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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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Abenteuer Familie einzulassen.
    Als seine Freunde nach und nach Kinder bekamen, wäre auch er gerne Vater geworden, aber da war er inzwischen zum zweiten Mal verheiratet und zwar mit einer Frau, die keine Kinder wollte. Sie wollte lieber Karriere machen und sich selbstverwirklichen. Wann immer das Thema zur Sprache kam, hatte sie plausible Begründungen gegen Nachwuchs parat gehabt. Sie konnte wahre Horrorszenarien beschreiben: jahrelanges Windelwechseln gepaart mit nächtlichem Geschrei, weil ständig gezahnt, gebläht oder gehungert wurde. Ihre traute Zweisamkeit wäre auch dahin, von spontanen Reisen ganz zu schweigen, argumentierte sie. Nicht mal in Ruhe fernsehen würde man können, weil es aus dem Kinderzimmer regelmäßig nach Notschlachtung klingen würde.
    Er hatte sich ihr angepasst, bis er endlich gemerkt hatte, dass das Bild, das sie von der Aufzucht des Nachwuchses gezeichnet hatte, nicht oder nur zum Teil der Wahrheit entsprach.
    Bis diese Ehe beendet war, war eine Menge Zeit vergangen. Zu viel Zeit, um doch noch Vater zu werden. Er bedauerte oft, Karla nicht früher kennengelernt zu haben. Sie liebte Kinder, aber sie selbst wollte mit Mitte vierzig keine mehr bekommen. Sie sagte immer, wenn man nicht mehr sicher weiß, ob die Frau, die den Kinderwagen schiebt, die Oma oder die Mutter ist, dann ist es zu spät, um Kinder zu kriegen.
    Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Hallo, die Herren!« Im dicken Wintermantel, mit Schal und Handschuhen gegen die eisige Kälte gewappnet, trat Karla ein. Aus hellbraunen, großen Augen sah sie die Männer durch eine schwarze, zwölfeckige Brille lächelnd an.
    Simon beäugte sie neugierig. Ihr dunkelblondes Haar mit hellen Natursträhnchen war kinnlang. Ihr längliches Gesicht wirkte zart und jugendlich.
    »Ihre Süße, was?«, flüsterte Simon Martin zu. Der erhob sich und ging seiner Frau entgegen.
    »Ja, genau.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Das ist meine Süße!« Erstaunt hob Karla die Augenbrauen. So hatte Martin sie noch niemandem vorgestellt. »Karla, das ist Simon.«
    Simon sprang auf und begrüßte Karla mit Handschlag. »Schön, Sie kennenzulernen«, sagte er lächelnd.
    »Ebenfalls!«
    »Simon«, erklärte Martin, »ist ein zweiradfahrender Mechatroniker, der uns durch seine gute Beobachtungsgabe ein wenig unter die Arme greift.«
    »Prima, dass du so tolle Hilfe hast. Dann kannst du ja bis Weihnachten deine Fälle aufklären.«
    »Kein Problem!« Martin machte eine wegwerfende Bewegung.
    »Ich wusste doch«, ließ sich Simon vernehmen, »hinter jedem erfolgreichen Mann steckt eine starke Frau.«
    Martin staunte nicht weniger als Karla. Der Junge konnte ja richtig charmant sein.
    »Ich zisch dann mal ab. Herr Kommissar, wir sind für heute fertig?«, fragte er in kumpelhaftem Ton.
    »Sind wir.« Martin reichte ihm die Info-Unterlagen vom Schreibtisch. »Melde dich ruhig, wenn du Fragen hast. Sonst melde ich mich demnächst wegen der Unfallchirurgie.«
    »Ach, das haben Sie nicht vergessen?«
    »Der Herr Kommissar vergisst nie etwas«, flüsterte Karla Simon zu.
    »War ja klar!« Er schnappte sich seinen Helm und ging zur Tür. »Also, Ihnen noch ein schönes Wochenende. Und wenn Sie mich wieder mal brauchen, … jederzeit.« Er lachte und verschwand.
    »Süßes Kerlchen!«, sagte Karla amüsiert.
    »Dein süßes Kerlchen ist hier und wird jetzt mit dir den Weihnachtsmarkt unsicher machen.« Er zog sie in seine Arme und küsste sie.
     
    Zehn Minuten später empfing sie der Duft von Mandeln und Bratwurst auf dem Sternschnuppenmarkt. Die leuchtenden Lilien kamen jetzt im hereinbrechenden Dämmerlicht besonders gut zur Geltung und waren neben dem historischen Kinderkarussell und der großen Weihnachtspyramide die Attraktion auf dem Platz. Und das alles im Herzen von Wiesbaden, wo die romantische Kulisse besonders ansprechend war. Das Schloss, das Rathaus, der Landtag und die Marktkirche rahmten den Schlossplatz ein, der einer der besterhaltenen historischen Plätze der Stadt war. Schon zum neunten Mal fand der Weihnachtsmarkt hier statt. Und bis jetzt waren Karla und Martin jedes Jahr hier gewesen. Für beide gehörte das zur Weihnachtszeit einfach dazu.
    Martin war froh, dass Karla die Initiative ergriffen hatte und sie jetzt bei frostigen Temperaturen eng aneinandergeschmiegt an den unzähligen weihnachtlich geschmückten Buden vorüberschlendern konnten. Wer weiß, ob er es sonst geschafft hätte, seinen guten Vorsatz in

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