Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
>haut ab!< Und dann hörte ich Trampeln von Polizistenstiefeln auf dem Pflaster und wurde mutig. Trotz der Schmerzen warf ich mich vor und umklammerte Lizzies Beine, die losheulte wie eine Sirene.
    Sixpack hämmerte mir seine Faust zwischen die Schultern und zwang mich, die Arme zu öffnen und sie freizugeben. Statt ihrer packte ich meine Reisetasche, entschlossen, sie nicht loszulassen. Aber die hoben mich einfach an Schultern und Hosenboden hoch wie einen Kartoffelsack und warfen mich auf die Ladefläche eines Kleintransporters, eines Pick-ups. Mit der Reisetasche in der Hand! Das Mädchen sprang hinterher, kroch über mich hinweg und setzte sich auf die Holzbank.« Er schloss für Momente die Augen. »Sie roch gut- so heiß, so lebendig. Süß.« Die letzten Worte kamen sehr leise, als hätte er sie nur für sich gesprochen, und längst schien es Henrietta, als würde er alles noch einmal durchleben. »Wir jagten um die Ecken«, fuhr er fort, »die Türen des Pick-up waren offen, schlugen hin und her. Der Polizeiwagen hinter uns jaulte.
    >Bist du verrückt<, fauchte Lizzie ihren Bruder an, >was sollen wir mit diesem Quarkarsch? Der hat uns
    452
    doch alle gesehen!< - Mir ging der Hintern auf Grundeis, kann ich euch versichern, denn sie hatte Recht.«
    Sixpack hatte ein stilettähnliches, äußerst unangenehm aussehendes Instrument hervorgezogen und gelacht. »Scheiße, Mensch, ich will doch nur diese Reisetasche, und der blöde Kerl lässt sie einfach nicht los, und mit dem Ding hier krieg ich seine Handgelenke nicht durchgesäbelt!«
    »Dann hat er mir den Fuß in die Seite gerammt und wieder gelacht.« Er machte es vor. Ein raues, vergnügtes Hehe, dann ein höhnisches Hohoho, und ihr lief es kalt den Rücken hinunter. »Ich versuchte so vorsichtig zu atmen, dass meine Rippen nicht zu sehr schmerzten, dachte an Julia, überlegte, was sie wohl jetzt unternehmen würde. Angst hatte ich nicht, ich war viel zu wütend. Dann fiel mir der Koffer ein. >Mein Koffer steht noch in der Halle<, brüllte ich,
    >wie krieg ich den jetzt wieder, ihr Mistkerle?< - >Keine Angst Bruders sagte Sixpack und knallte mir einen Koffer auf die Zehen. -Es war mein Koffer! Ich hatte nicht mal mitgekriegt, dass sie den auch geklaut hatten!« Er schnaubte voller Selbstironie. Entzückt hatte der sehnige, aufgestylte Typ mit Rastalocken und Silberkette mit Haifischzahn um den Hals dann Jans Laptop hervorgezogen. »Was haben wir denn da! - Na, das hat sich aber gelohnt!«, hatte er gestrahlt, »wusst ich's doch, dass so ein schniekes Bürsch-chen etwas Anständiges dabeihat.«
    »Dann hat er mich in die Seite getreten, genau auf die Stelle, wo schon Sixpacks Fuß gelandet war.« Jan rieb sich die Stelle. »Lizzie kaute an einer Haarsträhne und quäkte etwas wie >und was machen wir mit ihm?<. Der Dicke, der neben Sixpack saß, ein riesiger Kerl mit einem Vollmondgesicht und einer hässlichen Narbe da, wo sonst ein Ohr sitzt, der bisher noch nicht ein Wort gesprochen hatte, sah mich nur an.« Jan beäugte sie mit dem Ausdruck eines hungrigen Löwen. »>Knallt ihn ab und schmeißt ihn raus - Sense !< Ich kann euch sagen, die Stimme von Vollmondgesicht schien direkt aus dem Bauch der Hölle zu kommen. Ich hab vor Schreck nur gejapst...« Er nahm einen Schluck Cola, und sie hätte ihn gern berührt, wagte es 453
    aber nicht. Mit gesenktem Blick drehte er dann die Coladose in den Händen herum. »Rastalocke hatte meine Brieftasche entdeckt und blätterte in meinen Papieren. Er trat mir wieder in die Rippen und brüllte Vollmondgesicht an, er solle sein Maul halten, dann warf er meinen Pass Lizzies Bruder zu und jubilierte: >He, Sixpack, wir haben uns hier einen echten deutschen Nazi gefangen.< Sixpack begutachtete den Pass und steckte ihn ein, bekam leuchtende Augen, als er in der Brieftasche das Geld und die Kreditkarte entdeckte.
    Aufgeregt wedelte er damit herum. Seine Zähne blitzten. >Spuck die Geheimzahl aus, Zuckerpüppchen!< schrie er, und ich bekam wieder einen Tritt in die Seite. >Na, wird's bald!
    Tat ganz schön weh, sag ich euch«, Jan rieb sich die Seite, »aber was mir wirklich Sorgen machte, war dieses irrlichternde Flackern in Sixpacks Augen, seine Pupillen waren nadelkopfgroß, und ich war mir sicher, dass er mit Drogen bis unter die Augenbrauen voll gepumpt war. Der Pick-up ratterte über Stock und Stein, ich knallte im Takt mit dem Kopf auf den Boden. Rastalocke soff Brandy, als wäre es Wasser. Auch seine Pupillen waren klein

Weitere Kostenlose Bücher