Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
reife Äpfel, lan schmunzelte, Henrietta lächelte nur angespannt. Jan erzählte weiter. Sie war näher geglitten, und er hatte entdeckt, dass ihre Augen ein schimmerndes Aquamarin waren, mit goldenen Flecken, wie das Wasser einer Lagune im Sonnenlicht. »Ich starrte sie restlos fasziniert an, und sie lächelte zurück. Sie streifte dicht an mir vorbei, und ich glaubte ihre Haut zu spüren, dann erhielt ich urplötzlich einen Stoß. Er war so stark, dass ich vornüber der Länge nach auf die schmutzigen Fliesen fiel. Ich schrie nur
    >Scheiße, was soll das<, wollte mich aufrappeln, da beförderte mich ein weiterer Stoß wieder in den Dreck.« Er machte eine kurze Pause. »Ich hörte nur das Trappeln rennender Füße und ein paar Flüche, dann war alles vorüber. Ich saß auf dem Boden, und meine Reisetasche war weg! Ich hab noch mal Scheiße geschrien, bin aufgesprungen und hinter dem Mädchen hinterher gejagt, meinen Koffer hatte ich stehen lassen. Schön blöd, wie sich herausstellen sollte.«
    Die aquamarinäugige Schöne war wie ein currygelber Blitz durch die Schwingtüren nach draußen verschwunden, und er war mit einem kahlen, dicken Mann zusammengestoßen, der unglaublich nach Knoblauch roch und ihn mühelos einen Moment festgehalten und
    ihm einen Vortrag über Rücksichtslosigkeit gehalten hatte, so dass das Mädchen einen satten Vorsprung erlangt hatte. »Als ich mich von diesem dicken Idioten losgerissen hatte, sah ich sie keine dreißig Meter vor mir aus dem Schatten des Flughafenvordachs zwischen den parkenden Autos durchhetzen. Plötzlich hörte ich meinen Namen. Da stand Julia mit Olivia auf dem Arm und sah aus wie die Kuh, wenn's donnert! Ich rief nur, bin gleich zurück, und schoss an ihr vorbei um die Ecke. Ich bin gerannt, als wäre eine Meute Hunde hinter mir her, und als die Diebin strauchelte, machte ich einen Satz und hatte sie!« Er war ganz außer Atem durch seine Erzählung. »Ich hol mir noch 'ne Cola aus dem Eischrank ...« Wie Susi hatte er die irritierende Angewohnheit, im spannendsten Moment eine Pause einzulegen.
    lan, der offensichtlich wusste, was ihr durch den Kopf ging, nahm ihre Hand.
    »Du musst dir immer nur sagen, er sitzt vor uns, er ist gesund, er hat es weggesteckt, dann werden wir das auch können!« Zu einer Antwort kam sie nicht, denn in diesem Augenblick kehrte Jan mit zwei Coladosen zurück. »Wo war ich?
    Richtig, ich hatte das kleine Biest erwischt! Das ist meine Tasche, schrie ich, her damit, du Miststück! Ich hatte sie am Arm gepackt, herumgeschwungen und wurde für eine Sekunde von diesem unglaublichen Aquamarinblau abgelenkt, was sie sofort ausnutzte, indem sie mir kräftig zwischen die Beine trat.« Er grinste schief. »Ich hab gebrüllt wie ein Stier, bin vornüber geklappt und hielt mir ... nun ja, ihr wisst schon! Als es aufgehört hatte, in meinen Ohren zu klingeln, sah ich jeansbekleidete Beine in abgewetzten Sportschuhen neben meinem Gesicht stehen.«
    »He, Junge, weißer Boy!«, hatte er eine langsame, spöttische, männliche Stimme gehört. »He, was willst du von meiner Schwester? Lass sie los, ich mag das gar nicht. Da werde ich wütend, und das tut dann meistens weh. Dir, nicht mir!«
    Jan lachte, wie den Mann nachahmend, übertrieben jovial und herz-uch, und sie zuckte zusammen. Die Imitation war beunruhigend. »Ich spürte nur diesen höllischen Schmerz, der zwischen meinen
    450
    451
    Beinen tobte, konnte nicht reden. Ich verrenkte den Kopf, um den Mann zu sehen. Breite, silberfarbene Gürtelschnalle, schwarzes Hemd, offen bis auf die Brust. Eine kaffeebraune Brust! Buschige, gekräuselte Haare, platte Nase, breite Lippen. Der Mann war schwarz. Dann sah ich die drei anderen, die um ihn herumstanden. Auch sie waren schwarz. Einer davon hielt meine Reisetasche in den Fäusten. >Welche Schwester?<, krächzte ich. >Gib meine Tasche her, du Schwein!< Da legt dieser Mensch einen Arm um das Mädchen und sagt: >Ich bin Sixpack, und das ist Lizzie, meine Schwester.< - Stellt euch vor, aquamarinblaue Augen, elfenbeinfarbene Haut, Haare eher kastanienbraun, süße Nase, und das sollte ihr Bruder sein? >So'n Quatsch<, quiekte ich, >du bist doch schwarz.< Brüllendes Gelächter war die Antwort. >Der Scheißkopf kennt keine Milchschokolade<, kicherte Lizzies Bruder böse.«
    Gekonnt porträtierte Jan Lizzie und ihre Kumpane durch Gesichtsausdruck und Gesten. »Dann ging's rund! Ich wusste erst gar nicht, wie mir geschah. >Die Cops<, kreischte Lizzie auf einmal,

Weitere Kostenlose Bücher