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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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Bewährungshelferin dir erlaubt hat, herzukommen«, sagte sie und reichte Nadia eine Limoflasche.
    Bindungen einzugehen war echt nicht Tegans Stärke.
    Nadia nahm die Flasche und klopfte Tegan damit sachte auf den Kopf. »Lass den Quatsch. Heute Abend will ich relaxen.«
    Tegan streckte Nadia die Zunge heraus, dann sagte sie zu mir: »Hey, ich hab was von einem dominikanischen Festival dieses Wochenende gelesen. Vielleicht sollten wir hingehen und deine Wurzeln feiern.«
    Ich machte die Augen zu und schüttelte den Kopf. Auf diese neue Tegan, die sogar mit mir redete, konnte ich verzichten.
    »Lela ist nicht aus der Dominikanischen Republik«, antwortete Nadia für mich.
    »Aber ich bin nah dran, oder?« Tegan machte ein ehrlich ratloses Gesicht, vielleicht weil ich der einzige dunkelhäutige Mensch war, mit dem sie je gesprochen hatte. »Wo bist du denn dann her?«
    »Hm, von hier?«
    Sie verdrehte die Augen. »Nein, ich meine ursprünglich.«
    Meine Hand umklammerte den Riemen meines Rucksacks, bis meine Knöchel weiß wurden. »Von hier.«
    »Ach, komm schon, Lela, ein paar Einzelheiten. Vielleicht haben deine Alten ja auch ein Festival.«
    Ich seufzte. »Ich glaube, ich bin aus Puerto Rico.«
    »Du glaubst? Normale Leute wissen so was doch?«
    Nadia preschte vor und bot mir die Limonade an. »Die kriegst du, wenn du sie nicht umbringst«, sang sie.
    »Weißt du, Tegan«, erklärte ich mit meiner Ein-qualvoller-Todist-noch-zu-gut-für-dich-Stimme, »ich habe meine Mutter nicht mehr gesehen, seit ich vier Jahre alt war, und da bin ich nicht auf die Idee gekommen, sie zu fragen.«
    Tegan nickte, als hätte ich gerade gestanden, dass ich gern
Der Bachelor
guckte. »Das ist wirklich schade. Ich hatte gehofft, dass du Kubanerin bis. Diese Cuba libre find ich super.«
    Nadia schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Wie wär’s, wenn du erst mal die Pizzen bestellst.« Sie reichte Tegan eine Speisekarte.
    Tegan drohte uns mit ihrem hübsch manikürten Zeigefinger und verzog sich in die Küche.
    Als ich meinen Rucksack auf den Wohnzimmertisch stellte, sah ich den großen, dicken Umschlag von der University of Rhode Island. »O mein Gott, ist das, was ich glaube, dass es ist?«
    Nadia nickte. »Heute angekommen. Hast du auch einen gekriegt?«
    »Nein. Ich meine, noch nicht.« Ich nahm den Umschlag und musterte ihn eingehend. »Herzlichen Glückwunsch, Nadia.« Ich grinste. »Sieht aus, als hätten wir heute was zu feiern.«
    Ihr Mund lächelte, aber nicht ihre Augen. »Danke.«
    Sie drehte sich um und ging zur Küche, anscheinend dachte sie, dass ich ihr folgen würde. Aber ich stand einfach da, den Umschlag in der Hand, und überlegte, was sich verändert hatte. Vor einem halben Jahr hatte sie mich praktisch gezwungen, ein Bewerbungsformular auszufüllen. Bis dahin hatte ich nie ernsthaft über die Zukunft nachgedacht. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, ums Überleben zu kämpfen. Als ich Nadia kennenlernte, wurde alles anders. Also hatte ich die Bewerbung ausgefüllt und abgeschickt. Anfangs war Nadia in Hochstimmung. Sie machte mit mir einen Rundgang auf dem Campus, schwärmte ununterbrochen davon, wie toll es wäre, wenn wir beide genommen würden. In letzter Zeithatte sie aber nicht mehr so viel darüber geredet. Ich legte den Umschlag wieder hin und ging in die Küche.
    Ein paar Stunden später lümmelten wir vor dem Megaflachbildfernseher im Wohnzimmer. Tegan war nach dem dritten Glas Merlot ziemlich hinüber.
    Nadia drückte ihr Weinglas an die Brust, als hätte sie Angst, es fallen zu lassen. »Du bist die Erste, die mir gratuliert hat, weil die URI mich nimmt. Tegan war nicht sonderlich beeindruckt, weil sie auf die Wellesley geht, und Mom …«
    Ich stellte meine Limo auf einen Untersetzer und machte den Ton des Fernsehers aus. »Ich vermute mal, sie war nicht glücklich?«
    Es gab nicht viel, was Mrs. Vetter glücklich machte – vor allem seit ich mit Nadia befreundet war. Ich hatte sie nicht gekannt, bevor Nadias Vater starb, also versuchte ich, ihr nicht unrecht zu tun.
    Nadia schüttelte den Kopf und nippte an ihrem Wein. »Sie will, dass ich mit Teg auf die Wellesley gehe.« Sie lächelte traurig. »Ich würde lieber hier bleiben. Die URI war gut genug für meinen Dad …«
    Ich stand auf, trat ans Fenster, schob die schweren Vorhänge ein wenig zurück und schaute hinaus auf die Narragansett Bay. Nadia war es gewesen, die das Thema College aufgebracht hatte, und ich hatte mir ausgemalt,

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