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Ins offene Messer

Ins offene Messer

Titel: Ins offene Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Und mir wurde klar, daß sie zurück sind. Dann bekam ich Angst.»
    «Es könnte sein, daß es überhaupt nichts zu bedeuten hat», sagte Sam.
    «Wäre da nicht Terry», betonte Jane. «Und das Messer, und der Zettel.»
    «Haben Sie das alles auch der Polizei erzählt?»
    «An einem Mord in Göteborg waren sie nicht interessiert. Inspector Delany war schon interessierter, nachdem Terry ermordet worden ist. Er hat gesagt, sie würden versuchen, Graham zu finden. Ich habe ihm eine Personenbeschreibung gegeben.»
    «Wie er damals ausgesehen hat?»
    «Ich vermute, ja», sagte Jane.
    «Was soll ich für Sie tun?» fragte Sam.
    «Ich habe Angst», antwortete sie. «Ich will einen Leibwächter. Ich will nicht, daß Graham irgendwann mitten in der Nacht in mein Schlafzimmer platzt. Die Polizei hat ihn noch nicht gefunden. Ich will aber, daß man ihn findet. Ich will, daß Sie ihn aufhalten.»
    «Okay», sagte Sam. «Wie steht’s mit der Bezahlung?»
    «Vierzig Pfund pro Tag», sagte sie. «Allemal besser als zu sterben.»
    «Plus Spesen», sagte Sam.
    Auf dem Rückweg zum Parkplatz bemerkte Sam einen obdachlosen Jungen auf der anderen Straßenseite; er hatte sich einen Schuh ausgezogen und versuchte, ihn mit Zeitungspapier auszustopfen. Vor ihm auf dem Bürgersteig lag ein Schild: ABDACHLOS UND HUNGRIG. Es hatte eine Zeit gegeben, als Sam die Welt aus einer ähnlichen Lage heraus gesehen hatte. Es war schwer, von so weit unten einen Weg nach oben zu finden. Ohne irgendeine Hilfe könnte es sogar unmöglich sein.
    Er sah, wie die Menschen vorbeigingen, während der Kopf des Jungen sich von einer Seite auf die andere bewegte, als wäre er in Wimbledon. Sam spürte, wie er wütend wurde. Er wußte, daß er wütend auf sich selbst war, auf seine eigene Ohnmacht, seine Unfähigkeit, eine Lösung anbieten zu können. Aber die Wut stieg dennoch in ihm auf. Als Sam auf der Straße gesessen hatte, hatte alles anders ausgesehen. Damals hatte jeder, der vorbeiging, ausgesehen, als könne er helfen. Er überquerte die Straße und warf dem Jungen sein gesamtes Kleingeld auf den Schoß.
     



Kapitel 13
     
    Schon komisch, wie sich etwas entwickelt. Du übernimmst einen Auftrag von einem eifersüchtigen Ehemann und suchst am Ende einen internationalen Serienkiller. Das einzige Problem ist nur: Wo anfangen?
    Sam hatte Namen und Anschriften der Personen, die in der Wohngemeinschaft gelebt hatten. Es bestand die Möglichkeit, daß der eine oder andere mit Graham in Verbindung geblieben war. Weiterhin war es möglich, daß einer von ihnen ein Foto des Knaben besaß.
    Jane Deacon würde bis nach der Beerdigung im Haus von Terrys Bruder bleiben. Dann würde sie zurück in die Sackgasse ziehen. Wenn es soweit war, würde Sam immer in ihrer Nähe bleiben müssen, daher war jetzt der richtige Augenblick zu versuchen, Graham East ausfindig zu machen.
    Also, nicht direkt sofort. An einem Samstagabend muß ein Mann ein bißchen ausspannen. Und die wandabare Wanda hatte die Kids wieder ihrem Ehegatten untergejubelt.
    Während Sam sich rasierte, lief Volume Two von Biograph auf dem Cassettendeck. Er sah das vom Wetter gegerbte Gesicht im Spiegel mitsingen. Visions of Johanna.
    Als er fertig war, sich großzügig mit Aftershave zu bespritzen, hatte der Mann Erinnerung und Schicksal ertränkt, und Sam tippte Ziffern in den Nummernblock des Telefons.
    «Wie geht’s dir?» fragte er Wanda, als sie die gewählte Nummer wiederholte.
    «Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr anrufen.»
    «Ich habe gearbeitet», sagte er. «Bin gerade erst reingekommen. Wie sieht die Landschaft aus?»
    «Klar. Was ist das für eine Musik?»
    «Keinen Schimmer, irgend so ein Judenjunge», sagte er. «Ich bin unterwegs.» Sam legte auf, als es an seiner Tür klingelte.
     
    «Yorkshire TV, Calendar», sagte der Bursche. «Sind Sie Sam Turner?»
    «Ja.»
    «Soviel ich weiß, haben Sie neulich abend die Leiche gefunden. Können wir mit Ihnen sprechen?» Der Typ deutete hinter sich, und Sam sah den Transporter und zwei weitere Burschen, die Kamera- und Tonausrüstung ausluden.
    «Zahlen Sie dafür?» fragte Sam.
    Der Typ lächelte. Er war klein und wabbelig. Trug einen 500-Pfund-Anzug. Er hatte eine breite, gestreifte Krawatte um, die den größten Teil seiner Brust zu verdecken schien. «Wir dachten nicht, daß dies nötig sein würde», sagte er.
    «Wer ist wir?»
    «Wir drehen einen Hintergrundbericht über einen Mordfall.»
    «Ich bin im Begriff auszugehen», sagte

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