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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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werden möchte. »Ich habe das Geld bis auf ein paar Bündel aus dem Koffer genommen, meinen Ausweis reingetan, den Koffer auf die Rückbank gelegt und die Handgranate ins Auto geworfen.«
    »Und wann hat er dir die Zahnprothese rausgeschlagen?«
    »Das war schon vorher in Irinas Wohnung gewesen. Etwas Nachdruck bei der Forderung nach dem Schlüssel.«
    »Als du gesehen hast, wie hübsch alles brannte, hast du dich vom Acker gemacht. Warum bist du nicht zu Irina gegangen?«
    »Ich war mir nicht sicher, ob Matzek wirklich weg war. Aber ich dachte, wenn ich Glück habe und man mich für tot erklärt, werden die auch Irina in Ruhe lassen. Zumal der Koffer ja noch im Auto war.«
    »Die müssen doch gehört haben, dass da nur eine Leiche im Auto gefunden wurde«, wandte ich ein.
    »Schon. Aber ich hab eine Nachricht an den Matzek gesimst.« Kurt grinste. »Mit Zirkows Handy.«
    »Was hast du geschrieben?«, fragte ich interessiert.
    »›Tut mir leid, aber die Sache wird mir zu heiß. Ich hau lieber ab. Z.‹« Kurt sah stolz in die Runde.
    »Und dein Handy hast du im Auto gelassen? Mensch, Kurti!«
    »Hättest du mir nicht zugetraut, was? Ihr habt mich früher immer unterschätzt. Eigentlich haben mich alle mein ganzes Leben lang immer unterschätzt.«
    »Also, ich fasse noch mal zusammen«, sagte Volker vorsichtig. »Der Mann in deinem Auto wollte die Kohle allein einsacken und dich aus dem Weg räumen, da hast du ihn mit einer Handgranate umgebracht. Toni wolltest du eigentlich nur einen Schreckschuss verpassen, sie aber nicht ernsthaft verletzen. Und Max hat es erwischt, weil er die gleiche Jacke getragen hat, die du ein paar Tage vorher an Toni gesehen hast. Ist das richtig so?«
    »Exakt«, sagte Kurt strahlend. »Nur gefällt mir das Wort umbringen nicht. Ich bin doch kein Mörder! Er war schon tot, ich schwör’s. Und wenn nicht, dann war es Notwehr.«
    »Dass deine Zahnbrücke nebst abgebrochenem Zahn ins Gras geflogen ist, war also reiner Zufall?«, bohrte ich nach.
    »Nicht ganz. Ich hatte sie in die Jackentasche gesteckt, nachdem Matzek mir die Fresse poliert hat. Und später, als ich gesehen habe, wie lichterloh dort alles brannte, habe ich beides einfach zum Auto geworfen. Das war die Gelegenheit, versteht ihr?«
    * * *
    Ich war völlig groggy. Überrollt von einer Dampfwalze. Erschöpft lehnte ich den Kopf gegen das Polster des Sitzes. Ich spürte, wie Volker an mir vorbei nach dem Schlüssel griff und die Zündung des Wagens schaltete. Dann hörte ich, wie die Scheiben sich senkten, und kühle Luft drang in das Innere des Wagens. Er schaltete die Zündung wieder ab und schien ebenfalls den Kopf gegen den Sitz zu lehnen.
    Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander und lauschten den Geräuschen um uns herum. Vogelgezwitscher perlte durch die Luft, ein letztes Aufbegehren vor dem Schlaf. Wie kleine Kinder, dachte ich. Die drehen auch noch mal auf, wenn sie ins Bett gehen sollen. In der Ferne bellte ein Hund, und es knackte und raschelte im Unterholz. Ein Igel?
    Ich spürte Volkers Hand auf meinem Arm und öffnete die Augen. Die Dämmerung hatte sich über Wiesen und Felder gelegt, und sein Profil hob sich nur schemenhaft neben mir ab.
    »Und? Was hältst du davon?«, fragte er.
    Ich schnaubte leicht durch die Nase. Auch eine Art, »Ich weiß nicht« zu sagen. Mit der Linken tastete ich nach dem prall gefüllten Umschlag in der Tasche meiner Lederjacke. »Ich weiß nur, dass ich noch nie so viel Bargeld auf einmal in der Tasche hatte«, sagte ich. »Aber so richtig wohl fühle ich mich nicht damit.«
    »Das ist doch jetzt wohl zweitrangig.« Volker legte seine Hand in meinen Nacken und zerzauste meine Haare. »Sei doch froh, dass er dir den Schaden bezahlt. Die Versicherung zickt nämlich bestimmt rum, von wegen bürgerkriegsähnliche Zustände oder so. Schließlich ist das kein normaler Schadensfall, wenn ein Auto mit einer Handgranate in die Luft gejagt wird.«
    »Kollateralschaden«, murmelte ich. »Ist aber egal. Ich habe ohnehin nur Haftpflicht.«
    »Dann freu dich einfach drüber und such dir was Schnuckeliges aus.«
    »Darum geht es doch jetzt gar nicht.« Ich massierte mir die Schläfen.
    »Worum geht es dann?«
    Ich seufzte. »Wenn mir jemand vor zwei Wochen erzählt hätte, dass unser Kurti, der Klassenclown, einen Bankdirektor und ein hohes Tier der Stadtverwaltung erpressen und sich dann noch mit einem Batzen Geld aus dem Staub machen würde, dann hätte ich ihn ausgelacht.«
    »Aber genau

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