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Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition)

Titel: Insel aus Stein: Mittsommerglück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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mich beeilen werde, Cassie. Ich lasse euch nicht im Stich.”
    Cassie wischte sich eine tropfnasse Strähne aus dem Gesicht, dann atmete sie tief durch. “Okay”, sagte sie schließlich, und er spürte, dass sie versuchte, ruhig und gelassen zu klingen. “Aber beeil dich bitte.”
    Dale rannte, wie er noch nie zuvor im Leben gerannt war. Nach nicht einmal einer halben Stunde kehrte er mit einem Seil zurück zur Grube. Der Transport einer Leiter hätte ihn einfach zu viel Zeit gekostet, auch wenn es die Bergung von Hanna und Cassie sehr erleichtert hätte.
    Er hörte, wie Cassie vor Erleichterung aufschluchzte, als er am Rand der Felsspalte erschien. “Jetzt dauert es nicht mehr lange”, versprach er ihr, dann band er das eine Ende des Seils am Stamm einer Birke fest und ließ das andere Ende in die Grube fallen. “Kannst du damit bis zu Hanna hinaufklettern?”, fragte er.
    Cassie nickte tapfer und begann, sich an dem Seil bis zu dem kleinen Felsvorsprung hinaufzuhangeln. “Ich hab’s geschafft”, rief sie schwer atmend. “Was jetzt?”
    “Du musst sie zu mir hochheben”, wies Dale sie an. “Heb sie, so hoch du kannst. Ich werde versuchen, sie von oben zu packen. Dann ziehe ich sie hoch.”
    Es war schwerer, als Dale es sich zunächst vorgestellt hatte. Erst beim dritten Anlauf gelang es ihm, die kleine Hanna unter den Achseln zu packen und zu sich hinaufzuziehen. Er war inzwischen selbst ziemlich erschöpft, doch er kroch sofort zum Rand der Grube zurück. “Ich komme jetzt zu dir runter, okay? Dann hältst du dich an mir fest, und wir klettern gemeinsam nach oben.”
    Als er den Vorsprung erreicht hatte, klammerte Cassie sich so fest an ihn, dass er ihren flatternden Herzschlag spüren konnte. Sie zitterte wie Espenlaub, und ihre Zähne schlugen klappernd aufeinander. “Wird es gehen?”, fragte er besorgt.
    “Es muss”, antwortete Cassie.
    Es war ein reiner Gewaltakt, doch ein paar Minuten später hatten sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen.
    “Danke”, flüsterte Cassie atemlos, bevor sie vor lauter Müdigkeit und Entkräftung bewusstlos zusammensank.
    Cassie hatte ganz vergessen, wie Wärme sich anfühlte. Ihr ganzer Körper, jeder Muskel, jeder Nerv, schien zu Eis erstarrt zu sein. Nur ihre Zähne hatten ein seltsames Eigenleben entwickelt, denn sie schlugen völlig unkontrolliert aufeinander.
    Dann plötzlich spürte sie, wie sich eine Hand in ihre legte. Sofort begann prickelnde Wärme durch ihren Arm zu pulsieren. Sie schlug die Augen auf und erblickte Dale, der sie besorgt musterte.
    “Wie geht es dir?”, fragte er leise.
    “Kalt”, stieß Cassie heiser hervor. “Mir ist so schrecklich kalt!”
    Er wandte sich kurz ab, dann kam er mit einer Decke zurück und legte sie über den ohnehin schon beachtlichen Berg von Federbetten, der sie bedeckte. “Ist es so besser?”
    Obwohl sie keinen Unterschied merkte, nickte Cassie. “Was ist mit Hanna? Ist sie okay?”
    “Hanna geht es gut. Sie hat ein paar blaue Flecken und eine leichte Gehirnerschütterung, ist aber ansonsten mit einem Schreck davongekommen. Doktor Padberg vom Festland ist gerade bei ihr. Er schaut auch gleich bei dir vorbei, wenn er mit Hanna so weit fertig ist.”
    Cassie drehte den Kopf, um einen Blick auf die Uhr zu erhaschen, und erschrak. Es war bereits kurz nach drei – und ihr Flug ging bereits um fünf!
    “Das ist nicht nötig”, protestierte sie und versuchte, sich aufzusetzen. “Ich fühle mich schon viel besser, und ich habe noch ein Flugzeug zu erwischen.”
    Sanft aber bestimmt drückte Dale sie zurück aufs Kissen. “Du wirst nirgendwo hingehen, meine Liebe. Nicht, ehe du nicht mindestens zwölf Stunden am Stück geschlafen hast. Außerdem ist es ohnehin schon viel zu spät. Wir werden es niemals rechtzeitig zum Flughafen schaffen, selbst wenn wir jetzt auf der Stelle aufbrechen würden.”
    Cassies Hoffnung sank. Wahrscheinlich hatte Dale recht, doch es hing zu viel davon ab, dass sie den Flug nach London erwischte, als dass sie einfach so hätte aufgeben können. Sie fühlte sich zwar noch immer sterbenselend, doch sie war fest entschlossen, es wenigstens zu versuchen. Für sich selbst, aber nicht zuletzt auch für Dale. Sie wusste genau, dass es richtig war, ihn aufzugeben. Richtig für sich selbst, aber auch für ihn. Er war noch längst nicht bereit, wieder eine feste Bindung einzugehen. Am Ende würde es darauf hinauslaufen, dass sie beide unglücklich waren. Und deshalb musste Cassie

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