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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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Gesicht baumeln.
    »Was zum Teufel wolltest du damit erreichen? Die Aufmerksamkeit auf dich lenken? Kriegst du etwa nicht genug von mir?« Er kniff mich in die Hüfte und legte sich auf mich, zerquetschte mich, während er mir seinen nach Bier stinkenden Atem ins Gesicht blies. Ich war so benommen und orientierungslos, dass ich diesmal nicht einmal versuchte wegzukommen.
    Ich griff mir an den Hals und zuckte zusammen, als ich die rohen, geschwollenen Striemen berührte. Dann sah ich Rick ins Gesicht. Es war wut- und angstverzerrt, aber in seinen Augen flackerte auch eine Erregung, bei der mir schlecht wurde. Ich wusste, was jetzt kam.
    Mein Schädel brummte und die Stimmen der monströsen Wächter hallten in meinem Kopf wieder, als Rick mich auf mein Bett warf. Seine plumpen Finger packten mich am Nacken, rissen an meinen verschwitzten, wirren Haaren, drückten mein Gesicht auf das Laken. »Ich lasse nicht zu, dass dir was passiert, Baby.« Seine Stimme war jetzt sanfter und davor graute mir.
    Als er mir mit heiserer Stimme versicherte, welches Glück ich gehabt hätte, dass er mich rechtzeitig gefunden hatte, dass er nicht zulassen würde, dass ich in der Psychiatrie oder auf der Straße landete, dass er nichts verraten würde, wenn ich den Mund hielte, dass mir sowieso niemand glauben würde, dass ich es noch nie so gut gehabt hätte … starrte ich an die Wand. Aber alles, was ich sah, war das Selbstmordtor, das sich für mich auftat, mich heimrief. Das tat mir mehr weh als er. Weil ich jetzt wusste, dass der Tod kein Ausweg war.
    Ich blinzelte, als ich wieder ins Jetzt zurückkehrte. Der Wasserhahn war noch offen, der Becher in meiner Hand lief über. »Das kannst du mir glauben«, sagte ich zu Nadia, als ich das Wasser abdrehte. »Es gibt keinen besseren, glücklichen Ort, wo du hingehen kannst. Flucht löst keine Probleme. Und als Zombie herumzulaufen auch nicht. Schau, dass du hier mit deinem Mist klarkommst, Nadia. Und zwar ohne Drogen.«
    »Du hast gut reden, du trinkst nichts, du schluckst nichts. Du bist stark. Und ich kann mich nicht mal gegen meine eigene Mutter wehren.« Ihre Stimme klang kratzig, als würde sie die Tränen unterdrücken.
    Ich sah zu ihr hinunter. Ich war nicht stark. Der einzige Grund, warum ich keine Drogen nahm, war meine Heidenangst, die Kontrolle zu verlieren, mich nicht mehr wehren zu können. Und in meinem Kopf ging es schon unheimlich genug zu. Wenn ich stark wäre, dann wäre es mir gelungen, über das alles hinwegzukommen. Zwei Jahre war es her, seit ich versucht hatte zu sterben. Mein Leben war jetzt so viel besser. Aber Nacht für Nacht wollte mich die dunkle Stadt schlucken, als hätte sie mich nicht ganz losgelassen, als ich ins Reich der Lebenden zurückkehrte. Dann wieder tauchte dieser grauenhafte Ort in meiner Nähe auf, als würde er darauf warten, dass ich wiederkomme. Und diese finstere, tiefe Stimme wisperte mir zu, drängte mich zu bleiben.
Perfekt
, sagte das unsichtbare Ungeheuer dann immer und sein ekelhafter heißer Atem streifte meinen Nacken.
Du bist perfekt.
Jedesmal schnappte ich beim Aufwachen nach Luft oder rieb mir die Augen, bis die echte Welt wieder da war, und fragte mich, warum es mich nicht in Ruhe ließ. Jetzt hatte ich doch etwas, wofür ich leben wollte. Ich würde nie dorthin zurückgehen.
    Ich stellte den Becher ab und lehnte mich gegen das Waschbecken. »Du bist stärker, als du denkst. Wenn du das nicht wärst, würdest du es nicht aushalten, mit mir befreundet zu sein.« Ich versuchte es mit Humor, um die Erinnerungen zu vertreiben, die in meinem Kopf lärmten.
    Sie lächelte und verdrehte die Augen. »Du machst es einem nicht leicht.« Ihr scherzhafter Ton beruhigte mein pochendes Herz. Sie klang fast wie sie selbst.
    Das gab mir Mut. Ich hob das Pillenfläschchen vom Boden auf und gab es ihr. »Das werde ich auch nie. Kipp sie ins Klo.«
    Sie nahm das Fläschchen und musterte es genau. Mir war klar, dass sie gern widersprochen hätte, aber dann sah sie zu mir hoch und nickte. Wie in Zeitlupe schüttete sie die Pillen in die Toilette und spülte – offenbar hatte sie schon so viel geschluckt, dass ihr schummrig war. Sie blinzelte, als die grünen Tabletten herumwirbelten und verschwanden. Erleichtert atmete ich auf. »Wenn du dich wieder so fühlst, redest du dann mit mir? Bevor du zu einem Dealer rennst?«
    Ihre Wangen liefen rot an. »Klar. Mir geht’s trotzdem gut.« Ihre hellblauen Augen fanden meine. »Sag es niemandem, okay? Es

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