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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
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    Elasti-Mama tut, als sei Mister Wonder der Schiffbrüchige Jack, der charismatische Held, der vor seiner Bruchlandung auf einer schauerlichen Insel voller Monster und Mysterien ein bekannter Chirurg war.
    Mister Wonder stellt sich vor, Elasti-Mama sei Kate, ein wunderbares, rastloses Geschöpf, ein Freigeist, eine Einzelgängerin, mit grünen Augen, Waschbrettbauch und wilden Locken.
    Um 2.30 Uhr, nach sieben Folgen von Lost, ist alles möglich.
     
Samstag, 24. November
    Hobbit-Chroniken
     
    Wir kommen an und setzen uns auf die Bänke. Manchmal singen wir alle zusammen. Manchmal weint jemand, weil er traurig ist.
    Dann machen wir die Aktivität. Gestern zum Beispiel haben wir mit den Stachelschalen von den Kastanien gebastelt. Jemand hat geweint, weil er sich gestochen hat.
    Wenn wir es satthaben, die Aktivität zu machen, ist freies Spielen. Ich, F, S, L, A und D spielen Jedi-Ritter oder Power Ranger oder Wrestling.
    Irgendwann geht man Pipi machen, dann wäscht man sich die Hände und ist bereit fürs Essen.
    Wenn Donnerstag ist, gibt es Lasagne und Eis, und wir sind glücklich. Wenn Montag ist, gibt es Minestrone oder Malloreddu-Klößchen mit den ekligen Erbsen. Wir müssen das Essen, das sie uns geben, wenigstens immer probieren.
    Die Besten servieren.
    Dann ruft jemand: »Alle in die Kuschelecke!«
    Das ist dann das Relax. Sie machen Musik an und wir müssen uns entspannen. Ich entspanne mich mit meiner Verlobten im Arm. Manchmal schlafe ich auch ein. Mein Freund F, der AC Mailand-Fan, entspannt sich mit S, die Fan von Inter ist, aber am Ende prügeln sie sich. Dann läutet die Glocke und wir gehen nach Hause, glücklich und zufrieden, dass es vorbei ist.
     
    Dieser Monolog ist die Antwort des großen Hobbit auf Elastis Bitte: »Erzähl mir doch ein bisschen was von der Vorschule.«
    Wenn Oma K das wüsste, würde sie ihn morgen im Montessori-Kindergarten anmelden.
     
Sonntag, 25. November
    Bewusstsein
     
    Heute fiel dem kleinen Hobbit zum ersten Mal in seinen bisherigen neunzehn Lebensmonaten auf, dass Mister Wonder am Sonntag Schuhe und Jacke anzieht, seinen abgenutzten Rucksack schultert und nach London aufbricht.
    Statt wie seine Elasti-Mama melancholisch zu werden oder wie der große Hobbit überlegene Gleichgültigkeit zur Schau zu tragen, geriet er in Wut. Er ließ seinen Zorn an dem Teller dampfender Pasta aus, an dem Becher in Froschform, an dem Ball im Flur, am Telefon und am Schuhschrank. Er ging fuchsteufelswild zu Bett. Es muss wirklich unangenehm sein, sich auf einmal des Wirkens anarchischer Zentrifugalkräfte bewusst zu werden, wenn man bislang überzeugt war, der Nabel der Welt zu sein.
     
Montag, 26. November
    Kleine Hobbits werden groß
     
    Elasti-Mama, die in der Redaktion mit der »Morgengrauen«-Schicht dran gewesen war, kam früh nach Hause.
    »Hallo, mein Kleiner. Heute können wir den Nachmittag mal allein verbringen, nur wir zwei, magst du?«, fragte sie den großen Hobbit.
    Sie nahmen sich an der Hand und gingen nach draußen.
    Der Hobbit erzählte Elasti-Mama, dass seine Vorschulkameradin Lisa ihn langweilt, während Mattia sein bester Freund ist, obwohl er für AC Mailand schwärmt. Er erzählte von Lucio, der sich schrecklich vor einer erfundenen Polizistin aus Voghera fürchtet, die böse Kinder bestraft. Er erzählte, dass Amir aus einer Gegend stammt, die Afrika heißt, und weder Schinken noch Salami isst.
    Elasti-Mama und der Hobbit gingen ins Kino, nicht ohne sich vorher eine Riesentüte Popcorn zu kaufen, die den Asketen Mister Wonder, hätte er sie gesehen, in Rage versetzt hätte.
    »Mama, jetzt wird noch nicht gegessen!«
    »Aber jetzt ist es warm!«
    »Es wird erst gegessen, wenn der Film anfängt.«
    »Bitte, nur eins!«
    »Na gut, aber nur ein kleines, und ich suche es aus.«
    Elasti-Mama und der große Hobbit spielten, während sie allein mitten in einem Kinosaal mit vierhundert Plätzen warteten, Schere, Stein, Papier, und sie kommentierten jede einzelne Werbung. Den Film schauten sie in ehrfürchtigem Schweigen an, während der achtminütigen Pause machten sie Dehnübungen, und sie beschlossen, mindestens jeden Monat einmal zusammen ins Kino zu gehen.
    »Mama, fahren wir mit dem durchsichtigen Aufzug, der aussieht wie ein Raumschiff?«
    »Nein, da fürchte ich mich.«
    »Ach komm, du musst keine Angst haben, ich bin doch bei dir!«
    Der große Hobbit, dessen Haare einem Bananenbüschel ähneln, für dessen blaue Augen keiner eine Erklärung

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