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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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sie diese an der Bushaltestelle hocken. Einem Im-77
    puls gehorchend, sprach sie sie an. »Warum hast du dich Augusta genannt? Woher wusstest du von ihr?«
    Margaret betrachtete ihre Füße, schob eine leere Bierdose hin und her und brummelte etwas Unverständliches. »Ich kann dich nicht verstehen!«
    Margaret hob flüchtig ihren Blick, versteckte sich aber gleich wieder hinter ihren niedergeschlagenen Lidern. »Hab sechs Kinder, ich brauchte den Job«, presste sie endlich zwischen den Zähnen hervor, »hatte davon gehört.«
    So einfach war das? Keine Verbindung zu denen, die sie am meisten hier fürchtete? Nur eine arme Frau, die sechs Kinder zu ernähren hatte und keinen Job finden konnte?
    Wut, dass sie auf Sarahs Ränke hereingefallen war, stieg in ihr hoch wie eine heiße Flamme. Sie fühlte sich als Spielball, manipuliert -und ja, auch hintergangen.
    »Lass es gut sein«, warnte lan, »du weißt nicht, was dahinter steckt. Die haben das unter sich ausgemacht, halt dich da raus. Du kannst eh nichts mehr ändern.«
    Sie musste zwei Stunden den Strand auf und ab laufen, ehe sie sich beruhigt hatte.
    Die vier Cargills fügten sich wieder in das Leben in Umhlanga ein, als hätten sie Südafrika nie verlassen, als hätten die vier Jahre in Deutschland parallel auf einer anderen Ebene stattgefunden, als wären sie nur Traum gewesen.
    Sie zeigten Julia und Jan das Land, in dem sie geboren waren, und es stellte sich heraus, dass sie Afrika in ihrem Blut trugen. Jeden Tag erkannten sie mehr wieder, traumwandlerisch sicher fanden sie sich zurecht. Ein wenig leichtsinnig allerdings durchstreiften sie dichtes Buschwerk und hohes Gras, mussten noch lernen, dass es gefährlicher war als die Wiesen um den Tegernsee.
    »Denkt immer daran, was Titas Mutter passiert ist«, warnte sie die beiden. Die Geschichte gehörte zum Legendenschatz der Familie 78
    Kappenhofer. Titas Mutter war eine Dame der Gesellschaft, die berühmt war für ihre zerbrechliche Schönheit, für ihre magnolienweiße Haut, ihre roten Haare, ihre grüne Augen und der die Männer zu Füßen lagen und die Frauen die Augen auskratzen wollten. Sie war auf einer Farm in Kenia aufgewachsen, konnte reiten und schießen, einem Kalb auf die Welt helfen und elegante Dinnerpartys geben. Sie war aus bestem, härtestem Pionierholz geschnitzt. Afrika bringt solche Frauen hervor.
    »Sie stand im Garten unter einem Zitronenbaum«, hatte Tita erzählt, »und besprach mit unserem Koch Jock das Menü für das Weih-nachtsdinner. Sie trug ein weißes Hemdblusenkleid, das ist wichtig für die Geschichte. Sie redete und redete und merkte nicht, dass dem armen Jock vor Angst fast die Augen aus den Höhlen traten. Er fixierte einen Punkt neben ihrem Kopf, klappte seinen Mund auf und zu und bekam außer einem Grunzen nichts heraus.« »Geht es dir nicht gut?«, fragte Mrs. Kappenhofer, etwas ungehalten über die Unterbrechung, denn schließlich besprach man hier eine wichtige Angelegenheit. »Bitte reiß dich zusammen!« Jocks schwarze Haut wurde aschgrau, er verdrehte die Augen und sackte plötzlich vor ihren Füßen zusammen.
    Irritiert starrte Mrs. Kappenhofer auf den bewusstlosen Mann. »Jock steh auf, um Himmels willen, was soll der Unsinn, deine Uniform wird ganz schmutzig!«
    Sie wollte sich eben zu ihm hinunterbeugen, als sie etwas Kühles, Glattes in ihrem Nacken fühlte. »Sie wusste sofort, was es war«, berichtete Tita mit Schaudern. »Eine Schlange.« Hier pausierte sie stets, damit ihre Zuhörer sich ordentlich schütteln konnten, um dann noch eins draufzusetzen. »Sie reagierte kalt wie eine Hundeschnauze, rührte sich keinen Millimeter. Die Schlange kroch aus dem Zitronenbaum herunter unter ihr schulterlanges Haar, da, wo es schön warm und dunkel ist, fand den Rückenausschnitt ihres Kleides und glitt hinein.
    Das wäre der Moment gewesen, wo ich einen Herzschlag bekommen hätte, aber nicht Mummy.« Mrs. Kappenhofer öffnete ruhig ihren Gürtel, knöpfte sacht ihr 79
    Kleid auf und schlüpfte mit einer schnellen Bewegung heraus. In Büstenhalter und Slip marschierte sie zu dem Gewehrschrank ihres Mannes, holte eine Schrotflinte heraus und schoss die Schlange in Stücke. Dann rief sie ihren Hausboy. »Verbrenn das Biest, sonst kommt sein Gefährte und sucht es.« Danach begab sie sich ruhig ins Haus, vorbei an den glotzenden Hausangestellten, als trüge sie noch ihr Kleid und nicht nur einen weißen Spitzenbüstenhalter und ein etwas durchsichtiges

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