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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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Bissstellen genau. »Hast du gesehen, welche Schlange es war? Es ist wichtig, damit wir das passende Serum spritzen können.« Er hatte nur den Kopf geschüttelt. Sprechen konnte er nicht, seine Zähne klapperten im Schock.
    Auch Henrietta hatte sich über ihn gebeugt, die Bisse betrachtet. »Wir müssen wissen, welche Art es war. Er ist allergisch gegen ein paar Proteine, und das Serum könnte einen Schock auslösen. Wir können das nur riskieren, wenn es eine von den großen vier gewesen ist, Mamba, Kobra, Puffotter oder Gabunviper.«
    Wieder hatte sie die Bisse untersucht. »Sie sehen merkwürdig aus, sehr breit, nicht sehr tief. Ich glaube nicht, dass es eine Mamba war, sonst wäre es jetzt schon zu einer Reaktion gekommen.«
    »Johnnie! Zeig uns, wo es war. Vielleicht finden wir das Biest noch!« Mit diesen Worten hatte der weiße Garne Ranger, ein drahtiger Mann mit üppigem, rotem Bart, den bibbernden Malabuli im Laufschritt zurück in den Busch gezerrt. Nach fünf oder sechs Minuten waren sie zurückgekehrt, und der Ranger hielt etwas in seiner Faust und warf es auf den Tisch. Es war ein totes Perlhuhn, dem jemand das Genick umgedreht hatte. »Er hat auf ein verfluchtes Perlhuhnnest geschissen, und Mutter Perlhuhn hat ihm das übel genommen und ihn in den Hintern gehackt!«, hatte er hervorgepresst, bevor er brüllend vor Lachen auf einen Campingstuhl gefallen war.
    Auch Henrietta lachte jetzt.
    Jan grinste schief. »Die Narben an meinem Hinterteil sind noch heute fühlbar.
    Daran erinnerte ich mich jetzt im Durban Central und musste trotz meiner ausgesprochen unangenehmen Situation auch lachen. Die Kerle zuckten verunsichert zurück. Wie damals bei den Büffeln brüllte ich los und vollführte meinen Kung-Fu-Tanz. - Es wirkte! Mann, war ich erleichtert. Die Männer zogen sich zurück, einer lachte, und plötzlich war ein Platz direkt am Gitter frei, wo die Luft am erträglichsten war. Ich hab an den Gitterstäben gerüttelt. >Ich bin deutscher Tourist<, hab ich gerufen, so laut ich konnte, >ich will meinen Botschafter anrufen, jetzt sofort!< Die einzige Antwort 465
    war ein höhnisches Kichern aus der Tiefe des Zellenkomplexes und ein lautes
    >Maul halten!< von einem der Wärter. Irgendwann dann erschien Julius Kappenhofer mit seinen Anwälten und walzte alle platt, äußerst höflich, äußerst zivilisiert, aber effektiv wie eine Dampfwalze. Das Konsulat in Durban stellte mir einen Er-satzpass aus, denn meiner blieb verschwunden. Sixpack, Rastalocke und Lizzie fingen sie - Vollmondgesicht ist ihnen entwischt - und stellten sie mir gegenüber. Lizzie heulte und sah so jämmerlich aus, dass ich denen sagte, dass sie nichts getan habe. War gelogen, aber was soll's! Sie haben sie freigelassen.«
    »Wie haben sie dich nach Julius Kappenhofers Auftritt behandelt?«, fragte lan.
    »Mich? Wie ein rohes Ei! Offensichtlich war Julius Kappenhofers Freund, der Polizeiminister, sehr deutlich geworden. Tita und Neu holten mich dann ab.
    Etwas abseits wartete Lizzie, das currygelbe Oberteil eng unter der Brust geknotet, der oberste Knopf der Jeans offen, so stand sie da und spielte herausfordernd mit dem Glitzerstein, den sie im Nabel trug. Tita muss meinen erstaunten Blick gesehen haben. >Kennst du die<, fragte sie, »manche von ihnen sind wirklich Schönheiten, nicht? Ich hab sie nur angestarrt, ich verstand nicht, was sie meinte. Sie erklärte es mir dann. >Farbige. Sie ist eine Farbige. Indische Mutter vielleicht und ein gemischter Vater, sonst hätte sie nicht die Augen und diesen herrlichen Teint. Beneidenswerte« Er nahm noch einen Schluck Cola aus der Dose, ehe er fortfuhr. »Milchschokolade, ich dachte nur an Milchschokolade und an ihre Lippen. Süß und klebrig von Pfefferminz waren sie gewesen, und der sonnenwarme, reife Apfelduft ihres Körpers stieg mir wieder in die Nase. Aber der Raubtiergeruch von Rastalocke, der Gestank nach Erbrochenem und Angst - meiner Angst - überdeckten ihn in Sekundenschnelle, und ich wandte mich von Lizzi ab. >Scheiß Land<, sagte ich auf Deutsch und stieg in Neils Wagen. - Den Rest kennt ihr.« Jan stand auf, ging in den Garten.
    Henrietta schloss die Augen, musste für ein paar Augenblicke für sich allein sein. Er war in Ordnung, er hatte keine bleibenden Verletzun-466
    gen. Ihr Lebensfluss hatte, wie Sarah es ausdrücken würde, mal wieder eine Stromschnelle passiert. Eine äußerst gefährliche diesmal. »Schwein gehabt«, murmelte lan.
    Am Sonnabend danach entdeckte sie im

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