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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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war.
    »Kann ich noch ein Bier haben?«, rief er in Richtung Küche. Als er keine Antwort erhielt, rutschte er vom Hocker und ging hinter den Tresen.
    Unter dem Zapfhahn standen zwei mit Schaum gefüllte Gläser.
    »Für mich auch noch eins«, meldete sich Ulis Knobelpartner. »Wie ist es mit einer Partie?« Jupp schüttelte den Knobelbecher. »Und bitte andere Musik.«
    »Einen Moment.« Walde ließ Bier nachlaufen und sah die CDs im Regal hinter der Theke durch, entschied sich für eine weitere CD von Frank Zappa und drehte die Musik lauter. Er schenkte wieder Bier nach und stellte Jupp ein überschäumendes Glas auf den Deckel. Mit zwei Schaumfängern versuchte er, das Malheur zu beheben.
    Die Kneipentür ging auf. Ein Mann in schwarzer Lederjacke, den Walde noch nie hier gesehen hatte, kam herein. Er blieb in der Tür stehen und ließ seinen Blick durch das Lokal schweifen.
    »Der hat uns heute noch gefehlt!«, seufzte Jupp.
    »Was hast du gegen Zappa?«
    »Nee«, Jupp deutete mit dem Kopf zur Tür.
    »Gibt’s Ärger mit dem?«, Walde flüsterte.
    »Keine Ahnung, der guckt so bös’, sieht nach Kontrolle aus«, Jupp deutete mit dem Kopf zur Küche.
    Der neue Gast setzte sich auf den ersten Hocker in der Nähe des Eingangs.
    Das musste ein Kontrolleur vom Gewerbeaufsichtsamt sein. Dass der zu so später Stunde noch unterwegs war? Walde überlegte, ob er in der Küche Bescheid sagen sollte. Er nahm eine Speisekarte vom Stapel neben der Kaffeemaschine und blätterte sie durch. Soweit er sehen konnte, waren darin die Zusatzstoffe vermerkt. Er erinnerte sich, dass Uli sich kürzlich darüber aufgeregt hatte, dass er 20 Euro Strafe zahlen musste, weil er keine Phosphate und ähnliches Zeug auf der Karte vermerkt hatte, wie es das Lebensmittelgesetz neuerdings vorschrieb.
    Walde reichte dem neuen Gast die Karte hinüber.
    Der sah nicht hinein und sagte: »Muss ernste Wort räden mit dir!«
    »Sie stammen wohl nicht von hier?« In dem Moment, als er es sagte, bereute es Walde schon.
    »Ist Probläm?«
    »Nein, nein«, bemühte sich Walde seinen Fauxpas auszubügeln. »Aber ich wüsste nicht, was Sie mit mir zu besprechen hätten.«
    »Wenn mein Job vorbei, mach’ was dagegen, Jungä«, beharrte der Besucher.
    »Machen Sie Ihren Job«, forderte ihn Walde genervt auf.
    Der Mann warf die Karte auf die Theke: »Isch nix ässen, isch will …«
    Zappas Gitarrensolo übertönte die Stimme des Besuchers. Walde beugte sich über die Theke, um ihn besser verstehen zu können. Er spürte, wie sein Gegenüber leicht zurückzuckte. Was war mit dem Kerl los?
    Walde zapfte Bier nach.
    »Tschö, ich bin weg.« Ulis Knobelpartner stellte den Becher neben sein leeres Glas und rutschte vom Hocker.
    »Wie ist es mit Bezahlen?«, rief ihm Walde nach.
    »Ich hab’ mehr gewonnen, als ich getrunken hab’.« Jupp schlurfte, sich seine Jacke überstreifend, in Richtung Ausgang und nickte dabei Rita zu.
    In der Küche rauschte weiter die Lüftung. Wann war Uli endlich mit dem Essen fertig?
    »Du schwär krank, Jungä«, fing der Kerl wieder an und schüttelte den Kopf.
    »Und wie lautet die Diagnose, Herr Doktor?«
    »Du mähr verzocken als verdienän.«
    »Ich denke, das geht Sie einen feuchten Kehricht an. Apropos Dreck, hier ist alles in Ordnung, da drüben ist die Küche. Wenn Sie einen Blick …« Weiter kam Walde nicht. Der Mann packte ihn blitzschnell am Hemdkragen und riss ihn zu sich. Walde stützte sich im letzten Moment mit den Händen an der Theke ab, um nicht mit der Brust aufzuschlagen. Er starrte auf ein Messer in der Linken des Mannes. Der Griff an seinem Hals wurde noch fester.
    Die Augen des Mannes funkelten. »Du morgen zahlen Rächnung von Rotdruck, sonst isch kommä wieder.« Sein Atem roch nach Pfefferminze.
    Walde versuchte die Worte zu verstehen. Er schielte nach rechts. Rita saß teilnahmslos auf ihrem Platz und starrte vor sich hin. Von Uli war immer noch nichts zu sehen.
    »Ganz ruhig, alles klar«, Walde versuchte, deutlich zu reden. »Ich habe verstanden, geht in Ordnung.«
    Seine Gedanken rasten in Höchstgeschwindigkeit. Eskalation vermeiden, Ruhe in die Situation bringen, Forderungen akzeptieren. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig. Seine Dienstpistole lag im Präsidium. Wie gerne hätte er jetzt die hektische Musik leiser gedreht.
    Der Kerl war kein Lebensmittelkontrolleur. Er musste ein Schuldeneintreiber sein, der ihn mit Uli verwechselte. Der hatte anscheinend seine Druckereirechnungen für das

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