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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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Konsequenzen an mit dem Hinweis auf Freiheitsberaubung und verlangte, sofort mit dem Botschafter zu sprechen. Die hat das überhaupt nicht interessiert!« Er schlug auf den Tisch, und Henrietta zuckte zusammen. »Im Gegenteil, einer zielte seine Waffe genau auf meine Magengegend.« Er rieb sich gefühlvoll die Stelle.
    »Als ich sagte, dass ich mein Hemd ausziehen wollte, kam keine Reaktion, so hob ich Zentimeter für Zentimeter mein Hemd, zog es sehr, sehr langsam über den Kopf.« Seine Nacktheit hatte er als das Erniedrigendste empfunden, was er bisher erlebt hatte. Unter dem kalten, wachsamen Blick seines vierschrötigen Wächters hatte er sich sein blutbeflecktes Unterhemd um die Hüften gewickelt, die Enden wie eine Windel zwischen den Bei-458
    nen durchgezogen und sie mühselig verknotet, denn eigentlich waren sie zu kurz gewesen.
    »Meine Hand tat teuflisch weh, und der, der mich bewachte, ein kräftiger, untersetzter Kerl, hatte Augen von derartig brutaler Kälte, dass ich langsam anfing zu glauben, was ihr mir erzählt hattet! Sie waren zu fünft im Auto, drei bei mir im Käfig, zwei vorn. Mit kreischenden Reifen und Sirenengeheul rasten wir im Konvoi aus dem Slum raus über den Highway nach Durban. Ich saß da als jämmerliche Witzfigur mit meiner Windel. >Steckt ihn zu Venus, der wird schon was mit ihm anfangen könnend, rief einer meiner Aufpasser. Ihr röhrendes Gelächter, die viel sagenden Blicke und eindeutigen Gesten ...«, Jan stand auf, wanderte gesenkten Kopfes auf der Terrasse umher, »... mir ... drehte sich der Magen um, ich hatte eine Scheißangst! Kurz daraufhielten wir im Hof des Polizeihauptquartiers, der mit den kalten Augen brüllte: >Willkommen im Hotel ohne Wiederkehr und schob mich ins Gebäude.« Er schwieg, bückte sich, hob einen Marienkäfer hoch, ließ ihn an seinem Zeigefinger hochklettern, und als der davonschwirrte, sah er ihm lange nach. Auch sie verfolgte den kleinen Käfer so lange mit den Augen, bis dieser nur noch ein winziger Punkt im Sommerhimmel war. »Halt durch, er muss darüber reden«, flüsterte lan neben ihr. Sie nickte, schlang ihre Hände ineinander und wartete. »Ich hatte das Gefühl, keine Verbindung mehr zu meinem Körper zu haben«, drang die Stimme Jans wieder an ihre Ohren, monoton, ohne jeden Ausdruck, als könne er seine eigenen Worte nicht ertragen, »ich ... ließ einfach mit mir geschehen. Man fummelte an mir herum, packte meine Hände, jemand wischte das Blut von den Fingern und drückte sie auf das Stempelkissen, stieß mich auf einen Stuhl vor eine weiße Wand. Blitzlicht blendete mich ... es kümmerte mich nicht, versteht ihr? Das war nicht ich, mit dem das passierte, ich sah nur zu.« Jan hatte wieder begonnen, auf und ab zu wandern. »Jemand warf mir dann ein Bündel Stoff zu, das sich, als es auseinander fiel, als Hemd und Hose entpuppte, und befahl mir, es anzuziehen ... das Zeug war steif vor Dreck und kribbelte auf der Haut, und es stank
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    fürchterlich, so nach Angst und Erbrochenem, aber wenigstens bedeckte es meine Blöße. Dann gab man mir eine Binde, und ich konnte endlich meine Hand verbinden.«
    Henrietta hörte seine Worte nur aus weiter Ferne. Die Anspannung schlug ihr auf den Kreislauf, ihr war ein wenig schwindelig, als hätte sie zu viel Alkohol getrunken.
    »>Name?< Der, der mir Hemd und Hose zugeworfen hatte, saß am Computer, Zigarette zwischen den Lippen - seine Zähne und Finger waren ganz gelb von Nikotin. >Jan Cargill<, antwortete ich ihm, und die Computertasten klickten.
    Plötzlich pfiff er durch die Zähne. >Ach, sieh einer an, wen haben wir denn da?< Er druckte die Information aus und ging hinaus und kam in Begleitung eines älteren Polizisten, der ein paar goldene Streifen auf den Schulterklappen seines Hemdes trug, zurück. Sie musterten mich schweigend.
    >Das Alter stimmt nicht, es muss der Sohn sein<, sagte der Ältere, der mit seinem rosigen Gesicht und hellblauen Augen hinter der tropfenförmigen Brille eher wie ein Geistlicher oder Arzt aussah als ein Polizist.« Jan hielt in seinem rasdosen Wandern inne, wirbelte herum. »Könnt ihr euch vorstellen? Die haben mich mit Daddy verwechselt, die haben euch immer noch im Computer!«
    Henrietta musste die Augen schließen, um den Schrecken aufzufangen, der sie durchfuhr. Hörte das denn nie auf? Würde sie sich nie aus den Fängen der Vergangenheit befreien können? Wie durch Watte gedämpft hörte sie Jans Stimme.
    »Es dauerte eine Weile, bis sie merkten, dass

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