Innere Werte
teilweise beträchtlich. Das geht durchaus in die Tausende. Immer abhängig von der Dauer der Studie, vielleicht auch von den Risiken.«
»Aber solche Tester braucht man nur für Medikamente, nicht für Operationen, oder?«
»Soweit ich weiß.«
»Möglicherweise war die OP die Folge von so einem Test.«
»Ich glaube, wir sind da auf der falschen Spur.« Martin schüttelte den Kopf. »Wie sollte ein Patient kurz nach einer OP aus dem Krankenhaus in den Kanal gekommen sein? Das macht doch absolut keinen Sinn.«
»Vielleicht hat Milster recht und es war doch Raubmord«, überlegte Michael laut. »Der Arzt bringt Bielmann um, damit er an die Kohle kommt oder sie gar nicht bezahlen muss.«
»Unter den Augen eines ganzen OP-Teams? Wohl kaum.«
»Du hast recht. Das ist Quatsch.«
»Grundsätzlich können wir aufgrund der Handschuhspuren wohl davon ausgehen, dass Bielmanns Mörder ein Mediziner ist oder zumindest im medizinischen Sektor arbeitet.« Martin rieb sich übers Kinn. »Ich würde sagen, wir lassen unsere Gedanken erstmal sacken und machen Schluss für heute.«
»Ein Mann, ein Wort!«, sagte Paul und griff schon nach seiner Jacke.
»Was hast du so Wichtiges vor?«, wollte Michael wissen.
»Bin mit einem Kaffee im Maldaner verabredet.«
»Klingt spannend!«
Und schon war Paul verschwunden. Die anderen hatten es weniger eilig und sortierten noch ihre Unterlagen. Martin telefonierte gerade mit Simon und verabredete sich in einer halben Stunde mit ihm, als es an der Tür klopfte und eine junge Frau ungefragt eintrat. Sie ließ ihren neugierigen Blick durch den Raum wandern und bedachte Martin, Dieter und Michael nacheinander mit einem breiten Lächeln, das den Eindruck vermittelte, als sei sie nirgends lieber als hier. Sie hatte ein solariumgebräuntes, ovales Gesicht. Ihre roten, langen Haare fielen ihr in voluminösen Zickzack-Wellen bis zur Rückenmitte. Durch ihre große Oberweite und ihre eher geringe Körpergröße wirkte sie gedrungen.
»Ja, bitte?«, fragte Martin.
»Hallo!« Zielstrebig kam sie auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Sie sind sicher Herr Sandor.« Martin nickte. »Ich bin Nicole.« Erwartungsvoll blickte sie Martin an.
Der zog die Augenbrauen fragend hoch. »Sollten wir uns kennen?«
»Nur dem Namen nach, denke ich.« Ihre Stimme war freundlich, aber schrill. »Paul hat mich sicher schon mal erwähnt. Ich bin seine Freundin.«
»Ach so.«
»Hier arbeiten Sie also alle.« Wieder blickte sie in die Runde.
»Wenn wir nicht im Maldaner zum Kaffeetrinken sind«, antwortete Michael neckend und dachte dabei an Paul.
»Wo ist Paul denn? Sitzt er in einem anderen Büro?«
»Nein. Paul hat schon Feierabend.«
»Er hat mich gar nicht angerufen.« Ihre blaugrünen Augen verengten sich bei dieser Feststellung. »Wissen Sie, ob er nach Hause gefahren ist? Wann ist er denn gegangen? Vielleicht haben wir uns gerade verpasst.«
»Er ist vor einer Viertelstunde weg.«
»Zu dumm! Ich wollte ihn so gern überraschen. Wissen Sie, Paul liebt Überraschungen.«
Die Kollegen warfen sich einen amüsierten Blick zu, während Nicole ungeniert über Paul referierte. Sie berichtete von seinen Vorlieben, von ihren gemeinsamen Erlebnissen und wie sie sein Beruf begeisterte.
»Ich finde es total klasse, einen Polizisten zum Freund zu haben. Das macht mich richtig stolz und man fühlt sich automatisch sicher. Paul ist für mich mein persönlicher James Bond, sozusagen.« Sie kicherte. »Naja, abgesehen von den supergefährlichen Abenteuern. Darauf kann man als Freundin verzichten. So viel Aufregung würde ich ja gar nicht aushalten. Kein Wunder, dass James Bond keine feste Freundin hat.«
»Unter diesen Umständen ist das wirklich kein Wunder«, bestätigte Martin lächelnd.
»Gut. Dann werd ich mal wieder gehen. Sie haben ja sicher jede Menge Arbeit mit ihren Mördern. Es war schön, Sie alle kennenzulernen.« Nacheinander reichte sie wieder allen die Hand und ging zur Tür. »Vielleicht sehen wir uns ja jetzt öfter.« Mit einem Winken und einem Lächeln verschwand sie.
»Gott bewahre!«, sagte Dieter und verdrehte die Augen, nachdem sie die Tür geschlossen hatte.
»Was hat sich unser Paul denn da angelacht?« Martin lachte kopfschüttelnd, während Michael die Antwort gab.
»Ich würde sagen, ein Rasseweib aus dem Tussi-Toaster. Habt ihr die Oberweite gesehen. Unser Paul, oder sollte ich lieber James sagen, scheint kein Kostverächter zu sein. Und diese Wahnsinnshaare. Das ist ja
Weitere Kostenlose Bücher