Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
Pause.
    »Und Julia.« Absurderweise stiegen ihr die Tränen in die Augen - sie hatte diese merkwürdige Eigenschaft, in Tränen auszubrechen, wenn sie besonders glücklich war. Sie drückte lans Hand so fest, dass ihre Fingerknochen knackten. »Du wolltest doch noch auf Safari gehen?«, fragte er mit einem Lächeln in der Stimme. Keine Antwort, nur Knistern und Rauschen. »Jan? Bist du noch da?« Lange Sekunden verstrichen. »Ein anderes Mal - vielleicht«, sagte er endlich.
    Henrietta wurde starr. Ein Hauch von Vorahnung kräuselte die Oberfläche ihrer Freude. Er wird todmüde sein, beruhigte sie sich jedoch, kein Wunder schließlich! Als er aufgelegt hatte, wählten sie sofort Julias Nummer.
    Doch mit tränenerstickter Stimme hielt sie ihre Eltern weiter auf Abstand.
    »Ich hab kurz mit ihm gesprochen. Er wird noch ein paar Tage bei uns bleiben, ehe er zurückfliegt.«
    Wieder diese Vorahnung. Henrietta zog sich der Magen zusammen. »Julia, was ist, weißt du mehr als wir? Ist ihm etwas passiert?« Wieder dieses knisternde Schweigen, wie bei ihrem Zwillingsbruder. »Ich weiß es nicht. Ich muss jetzt auflegen. Olivia muss ins Bett.« »Lass ihnen Zeit. Sie sind zusammen, du weißt, das ist das Beste. Sie werden sich gegenseitig heilen.« Er hatte Recht, ganz bestimmt.
    Sie nahmen das Angebot von Julius Kappenhofer mit großer Dankbarkeit an. Mr.
    Norman wurde der Mietvertrag sofort gekündigt, und bald sollte einer von Kappenhofers Direktoren in ihr Haus einziehen.
    Nach einer Woche kehrte Jan zurück.
    Sie stand am Flughafen mit hängenden Armen vor ihm, Erwartungsangst ließ sie frösteln und die Furcht, zurückgestoßen zu werden. Er trug ein breites Pflaster am Hals, ein grünlich verblassender Blut-448
    erguss zog sich von da bis zum Ohr, seine rechte Hand war verbunden. »Es tut mir so Leid«, wisperte sie.

    Er machte einen Schritt auf sie zu, hob die Arme, legte sie um sie und hielt sie fest. »Ich hab selbst Schuld, ich hätte besser auf dich hören sollen. Sagt auch Julia.« Da war es wieder, sein altes, übermütiges Grinsen, dieses strotzende Selbstvertrauen. Und nun kamen ihr wirklich die Tränen.
    Der Esstisch auf der Terrasse bog sich unter seinen Lieblingsspeisen. Sie sprachen lange über belanglose Sachen, das Wetter dort, dass er in ihrem Haus gewesen war und dass die umSinsi-Bäume dieses Jahr besonders schöne Flammenkrönchen trugen. Sehr behutsam gingen sie miteinander um, und jeder von ihnen wusste, dass da noch etwas war, das gesagt werden musste.
    Wie Katzen, die um den heißen Brei herumschleichen, schoss es ihr durch den Kopf.
    Plötzlich ließ lan den Löffel mit der Himbeercharlotte sinken. »Es ist notwendig für dich, darüber zu reden, und es ist notwendig für uns, zu wissen, was geschehen ist.«
    Jan aß schweigend ein paar Löffel. »Gut«, sagte er dann, »es ist aber eine lange Geschichte.«
    Er hatte Papas Talent geerbt, mit Worten Bilder zu malen, alltägliche Begebenheiten konnte er in farbige Geschichten verwandeln. Schon immer. »Mein Flugzeug war zu früh gelandet«, begann er, »ein starker Rückenwind hatte es nach Durban gepustet, und ich stand ein wenig verloren in der Ankunftshalle herum und suchte Julia.«
    Henriettas Herz hämmerte. Sie unterdrückte den übermächtigen Impuls, wegzulaufen vor dem, was sie jetzt hören würde. Was war ihm widerfahren, was hatte man mit ihm gemacht? In welchen Ab-grund würde er sie mit seiner Geschichte führen? Ich muss es ertragen, ich muss!
    449
    »Sie war noch nicht da«, fuhr Jan fort. »Ich klemmte meinen Koffer und die Reisetasche mit meinem Laptop, den Papieren, Kreditkarten und Julias Adresse fest zwischen die Beine. Sicher ist sicher, dachte ich. Julia hatte mich gewarnt. Sie klauen alles, hatte sie gesagt, sie sehen dir dabei direkt ins Gesicht, und du merkst es nicht, und vergiss nicht, die sind gefährlich. Sie klang wie du«, grinste er sie an, »und ich fand das alles übertrieben. Das sollen die mal versuchen, lachte ich sie aus, ich lass mich nicht so leicht überrumpeln. Während ich so herumstand, kam eine junge Frau in die Halle, und ich wachte schlagartig auf! Sie sah umwerfend aus. Halblange Haare, dunkelbraun mit rotgoldenen Lichtern darin, Teint wie aus Elfenbein, helle Augen, ob grün oder blau, konnte ich auf die Entfernung von gut fünfzehn Metern nicht erkennen. Ausgewaschene Jeans, tolle Figur, richtig niedlicher Po. Knallenges Top, curryfarben ...« Seine Hände formten zwei Schalen, etwa so groß wie

Weitere Kostenlose Bücher