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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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mir. Nicht diese Nur-was-ich-will-daß-Sie- wissen-Scheiße. So reden Feinde miteinander. Nicht Kollegen. Oder Freunde.«
    »Wir sind Kollegen«, stimmte Brik zu. »Aber ich denke nicht, daß wir Freunde sind. Jedenfalls nicht so, wie ich das Wort verstehe.«
    »Wenn wir das hier richtig machen, dann werden wir Freunde sein«, sagte sie. »Einverstanden?«
    Vorsichtig erwiderte der Morthaner: »Ich… will es versuchen.«
    »Versuchen?« Sie blickte ihn mit erhobenen Augenbrauen an.
    »Ich weiß nicht, ob ich dreißig Jahre Training einfach so vergessen kann.«
    »Das reicht mir nicht«, sagte Bach. Sie machte eine Bewegung, als wollte sie aufstehen.
    »Ich… ich werde erlauben, daß Sie Ehrlichkeit von mir verlangen«, sagte Brik zögernd.
    Bach hielt inne und blickte ihn erwartungsvoll an. »Einverstanden«, sagte sie.
    »Halt, warten Sie«, erwiderte Brik. »Das Abkommen muß… gegenseitig sein. Ich verlange die gleiche Offenheit von Ihnen. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Wie lautet die morthanische Definition des Wortes ›Vertrauen‹?« fragte sie unvermittelt.
    »Die notwendige Bedingung für einen Betrug«, antwortete Brik ohne zu zögern.
    »Ich verspreche, Sie nicht zu betrügen«, sagte Bach. »Werden Sie mir das gleiche versprechen?«
    Brik nickte langsam.
    »Dann bin ich einverstanden. Abgemacht.«
    »Danke sehr«, entgegnete Brik zu seiner eigenen Überraschung.
    Dann blickten die beiden sich ein paar Augenblicke nur an: die kleine, dunkelhäutige Frau und der riesige, bronzefarbene Morthaner. Zufrieden lächelten sie sich gegenseitig zu. Sie hatten eine schwierige Verhandlung mit Erfolg beendet.
    »Jetzt können wir reden«, sagte Bach.
    »Sie haben in der Messe gesagt«, begann Brik ohne weitere Umschweife, »daß ich gewollt hätte, daß Sie oder sonst jemand mich nackt sieht. Es gibt eine Menge Dinge, die Sie über Morthaner lernen müssen. Wir haben kein Unterbewußtsein – jedenfalls kein Unterbewußtsein wie Menschen. Morthaner lassen… Ein Morthaner gibt… Morthaner sind… Ach, vergessen Sie’s. Die Sprache besitzt kein Wort dafür. Aber wenn es stimmt, was Sie behauptet haben – dann stehe ich im Begriff, verrückt zu werden. Jedenfalls nach morthanischen Standards. Oder ich verwandle mich allmählich in etwas anderes. Etwas, das menschenähnlicher ist.«
    »Und das macht Ihnen Sorgen?«
    »Ja«, gestand Brik beinahe unhörbar.
    »Wissen Sie, was das Wort ›wachsen‹ bedeutet?« fragte Bach.
    »Hmmm«, erwiderte Brik. Er verstummte, als er darüber nachdachte.
    »Ist es nicht möglich, daß Sie sich in einem Lernprozeß befinden? Vielleicht werden Sie zu einem Wesen, daß nicht nur mehr als ein Mensch, sondern auch mehr als ein Morthaner ist? Vielleicht werden Sie zu etwas, das das Beste aus beiden Welten umfaßt?«
    »Das ist eine bizarre Idee. Sie verstößt die Regem, nach denen die ersten Morthaner entworfen wurden.« Er blickte ihr in die Augen. »Verraten Sie mir, warum Sie ursprünglich überhaupt mit mir reden wollten?«
    »Die Wahrheit?«
    »Die Wahrheit.«
    Sie errötete. »Ich… äh, kann sein, daß es Sie nicht so verlegen macht wie mich, aber ich war… ich wollte… Die Wahrheit ist, daß ich Sie sehr attraktiv finde. Und… und ich dachte, daß Sie vielleicht…«
    »Sie reden von Sex, oder?«
    Ihre Röte vertiefte sich noch. »Ja. In meinen Augen sind Sie sehr sexy.«
    Brik starrte sie an. In seinen Augen war Bestürzung zu lesen.
    »Ich habe Sie beleidigt«, sagte sie. »Oder?«
    »Ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt«, erwiderte er. »Morthaner haben keinen Sex. Unsere Nachkommen wachsen in Tanks. Künstlichen Gebärmüttern.« Er atmete tief durch. »Es gibt keine morthanischen Frauen. Nur Männer. Männer sind stärker als Frauen. Frauen geben keine guten Krieger ab. Warum sollten wir wertvolle Rohstoffe darauf verschwenden, Individuen zu züchten, die weniger effektiv kämpfen als Männer? Eine künstliche Gebärmutter ist kosteneffektiver als eine Frau. Auf diese Weise haben wir doppelt so viele Krieger. Und außerdem«, fügte er hinzu, »außerdem lenkt der Sexualtrieb einen Krieger ab. So ist es viel besser.«
    »Sie haben nicht einmal einen Sexualtrieb?« Jetzt war Bach an der Reihe, bestürzt dreinzublicken.
    »Nicht, daß ich wüßte. Unser Sexualtrieb wurde umgelenkt. Sublimiert. Soweit ich weiß, sind Morthaner gar nicht dazu fähig.«
    »Nicht fähig, Vergnügen dabei zu empfinden?«
    »Nein. Nicht fähig zu Sex. Wir haben unser

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