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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Aquarium. »Nun?« Ihre Nachbarin lächelte erwartungsvoll. »Das ist... ich finde das ... fantastisch«, stotterte Henrietta, »woher haben Sie nur diesen Granittisch?«
    »Oh, Freunde haben den herangeschafft. Möchten Sie etwas trinken?« »Es ist unbeschreiblich«, erzählte sie lan abends, »ich war so platt, dass ich völlig vergessen habe wegen der Affen zu fragen. Sie ist übrigens Portugiesin, ziemlich hübsch, so eine mit glutvollen Augen und aufgeworfenen Lippen, er ist Deutscher. Irgendetwas aber ist seltsam dort drüben.« Sie beschrieb die drei Männer. »Vielleicht braucht sie Leibwächter, wenn sie so hübsch ist.« »Leibwächter! Das könnte sein. Aber drei gleichzeitig? Das glaub ich nicht.«
    »Meine Güte, sicher sind es Mafiosi, die sich hier verstecken.« Er lachte sie aus. »Honey, siehst du schon wieder Gepenster? Es ist bestimmt alles ganz harmlos, vielleicht waren die drei ihre Brüder.« Brüder? Sie bezweifelte das.
    Marinas Augenaufschlag und ihr Hüft-wackeln waren sicherlich nicht für Brüder bestimmt. Sie beschloss, in der nächsten Zeit die Augen offen zu halten.
    Mit Tita und zwei anderen Damen aus Umhlanga Rocks betreute sie ein Projekt, das etwa zwanzig Zulufrauen auf dem Land Arbeit und ein bescheidenes Einkommen verschaffte. Mit Spenden hatten sie eine Weberei für Teppiche und Möbelstoffe in Mount Edgecombe eingerichtet und zusätzlich eine kleine Schmuckproduktion begonnen. Die Frauen stellten wunderbaren Glasperlenschmuck her, und sie experimentierte mit Mustern, die den traditionellen Schmuck marktgerechter für Europa machten. Stolz hatten sie vor kurzem den ersten Auftrag aus Paris erfüllt.
    Die Arbeit ließ ihr viel Zeit, da sie eigentlich nur für das Entwerfen zuständig war, das sie fast ausschließlich zu Hause machte. Ihr Studio überblickte das Grundstück der Horstmanns. Obwohl das Haus, ein weißer Klotz mit viel Glas und einem Terrassendach mit griechischen Säulen, Luftlinie gemessen etwa siebzig Meter entfernt zwischen Palmen und blühenden Büschen lag, hatte sie freien Blick, denn die Bäume, die Horstmanns gegen neugierige Blicke hatten pflanzen lassen, waren in dem letzten Regensturm mit einem Teil des aufgeschütteten Gartens den Hang hinuntergespült worden.
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    Die neuen Nachbarn schienen äußerst gastfreundlich zu sein, denn mehrmals in der Woche feierten sie größere Partys. Dann hielt jedes Mal der Lieferwagen des »Blauen Mariin«, des teuersten Restaurants der Umgebung, vor der Tür, und Männer in weißen Overalls schleppten schüsselweise Essen ins Haus. Herr Horstmann fuhr einen Porsche, Frau Horstmann benutzte ein Mercedes-Cabrio als rollenden Einkaufskorb, Autos, für die man in Südafrika ein Vermögen hinblättern musste. Einer geregelten Tätigkeit ging Herr Horstmann offensichtlich nicht nach.
    Sie lud sie zum Essen ein, wie man das mit neuen Nachbarn tut. Ma-rina, so hieß Frau Horstmann, kippte innerhalb kürzester Zeit mehrere Wodkas und spülte dann mit Champagner nach. Das war vor dem Essen. Henrietta wäre längst unter den Tisch gerutscht, Marina fing lediglich an zu reden.
    Auf ihre Frage, ob sie die Affenherde vielleicht gefüttert habe, lachte sie laut los. »Schätzchen, ich würde die Biester abknallen und nicht füttern! Ich habe fast zehn Jahre im Busch in Zentralafrika gelebt, da füttert man keine Affen, man frisst sie höchstens!« Sie lachte wieder, und Henrietta konnte ihre Plomben zählen.
    Sie fühlte sich von Marinas Ausdrucksweise und dem ordinären Gelächter abgestoßen. »Im Busch?«, kommentierte sie, eisern höflich. »Wie interessant.
    Wo war das?«
    »Oh, hier und da«, bemerkte Jack, wie sich Herr Horstmann nannte. Er verriet nur durch seine fiebrig glänzenden Augen, dass er stock-betrunken war.
    Henrietta musterte ihn schweigend. Jack Horstmann war etwa einen Meter fünfundachtzig, durchtrainiert bis in die letzte Muskelfaser, und trug die Haare millimeterkurz geschoren. Marina, die zwischen lan und Jack saß, bemerkte ihren Blick und fuhr ihrem Mann über die Stoppeln. Es gab ein kratziges Geräusch. »Er lässt es hier wieder wachsen, im Busch ist das unhygienisch, da nisten sich gern alle möglichen Tierchen ein. Im Busch hieß er nur der Leopard«, erzählte sie stolz, »er hilft immer mal aus, immer da, wo er gebraucht wird.«
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    lan und Henrietta schwiegen.
    Sie plapperte weiter. »Im Kongo half er Tschombe - hat nicht viel genützt, ist ja auch schon sehr lange her - weißt du noch in

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