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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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schüttelte mir erneut die Hand. »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
    »Guten Tag, Doktor …«
    »Ein so guter Kleinstadtarzt, wie man ihn sich nur wünschen kann«, lobte ihn Mary, nachdem er gegangen war. »Anscheinend hat er neuerdings jedoch nichts weiter zu tun, als Kindern auf die Welt zu helfen. Er hatte auch alle meine Babys geholt.«
    Ich hoffte, die Nachfrage wäre nicht zu unhöflich, aber ich konnte dem Drang einfach nicht widerstehen. »Mit wie vielen Kindern hat Gott Sie gesegnet, Mary?«
    »Mit neun …« Sie tätschelte abwesend ihren Bauch, »… dieses hier mitgerechnet.«
    Neun Kinder und keinen Ehemann, um die Verantwortung zu teilen, dachte ich mitleidig. Sie war wahrlich eine starke Frau. »Es muss sehr schwer für Sie sein, das so ganz alleine zu bewältigen.«
    »Oh, mein Stiefvater hilft mir sehr. Es ist nur so, dass er jetzt langsam zu alt wird. Und Paul … nun ja …«
    Auf einmal war ein Poltern im Hinterzimmer zu hören, begleitet von etwas, das ich als gedämpftes Stöhnen eines Menschen interpretierte. »Was hat er jetzt wieder gemacht?«, meinte Mary und seufzte. »Ich bin gleich wieder da.« Sie hastete durch die Tür hinter dem Tresen.
    Ich konnte nicht anders, als das Gespräch mit anzuhören:
    »Kannst du nicht warten ?«, beschwerte sich Marys Stimme gedämpft.
    »Nein, nicht mehr lange zumindest.« Eine männliche Stimme, die bedrückt klang.
    »Aber da draußen ist ein netter Mann, und er hat mich zum Essen eingeladen! Jetzt …« Eine Pause, dann hörte es sich an, als würde sie aufstöhnen, »… setz dich wieder auf deinen Stuhl! Du musst noch ein bisschen warten! Es wird nicht mehr lange dauern …«
    »Ich versuch’s …«
    Mary kehrte mit einem verlegenen Lächeln im Gesicht zurück, beugte sich zu mir herüber und flüsterte: »Das war Paul, der versucht hat, meine Aufmerksamkeit zu erregen.« Sie schien, den Zorn, den sie verspürte, zu unterdrücken. »Der Grund dafür, dass Sie ihn nicht sehen können, sind seine Verletzungen. Er ist deswegen sehr gehemmt, seit er vor einigen Jahren diesen schweren Unfall hatte.«
    Es war egoistisch, aber innerlich zuckte ich zusammen, als ich erkannte, dass sich das lebende Vorbild für Lovecrafts »Ladenmitarbeiter« gleich auf der anderen Seite dieser Tür aufhielt und für mich doch unerreichbar war. Und was hatte er für Verletzungen? Mir fiel jedoch kein Weg ein, mich auf höfliche Art und Weise danach zu erkundigen.
    »Er darf sich hinten aufhalten, während ich arbeite, damit er sich nicht so einsam fühlt. Manchmal schläft er sogar hier, wenn ihn niemand nach Hause fahren kann.«
    »Oh, verstehe. Es ist, ähm, schön, dass Ihnen das möglich ist«, war alles, was ich dazu herausbrachte, aber was konnte sie mit Setz dich wieder auf deinen Stuhl sonst gemeint haben? Und diese Bemerkung, dass ihn jemand nach Hause fahren müsse?
    Es konnte nur bedeuten, dass er im Roll stuhl saß.
    Die Situation hatte ihre vorherige Leichtigkeit verloren, aber mein Egoismus zwang mich dazu, noch einmal auf das Thema zurückzukommen. »Bevor ich gehe, würde ich Sie gern noch etwas fragen.«
    Sie beugte sich vor, stützte beide Ellenbogen auf den Tresen, legte das Kinn auf die Fäuste und lächelte mich fast schon verträumt an, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass meine Anwesenheit der Grund dafür sein sollte. »Sie können mich fragen, was Sie wollen, Foster. Sie sind ein sehr interessanter Mann.«
    Hatte ich gerade hörbar geschluckt? Hoffentlich nicht. »Ich habe beschlossen, mir draußen einen ruhigen Ort zum Lesen zu suchen«, bei diesen Worten hielt ich mein Buch in die Luft. »Es muss faszinierend sein, die Geschichte zu lesen, deren Schauplatz Lovecraft unter dem Einfluss der direkten Eindrücke dieser Stadt geschaffen hat. Das ist meine Lieblingsgeschichte, und ich werde sie in einem völlig neuen Licht sehen, wenn ich sie hier erneut lese.«
    »Ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen«, erwiderte sie. »Aber das Olmstead, das Sie heute sehen, hat nichts mehr mit dem zu tun, das Mr. Lovecraft vor so vielen Jahren vor Augen hatte.«
    »Genau das denke ich auch!«, rief ich aus. »Hätten Sie zufällig eine Fotografie von Olmstead vor dem Wiederaufbau? Ich würde sie gern mit Lovecrafts Beschreibungen in dem Buch vergleichen.«
    »Wir hatten nie eine Kamera, aber …« Sie hielt einen Finger hoch. »Es gibt da einen Mann, mit dem Sie reden könnten. Nun, vielleicht ist das aber doch keine so gute Idee.«
    Wollte sie

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