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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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trotzdem schwerer, als er dachte, und bevor es einfacher wurde, mußte er noch eine ganze Reihe Ziegel lösen, stapelte sie am anderen Ende des Raumes in einer Pfütze auf.
    Jetzt war da ein Geruch. Am ehesten konnte man es noch mit verfaulendem Fleisch beschreiben. Was, zusammen mit dem Ziegelstaub und Mörtel, in dem beschränkten Raum zur Folge hatte, daß ihm nach Kotzen zumute war. Er arbeitete in Intervallen von zehn Minuten, dazwischen ging er ins Erdgeschoß hinauf, wo er eines der Fenster öffnete und gierig die frische Luft einsog. Hätte sich irgendeine Maske mitbringen sollen, um dort unten zu arbeiten.
    Am Ende brachte er schließlich ein Grabmal zum Vorschein. Die falsche Wand verbarg einen gerade mal fünfundsiebzig Zentimeter tiefen Raum. Über der richtigen Wand dahinter verliefen Rohrleitungen, die Gas- und Wasserhauptleitungen. Auf einem Regal etwa einszwanzig über dem Boden lag etwas von der Größe eines in einen schwarzen Polyäthylensack eingewickelten Körpers. Ein vorsichtiges Betasten durch den Sack verriet Sam, daß es sich um einen Körper handelte, er mußte nicht erst auspacken. Auf der Leiche lag ein vertrockneter Strauß Blumen und eine Postkarte, auf die etwas geschrieben worden war.
    Sam nahm die Karte herunter und kletterte über den Bauschutt zur Kerze. Er wischte die Karte an seinem Overall ab, entfernte den Staub auf der Oberfläche. Es war ein Foto von Michelangelos Jungfrau. Auf der Rückseite standen, in winziger Handschrift und blauer Tinte, die Worte: Für Graham, meinen Schatz. Ruhe in Frieden bis wir uns Wiedersehen. In Liebe, Frances.
    Er brachte die Karte zur Leiche zurück und legte sie an die Stelle, wo die Brust des Burschen gewesen sein mochte. Dann mußte er dort raus, der Gestank war überwältigend und ließ seine Augen tränen.
    Gus schlief auf dem Rücksitz des Volvo, doch als Sam ihm berichtete, was er gefunden hatte, wollte er zurück ins Haus und es mit eigenen Augen sehen.
    «Mein Gott, Gus», sagte Sam. «Da gibt’s nichts zu sehen. Es ist nur ein Plastiksack.»
    Zusammen kehrten sie zum Haus zurück, und Gus ging allein in den Keller. «Ich will nie wieder da runter», sagte Sam. Gus war einige Minuten unten, dann kam er mit den Hämmern und Meißeln wieder herauf und kotzte auf den Boden.
    Sam nahm ihm die Werkzeuge ab und sagte: «Ich hab’s dir ja gesagt.»
     
    «Was haben wir denn jetzt?» fragte Gus auf dem Rückweg nach York.
    «Ungefähr zwölf Riesen», antwortete Sam. «Frances hat die Postkarte sogar unterschrieben. Entweder ist Graham gestorben, oder sie hat ihn umgebracht, und seitdem ist sie damit beschäftigt, jeden anderen umzubringen, der jemals irgendwas mit ihm zu tun hatte.»
    «Aber warum?» fragte Gus.
    «Wir werden sie fragen», sagte Sam. «Jetzt.»
    «Was ist mit dem Mord in Neuseeland, mit der Frau in Schweden? Sie besitzt doch keinen Reisepaß.»
    «Vielleicht ist dafür ein anderer verantwortlich», sagte Sam. «Aber ich möchte wetten, daß wir ihr alle anderen Morde anlasten können.»
    Sam fuhr zu Frances’ Haus und parkte davor. Sie klopften an die Tür, doch niemand öffnete. «Das Auto ist auch nicht da», sagte Gus.
    «Weit wird sie nicht sein», sagte Sam. «Wir könnten es erst mal sein lassen und es später noch mal versuchen. Ich hätte nichts gegen eine Dusche.»
    «Okay. Ich setz dich zu Hause ab und bin in einer Stunde zurück.»
     



Kapitel 60
     
    Geordie war bereits zur Sackgasse aufgebrochen, und Bob Blackburn saß in Sams Sessel, umklammerte die Armlehnen mit beiden Händen. Er sprang aus dem Sessel, als Sam durch die Tür kam, setzte sich und sprang gleich wieder auf. Er zitterte nicht, sah aber aus, als habe er. «Frances ist hier», sagte er. «Den ganzen Nachmittag hat sie da draußen in ihrem Wagen gesessen und das Haus beobachtet.»
    Sam ging hinaus, aber auf der Straße stand kein schwarzer Panda. «Sie ist nicht hier», sagte er. «Woher zum Teufel wissen Sie, daß sie hier war?»
    «Ich weiß nicht», sagte Blackburn. «Geordie hat den Wagen ungefähr eine Stunde, nachdem Sie gegangen sind, entdeckt.»
    «Tja, jetzt ist sie jedenfalls weg. Ich werde sie schon sehr bald zusammen mit Gus aufsuchen und anschließend auf dem Polizeirevier abliefern.»
    Er ging ins Bad und wusch den Gestank fort, wechselte die Kleidung. Zwanzig Minuten, bevor Gus ihn abholen sollte, wählte er Janes Nummer.
    «Wir haben den Fall geknackt», berichtete Sam ihr, als sie den Hörer abnahm. «Graham Easts Leiche

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