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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Biafra?« Sie war wieder beim Wodka gelandet. Das meiste davon lief ihr übers Kinn. Sie streckte ihren Arm aus, warf einen viel sagenden Blick auf den breiten, ungewöhnlich gedrehten Armreif aus matt schimmerndem Gold an ihrem Handgelenk. »Meine Güte! Wenn das Geld knapp wurde, haben wir uns bei den Banken und Bonzen bedient. Ein paar schöne Sachen haben wir da gefunden. Man konnte das Zeug natürlich nicht dauernd durch den Busch schleppen, wir mussten es vergraben.« Sie lehnte sich über lan und klatschte ihm aufs Knie. Ihre Hand rutschte ab und landete zwischen seinen Beinen. »Jetzt kommen wir aus Ruanda.«
    lan entfernte freundlich ihre Hand und legte sie zurück auf ihren Schoß.
    »Wisst ihr denn noch, wo eure Schätze liegen? Vielleicht sind sie geklaut worden?« Ein schläfriges Lächeln. Die beiden wechselten einen Blick. Jack massierte sein Ohrläppchen, sandte seiner Frau eine deutliche Warnung. »Das denke ich nicht.«
    Marina gackerte wie ein Huhn, imitierte eine Maschinenpistole mit ihrer Hand.
    »Rattattattat!«, machte sie und lachte lauter. Henrietta lief es kalt den Rücken herunter.
    »Und ihr? Ihr seid schon zum zweiten Mal hier, nicht wahr, ich hab da aufregende Sachen über euch gehört, die böse, böse Polizei hat dich durch den Busch gejagt? Du musst aber ein sehr unartiger Junge gewesen sein! Hätte ich gar nicht von dir gedacht, erzähl doch mal!« Sie kitzelte lan neckisch am Kinn.
    Henriettas Blutdruck stieg. Sie atmete tief durch und quälte sich ein süßes Lächeln ab. »Möchtet ihr einen Kaffee?« In Südafrika war das ein klares Zeichen, dass der Besuch nun zu Ende war. Doch Marina und Jack hatten die südafrikanischen Regeln wohl noch nicht verinnerlicht. Marinas Hand kroch lans Arm hoch wie eine fünfbeinige, fleischfarbene Spinne. »Nun, lan-Baby, raus mit der Sprache, was hast du im Busch getrieben?«
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    lan fing ihre Hand ein. Sein Gesicht wurde ausdruckslos, seine Augen leer.
    »Oh, hier wird viel geredet, es gibt kein Fernsehen, also wird geklatscht. Du musst das nicht alles glauben. Ich bin völlig harmlos, richtig langweilig.«
    Seine Kinnmuskeln mahlten, seine Augen waren fast schwarz. Höchste Alarmstufe!
    Später in der Nacht, als Jack und Marina Horstmann endlich gegangen waren, saßen sie noch auf der Terrasse. In der Ferne donnerte die Springflut gegen die Felsen. »Sehe ich das richtig? Der Kerl war Söldner und hat von Banküberfällen und Raubzügen gelebt, und als er seine Schätze vergraben musste, hat er seine Gehilfen erschossen, damit sie nicht reden können?«
    lan lachte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Geplapper von Betrunkenen, das glaubst du doch nicht ernsthaft?« Doch, sie glaubte das. Sie schlief kaum in dieser Nacht, warf sich herum, träumte wirres Zeug, bis lan das Licht anmachte und sie streichelte, so dass sie in seinen Armen einschlief. Ein paar Wochen danach erregte ein Foto in der Sonntagszeitung ihre Aufmerksamkeit. Mad Milton Miller is back war die Schlagzeile. Der verrückte Milton Miller war wieder im Land. Ein berüchtigter Mann, ein als mordlustig bekannter Söldner, der seine blutige Schneise durch Zentralafrika geschlagen hatte, immer auf der Seite dessen, der am besten bezahlte. Die Höhe der Summe bestimmte seine Loyalität, so kam es häufiger vor, dass er erst gegen die eine Seite kämpfte und dann für mehr Geld die Seiten wechselte und nun gegen seinen vorherigen Dienstherren ins Feld zog. Die Polizei hätte ihn gern einmal gesprochen, stand in dem Artikel. Das hieß, sie suchten ihn fieberhaft per Haftbefehl. Ein großflächiges Gesicht, ausgeprägte Wangenknochen, kleine helle Augen, Backenbart. Sie kannte den Mann. Er hielt sich im Moment bei Jack und Marina auf, zusammen mit fünf anderen Männern.
    Wenn sie sich aus dem Fenster lehnte, konnte sie sie jetzt sehen. Jack hatte noch keine neuen Bäume gepflanzt.
    Einer der Männer auf der Terrasse stand auf und streckte sich. Unvermittelt wandte er den Kopf und sah zu ihr hinauf. Er tat es so 194
    plötzlich und direkt, dass sie sich nicht mehr ungesehen zurückziehen konnte.
    Sein Blick flog von ihr über ihr Grundstück, das Haus, zurück zu ihr.
    Betroffen schloss sie das Fenster. Das unangenehme Gefühl einer unbestimmten Gefahr nistete sich in ihrem Magen ein. Danach vermied sie jeden Kontakt zu den Horstmanns und pflanzte ein paar Bäume, die sie vor ungebetenen Blicken schützten. Aber es nützte nichts.
    Es fing harmlos an. Eines Sonnabends

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