Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
wird angesichts einer sperrangelweit offenen Tür, eines offenen Schuhschranks, einer nur halb geschlossenen Schublade angewandt.
Die Hobbit-Ordnung erträgt keine Spalten, Öffnungen, Abgründe. Die Hobbit-Ordnung verlangt Geschlossenheit, Aufreihung, Symmetrie.
»Buah!«, die Imperativform des Verbs »buah«, ist ein verzweifelter Hilferuf, ein Zauberwort gegen ungewissen Ausgang, ein wütender, gegen die Zentrifugalkräfte des Universums gerichteter Schrei.
DEZEMBER
Samstag, 1. Dezember
Virus und Amnesie
Gestern Abend wurde Elasti-Mama plötzlich Opfer eines Magen-Darm-Virus'. In den vergangenen sechzehn Stunden schlief sie fast ununterbrochen, während Mister Wonder sich um den Rest der Welt kümmerte.
Elasti-Mama stand nur ein einziges Mal von ihrem Krankenlager auf - um der übrigen Familie beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten. Sie war im Schlafanzug, weiß wie die Wand und ihre Haare erinnerten mehr denn je an eine Artischocke. Es kostete sie sichtlich Überwindung, an einem Apfelschnitz zu knabbern.
Mister Wonder, mit Kriegsbemalung auf den Wangen und Pantoffeln in Hundeform an den Füßen, seihte gerade die Pasta für die Hobbits ab.
Driiing.
»Hallo! Hier ist der Onkel mit dem Nasenpiercing! Herzlichen Glückwunsch!«
»Glückwunsch? Wozu denn?«, fragten die Leidende und der Indianerhäuptling im Chor.
Stimmt, das hatten sie ganz vergessen.
Am 1. Dezember vor sechs Jahren haben sie geheiratet. Und heute gehen sie auf dem Zahnfleisch.
Sonntag, 2. Dezember
Hobbit-Zensur
22 Uhr. Elasti-Mama liegt nach einem dem Kampf gegen den Magen-Darm-Virus und den Hobbits geweihten Tag zugedeckt auf dem Sofa.
»Hast du Lust?«, fragt Mister Wonder.
»Aber klar doch«, erwidert sie mit dünner Stimme.
Also widmen sie sich der dritten Staffel von Lost, Droge der erwachsenen Mitglieder der Elasti-Familie.
»Ich hätte Lust auf etwas richtig Gutes, darauf, mal so richtig über die Stränge zu schlagen ...«, sagt Mister Wonder und zerstört die Spannung, indem er in die Küche geht.
Er kommt mit einem Teller gekochtem Chicoree zurück.
»Das nennst du ›über die Stränge schlagen‹?«, fragt Elasti-Mama angeekelt.
»Klar. Gibt es vielleicht etwas Besseres als Chicoree?«
Lost läuft weiter.
»Scheiße!«, ruft der in Sünde schwelgende Gourmet aus. »Ich habe das Sofa mit Ölflecken versaut.«
Nach ein paar Sekunden hört man im Flur ein Schlurfen.
»Drei Dinge!«, flüstert eine sprechende Grille.
»Was machst du denn hier, mein Schatz? Warum schläfst du nicht?«, fragt Elasti-Mama.
»Lenk nicht vom Thema ab«, sagt der große Hobbit in seinem gestreiften Schlafanzug und mit ganz verstrubbelten Haaren. »Erstens: Man isst nicht vor dem Fernseher. Zweitens: Papa hat ein ganz schlimmes Wort gesagt, das man niemals sagen darf. Drittens: Man isst nicht um diese Zeit. Jetzt gehe ich ins Bett. Gute Nacht«, sagt der Sittenrichter von Kobold und geht zurück dorthin, woher er gekommen ist.
Montag, 3. Dezember
Es gibt Abende
Es gibt Abende, an denen ist alles ganz schwierig.
Es ist schwierig, die seit dem Morgen in der Waschmaschine vergessene Wäsche aufzuhängen, das Abendessen zu kochen, Geschichten über Enten und Ungeheuer vorzulesen.
Es ist schwierig, sich lächelnd in den Hobbit-Sog ziehen zu lassen.
Es ist schwierig, so zu tun, als hätte man keine Schwindelanfälle, als wäre man nicht einsam, müde, schwach.
Es gibt Abende, an denen es wirklich schwer ist, Ruhe, Geborgenheit und Mütterlichkeit zu vermitteln.
Es gibt Abende, da ist man seinen Anforderungen nicht gewachsen.
Es gibt Abende, da ist man unfähig.
Es gibt Abende, an denen man sich fragt, wieso das bisher noch niemand gemerkt hat.
Dienstag, 4. Dezember
Dünn wie Schlangen, rot wie Weihnachten
»Mama, ich habe ein Geheimnis«, sagt der große Hobbit, als er auf der Toilette sitzt.
»Verrätst du es mir?«, fragt Elasti-Mama, die zu seinen Füßen kauert.
»Kann ich nicht. Es ist doch ein Geheimnis.«
»Und wer kennt dieses Geheimnis?«
»Dominatrix und meine Kameraden aus der grünen Gruppe.«
»Eine Lehrerin und 27 Kinder ... also gut. Ich will es gar nicht wissen.«
»Na schön, ich sage es dir, aber nur dir. Du darfst es nicht Papa verraten und der Lehrerin nicht sagen, dass du es weißt.«
»Kein Wort, versprochen.«
»Wir haben Mehl genommen, feines Salz und Wasser und haben es quaatsch quaatsch quaatsch mit dem Rot gemischt.«
»Und dann?«
»Dann haben wir dünne
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