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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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dieser Nacht, denn gegen Mitternacht rief Julia noch einmal an. »Wie konntet ihr zulassen, dass Jan in so etwas reingerät! Wie konntet ihr zulassen, dass er euren Krieg führt!« Ihre Stimme überschlug sich.
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    Henrietta, die das Gespräch angenommen hatte, wollte eben dieser Anschuldigung eine hitzige Antwort entgegenschleudern, als lan ihr den Hörer aus der Hand nahm. Er legte die Hand über die Muschel. »Lass mich mit ihr sprechen, Streit ist das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können. Sie hat doch nur Angst um ihren Bruder.« Aber auch er schaffte es nicht, Julias feindselige Haltung zu entschärfen. »Wenn Jan etwas passiert, seid ihr schuld!« Damit unterbrach sie die Verbindung. Sie sanken niedergeschlagen zusammen. Sie wachten durch die lange, schwarze Nacht, litten durch die erstickende Stille, in der sie meinten, immer tiefer in einen Tunnel zu laufen, der keinen Ausgang besaß.
    »Wenigstens sind wir zusammen«, flüsterte sie und dachte zurück an den März 1968, als sie auch warten musste, auf ihn, allein.
    Daddy Kappenhofers Anwälte hatten wohl Überstunden gemacht, denn um halb sieben Uhr morgens, halb acht in Durban, klingelte das Telefon, lan schaltete sofort den Lautsprecher ein. »lan, mein Junge«, schallte die tiefe, ruhige Stimme von Titas Vater durch den Raum, »wir haben ihn! Außer ein paar blauen Flecken und einer Handverletzung fehlt ihm nichts. Nur sein Stolz ist etwas angeknackst!« Dann erklärte er den beiden in Deutschland, wo er ihren Sohn aufgetrieben hatte.
    »Durban Central«, flüsterte Henrietta entsetzt, »das Zentralgefängnis - o mein Gott!«
    »Heute Nachmittag haben wir ihn da raus«, schloss Julius Kappen-hofer, »keine Angst. Die haben sich zwar ein paar Sachen ausgedacht, aber die haben wir schnell vom Tisch.«
    Er hielt sein Versprechen, und sie musste ihre gesamte Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht vor Erleichterung loszuweinen, als sie nach weiteren bangen Stunden die Stimme ihres Sohnes am Telefon hörte. »Geht... «, sie musste sich räuspern, »geht es dir gut?« Er antwortete nicht gleich. Sie hörte nur das Knistern und Singen der unterseeischen Leitung. Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort, verbat sich, an die Berichte zu denken, die drastisch beschrieben, was in den überfüllten südafrikanischen Gefängnissen passierte. »Es geht mir gut«, sagte er endlich, »alles in Ordnung.« Noch eine lange Pause. »Es geht mir wirklich gut. Ich will nur nicht darüber reden«, sagte er noch einmal leise und hängte auf. Er ließ sie mit der Angst zurück, dass doch etwas vorgefallen war, etwas, das ihn für immer verletzt hatte. Doch die unerträgliche Spannung der letzten Nacht löste sich. Als wäre sie plötzlich ohne Halt, fiel sie in lans Arme.
    Telefonklingeln riss sie wieder hoch. Es war Tita. Schon am frühen Morgen, als sie es nicht mehr aushielt, hatte sie die Robertsons aus dem Bett geklingelt und seitdem im Stundentakt bei Tita angerufen. »Wie geht es ihm?«
    »Er hat eine geschlagene Stunde unter der Dusche gestanden, er ist in Ordnung, aber steht noch ziemlich unter Schock. Ich hab ihm erst mal süßen Tee und einen Cognac eingetrichtert, und jetzt schläft er.«
    Titas Patentrezept für die unangenehmen Situationen des Lebens! »Oh, Tita«, sie lachte und weinte gleichzeitig, »ich liebe dich!«
    Am nächsten Tag rief Jan an, nachdem er mit den Anwälten von Julius Kappenhofer zusammengesessen hatte. »Mr. Kappenhofer bietet uns an, das Haus zu übernehmen ...«, ein ohrenbetäubendes Rattern unterbrach sie. »Ein Zuckerrohrtransporter, ich bin in einer Telefonzelle, soll sicherer sein, angeblich wird hier immer noch abgehört«, erklärte er. »Er bietet euch dafür sein Haus in Chelsea, London, so -äh - gleicht sich das finanziell aus.«
    »Damit unterläuft Julius die Devisenkonttolle«, flüsterte lan, »hoffentlich bekommt er keine Schwierigkeiten.« Jetzt verstanden sie die Vorsichtsmaßnahme.
    Seine Stimme erreichte sie wieder. »Falls, und das hab ich ausgehandelt«, sein Ton zeigte deutlich, wie stolz er auf sich selbst war, »falls sich die Verhältnisse hier ändern und ihr wieder nach Afrika zurückkehren könnt, kann die Vereinbarung rückgängig gemacht werden.«
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    Ihr Herz stolperte. Falls ihr wieder nach Afrika zurückkehren könnt, hatte er gesagt. Keine Vorwürfe, kein Angriff! »Ich bleibe noch ein paar Tage bei Julia und komm dann zurück«, schloss Jan, »Tita lässt euch grüßen.« Kurze

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