Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia de Lillo
Vom Netzwerk:
weiß, und dem das Popcorn schon zu den Ohren herauskommt, wird langsam wirklich groß.
     
Dienstag, 27. November
    Risikostreuung
     
    »Ihr fahrt also nach Japan ...«
    »Vielleicht. Mister Wonder ist zu einem Seminar eingeladen, und ich könnte mitfahren.«
    »Wie schön ...«
    »Ja. Es wäre fantastisch.«
    »Und die Kinder?«
    »Würden bei den Großeltern bleiben.«
    »Wann würdet ihr denn fahren?«
    »In zwei Wochen.«
    »Würdet ihr den gleichen Flieger nehmen?«
    »Ja, wieso? Sollten wir das nicht?«
    »Nein. Im Falle eines Flugzeugunglücks würdet ihr mit zwei getrennten Flügen das Risiko für eure Kinder, Vollwaisen zu werden, halbieren.«
    »Ach, Scheiße! Aber ...«
    »Denkst du eigentlich nie an so was?«
     
    Ich denke ständig daran. Ich denke daran, wenn ich auf dem Fahrrad das Haus verlasse, ich denke daran, wenn Mister Wonder nach London aufbricht, ich denke daran, wenn ich die Augen schließe, ich denke daran, wenn ich sie wieder öffne und die Hobbits sehe. Ich denke daran, wenn ich mir ein drittes Kind wünsche, und ich denke daran, wenn ich mich im Spiegel betrachte. Ich habe Panik, wenn ich nicht in ihrer Nähe bin, Panik, wenn sie nicht in meiner Nähe sind, einen Horror, mich zu verirren, einen Horror, dass sie sich verirren. Ich habe Angst davor, krank zu werden, Angst, sie allein zu lassen, Angst, nicht da zu sein. Ich habe so viel Angst, dass ich ersticke, wenn ich innehalte. Ich fahre jeden Morgen mit dem Fahrrad, sehe Mister Wonder jede Woche abreisen und zurückkehren, und in zwei Wochen fliegen wir vielleicht mit dem gleichen Flug nach Tokio. Und ich werde all diese Ängste beiseiteschieben, wenn sie wieder auftauchen.
     
    »Nein, an so was denke ich nicht. Ich ziehe es vor zu leben.«
     
Mittwoch, 28. November
    Bunte Welt der Frauen
     
    Wenn Mister Wonder fort ist und Elasti-Mama schon im Morgengrauen in der Redaktion sein muss, kümmert sich Anna Buonanotte um die Hobbits und bringt sie in ihre jeweiligen Betreuungseinrichtungen.
    Nachmittags ist Valentina Diolabenedica für sie da.
     
    Valentina liebt Mattia seit ihrer Kindheit. In zwei Jahren werden sie heiraten und ein Haus beziehen, das sie selbst gebaut haben und das rechtzeitig fertig werden wird.
    Anna hat sich in einen Typen verguckt, der freie Liebe und offene Beziehungen predigt. Er ist schön wie die Sonne und treulos wie Blaubart.
     
    Valentina besucht die Universität, lebt bei ihren Eltern, träumt davon, zwei Kinder zu haben - einen Buben und ein Mädchen - und eine eigene Kinderkrippe zu eröffnen.
    Anna hat ein Promotionsstipendium bekommen, aber es reicht nicht zum Leben. Sie wohnt mit einer Freundin zusammen und träumt von Revolution und einer besseren Welt.
     
    Wenn Valentina samstags und sonntags nicht als Babysitterin jobbt, verbringt sie das Wochenende mit Mattia und sie essen zusammen zu Mittag, geborgen inmitten einer liebevollen Familie.
    Anna organisiert samstags und sonntags »Besetzungen von städtischem Lebensraum«, sagt sie, und nimmt an Workshops über Prekariat und die Unterschiede der Geschlechter teil.
     
    Zwischen Valentina und Anna liegen Welten.
    An Valentina liebt Elasti-Mama die Beständigkeit, die Sachlichkeit und den scheinheiligen Blick.
    An Anna liebt sie die Unruhe, die Neugier und den träumerischen Blick. Die Hobbits haben dank dieser beiden sehr früh gelernt, dass die Welt der Frauen ziemlich bunt und vielfältig ist.
     
Donnerstag, 29. November
    Es vergeht kein Tag
     
    Amanda ist eine Freundin von Elasti. Sie hat eine Tochter und erwartet im Februar ihr zweites Kind. Seit Jahren arbeitet sie in einem wichtigen Unternehmen mit Tausenden von Angestellten. Temperamentvoll, witzig, intelligent und mutig, wie sie ist, machte sie sich vor langer Zeit aus einem kleinen Bergdorf auf, um die Welt zu erobern.
    Amanda und Elasti-Mama haben zusammen zu Mittag gegessen.
    »Im Büro vergeht kein Tag, ohne dass mir jemand sagt: ›Wir haben uns auf dich verlassen, aber du ...‹«, erzählt Amanda mit traurigem Blick. »Es vergeht kein Tag, ohne dass jemand meinen Bauch betrachtet und den Kopf schüttelt, es vergeht kein Tag, an dem man mich die Enttäuschung nicht spüren lässt«, fährt sie fort.
    »Es vergeht kein Tag, ohne dass sie meinen Aufgabenbereich weiter reduzieren, es vergeht kein Tag, an dem man mir nicht das Gefühl gibt, ausgeschlossen zu sein, es vergeht kein Tag, an dem man mich nicht daran erinnert, dass ich eine glänzende Karriere vor mir gehabt hätte, wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher