schätze deine Stärken.«
    »Wirklich?«
    »Die liegen vielleicht nicht im Bereich Tat- oder Fundortermittlung, aber ich finde, du bist ein guter Polizist und hast auf vielen Gebieten Stärken, die wir im Team gut gebrauchen können. Du hast zum Beispiel ein Händchen für Computer und du recherchierst gut.«
    Grabbe schwieg.
    »Und ich bin sicher, dass andere ebenso denken, auch Gabi.«
    Es klingelte. Grabbe nahm sein Telefon heraus.
    »Grabbe!«
    Er hörte eine Weile zu und sagte dann: »Ich bin gleich da.«
    Er steckte das Telefon wieder ein. »Gabi hat einen Durchsuchungsbeschluss. Der Promi, der bei Hanna zu Besuch war, heißt Balzer, dieser Immobilienhai, du hast bestimmt auch schon von ihm gehört.«
    »Wer kennt ihn nicht?« Walde unterließ es zu erwähnen, dass er mit Balzer fünf Jahre im selben Klassenraum gesessen hatte.
    *
    Kaum schlug die Eingangstür des Präsidiums hinter Grabbe zu, kam ihm Gabi an der Spitze einer Gruppe Kollegen entgegen. Unter ihrem offenen Mantel trug sie wie üblich einen kurzen Rock. Ihre Pumps klapperten über den Marmor des erst kürzlich bezogenen Gebäudes, in dem bis vor wenigen Jahren die Kommandantur einer französischen Garnison untergebracht war.
    »Los, Grabbe, aufsitzen!«, Gabi stürmte an Grabbe vorbei, dicht

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