Inmitten der Unendlichkeit
Die Schiffe bestanden aus vorgefertigten Teilen und waren spartanisch ausgerüstet, und ihnen mangelte es an allem außer den grundlegenden Lebenserhaltungssystemen und Annehmlichkeiten. Aber sie hielten die Luft und konnten Überlichtgeschwindigkeit erreichen. Der Rest, die Vervollständigung der Ausrüstungen ihrer Schiffe, war alleine Angelegenheit der jeweiligen Schiffskapitäne.
Das Resultat der kosteneffizienten Strategie und der gewaltigen Produktionskapazität der Allianz war ein Schwarm interstellarer Killerbienen. Der Stachel einer einzelnen Biene mochte vielleicht ungefährlich sein, aber die versammelte Wut von Tausenden oder Zehntausenden oder gar hunderttausend Stacheln sollte ausreichen, um die morthanische Kriegsmaschinerie aufzuhalten. Selbst ein Ungetüm der Armageddonklasse wäre unfähig, einer derart massierten Attacke zu widerstehen. Es würde überwältigt werden wie ein schwerfälliges Flußpferd in einem Tümpel voller Piranhas.
Die Strategie sollte der Allianz unglaubliche Flexibilität verleihen, aber sie würde einen entsetzlichen Preis dafür zahlen müssen – letztendlich basierte die Strategie auf der Entbehrlichkeit individueller Schiffe und ihrer Besatzungen.
In den Orbitalwerften herrschte großer Bedarf an fähigen Arbeitskräften. Selbst mit Robotern und Nanotechs, die die meiste Arbeit erledigten, blieb die Notwendigkeit menschlicher Aufsicht erhalten. Und die Allianz rekrutierte die meisten menschlichen Werftarbeiter im gleichen Tempo als Besatzung, wie die Schiffe vom Band liefen. Der Ersatz dieser Arbeitskräfte wurde schließlich so dringend, daß vor Ort das Orbitalcollege für Ausbildung und Training gegründet wurde. Die Flotte von Libertyschiffen wurde für junge Männer und Frauen, die sich nach einer Karriere im All sehnten, zu einem schnellen Weg, diesen Traum zu erfüllen – allerdings auch zu einem gefährlichen.
An seinem siebzehnten Geburtstag schrieb Jon Korie sich unter dem zögerlichen Einverständnis seines Vaters im Orbitalcollege ein. Nach zwei Monaten intensiven Trainings, bei dem mehr als fünfzig Prozent der Bewerber ausgesondert wurden, schickte man ihn an der Bohnenstange hinauf. Die ersten zwölf Wochen wurde er als Smutje angelernt – als Küchengehilfe. So unrühmlich und einfach, wie die Arbeit in der Kantine auf den ersten Blick auch ausgesehen haben mochte, vermittelte sie Korie doch die Erkenntnis, daß nahrhafte und aromatische Mahlzeiten das allerwichtigste waren, wenn es darum ging, die Besatzung eines Schiffes bei Laune zu halten.
Korie hatte Glück gehabt: Kochen machte ihm beinahe genausoviel Spaß wie Essen. Er erledigte seine Arbeit mit Begeisterung und schloß die Ausbildung mit einer Bewertung von vierundneunzig Prozent ab.
An seinem letzten Tag bereitete ihm die Küchenchefin, eine winzige Person namens Bertha Fischer, ein Abschiedsessen aus Borscht, gefülltem Kohl, frischem Brot (um den Teller abzuwischen) und einem phantastischen Erdbeerkuchen als Dessert. Sie vergoß zahlreiche Tränen, als würde ihr eigener Sohn sie verlassen. Die demonstrative Zurschaustellung von Sympathie überraschte Korie; er hatte derartige Zuneigung noch nie vorher zu spüren bekommen. Das warme Gefühl blieb ihm noch lange erhalten, als das Abschiedsessen längst Erinnerung war. Von der Kantine wurde Korie zu den Farmbetrieben versetzt.
Die Zubereitung schmackhafter Nahrung war für die Moral an Bord der Libertyschiffe von größter Bedeutung, aber die Produktion derselben war lebenswichtig. Die Farm produzierte nicht nur Nahrung, sie verarbeitete auch Abfälle und Abwässer und erzeugte daraus Dünger. Der Dünger diente aeroponisch gezüchteten Pflanzen als Nahrung. Einige Früchte wurden geerntet und direkt zur Verpflegung verwandt, andere wurden zunächst verflüssigt, um daraus Nährlösungen für die Proteintanks zu gewinnen. Die grünen Blätter der Pflanzen halfen außerdem mit, die Luft an Bord des Schiffs zu regenerieren, indem sie Kohlendioxid aufnahmen und dafür lebensspendenden Sauerstoff ausschieden.
Die Werften unterhielten ihre eigenen großen Farmen – teilweise um ihre eigene Ökologie aufrechtzuerhalten, und teilweise, um die neuen Schiffe, die in den Docks Gestalt annahmen, mit ausreichend Samen versorgen zu können. Jedes neue vom Stapel laufende Schiff hatte eine komplett ausgerüstete Farm an Bord.
Nach einiger Zeit wurde Korie einem der Teams zugeteilt; die die neuen Farmen einrichteten, noch später leitete er eines
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