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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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schön, dich zu sehen! Ich dachte, du lebst mit Frank in Brisbane? Wo ist er überhaupt?«
    Glitzy grinste und ergriff die Hand eines hoch gewachsenen dunkelhaarigen Mannes. »Sag schön guten Tag, Joaquin, das sind meine Freundin Henrietta und ihr Mann lan. - Kinder, das ist Joaquin,
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    mein Mann. Joaquin Palacios de Montero Nicolau.« Glitzy fing ihren fragenden Blick auf. »Ich hab mich Vorjahren von Frank scheiden lassen. Klappte einfach nicht mehr mit uns, er war immer so entsetzlich ernsthaft und betroffen von dem Elend dieser Welt. Ich meine, ist ja ganz lobenswert, aber da spendet man ein nettes Sümmchen und geht zur Tagesordnung über, man muss sich nicht ständig zerfleischen. Das war mir zu anstrengend.«
    »Hi ihr könnt mich Joe nennen«, grüßte der Mann mit dem klangvollen katalanischen Namen in breitestem australischem Englisch, »lasst uns einen trinken gehen. Ich vertrockne.« »Auf zum Heavenly Bills!« rief Glitzy, den Spitznamen des Beverly Hills, des Hotels in Umhlanga, benutzend, das für seine himmelschreienden Preise berüchtigt war. Sie sauste davon, ihre braunen Beine blitzten unter dem geschlitzten königsblauen Kleid hervor. »Wir können nicht mitkommen«, verabschiedete sich Tita, »ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Wir kommen später nach.« Die Terrasse vom Beverly Hills war voll besetzt. »Das haben wir gleich«, sagte Glitzy, schnippte mit den Fingern, und zwei Minuten später stand ein Tisch ganz vorn, dort, wo das Grundstück zum Strand abfiel. »Wir wohnen hier«, erklärte sie, »wir haben eine nette Suite ganz oben.« Unter dem dottergelben Sonnenschirm hatten sie nun die schönste Aussicht über die ferne Bucht von Durban im Süden, die weiße Bauten wie aufgefädelte Perlen säumten, nach Norden den Strand hinauf, der im Hitzedunst flimmerte wie eine Fata Morgana, dorthin, wo das richtige, das wilde Afrika lag. Als sie bestellt hatten, umarmte sie ihre Freundin noch einmal. »O
    Glitzy, ist es schön, dich wieder zu sehen. Wie geht es deinem Bruder und deinen Eltern?«
    »Duncan geht es prima! Er und Joy haben einen Haufen Kinder. Wenn ich sie in Botswana besuche, muss ich immer nachzählen, ob es nicht schon wieder mehr geworden sind. Daddy ist Anfang 1980 gestorben, und Mummy ist danach zurück nach Schottland gezogen. MC hat sich ein altes Cottage gekauft und müht sich, unter grauen Regenwolken Rosen zu züchten.«
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    »Dein Vater war doch kerngesund - was ist passiert?« »Er war auf der Jagd nach Wilderern, die uns dutzendweise die Im-palas auf unserer Wildfarm abgeknallt haben, und du weißt, wie Daddy seine Antilopen hegte. Er hat einen der Kerle erwischt und nicht gemerkt, dass noch ein Zweiter im Busch versteckt war. Der hat ihn erschossen. Sein Begräbnis wurde zu einem gesellschaftlichen Ereignis.« Glitzy rührte in ihrem Daiquiri. »Wir hatten mehr als zweihundertfünfzig Leute hinterher zum Leichenschmaus auf der Farm. Daddy hätte es genossen. Er ist stilvoll in den Himmel der großen, weißen Jäger eingegangen.«
    Der Sonnenschirm schlug zurück, Henrietta blinzelte gegen die Sonne, ihre Augen tränten. Sie zog den Taschenspiegel heraus, um ihr Make-up zu kontrollieren, und sah inmitten einer Gruppe aus dem Hotel herauskommender Gäste den Mann, mit dem sie zusammengestoßen war. Erstaunt drehte sie sich um, er hatte nicht wie einer gewirkt, der hier einen Drink nehmen wollte. Oder konnte. Ein kleiner Whiskey war schon sündhaft teuer. Doch sie konnte ihn nicht entdecken. Es war wohl ein Trugbild gewesen. »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte lan leise. Seine Frage löste Unbehagen in ihr aus. War es doch kein Trugbild gewesen? Verfolgte sie dieser Mann? Mein Gott, dachte sie aufgeschreckt, vielleicht ist es einer von BOSS! Verstohlen sah sie sich um, aber der Mann war nicht zu sehen. Langsam schüttelte sie den Kopf. »Nein, es ist alles in Ordnung - ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, aber es war ein Irrtum. Lebt ihr jetzt in Südafrika?«, fragte sie Glitzy und Joaquin.
    »Bin ich lebensmüde? Südafrika wird bald in einem Blutbad versinken! Mandela soll freigelassen werden. Ich meine, du glaubst doch nicht, dass der und alle anderen Schwarzen einfach zur Tagesordnung übergehen? Die werden Rache nehmen
    - kann man ja eigentlich verstehen; wenn ich schwarz wäre, würde ich auch Bomben schmeißen«, setzte sie trocken hinzu, »nein, wir leben schön friedlich an der Küste von Queensland. Joaquins Eltern haben da Ländereien und ein

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