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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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Könige wechseln sich ab, aber die Methode, wie ich es schaffe, daß >er< auf mein Streicheln reagiert und mich stundenlang glücklich macht, die ändert sich nie.«
    »Und hast du viele solche Bücher?«
    »Ganze Regale voll.«
    Auf diese Weise verbrachten sie die ganze Nacht,
    den folgenden Tag und die folgende Nacht. Als er-
    neut der Morgen graute, gingen Sebastian und Ra-
    quel, die jetzt das einfache Kleid einer Bäuerin trug, zum Hafen hinunter und bestiegen die Schaluppe.
    Als sie die Hafenausfahrt erreichten, wurde gerade die Kette eingezogen, damit die ersten Schiffe die Bucht verlassen konnten.
    Unmittelbar darauf nahmen sie Kurs nach Süden
    und fuhren ohne Eile in Richtung der Islas del Rosario, getrieben von der gleichen Landbrise, die auch zwei Tage zuvor geweht hatte.
    Drei Stunden später versicherte sich der Margarite-no, daß kein Segel am Horizont zu sehen war, ging Backbord und steuerte direkt auf die große Insel
    Barú zu. Zwanzig Meter vor einem winzigen Strand
    mit Palmen und Mangroven ging er schließlich vor
    Anker.
    Kurz darauf tauchte Kapitän Jack aus dem Dickicht auf und winkte fröhlich mit der Hand.
    »Keine Gefahr!« rief er.
    Als der Bug der Schaluppe auf Sand stieß, zog Ra-
    quel Toledo aus einer schweren Tasche, die sie bei sich hatte, eine riesige Pistole, und während sie auf den Kapitän zielte, bedeutete sie Sebastian mit überraschender Kälte:
    »Sobald ich einen Fuß an Land setze, stichst du
    wieder in See, und denk dran, wenn sich irgend jemand nähert, schieß ich den Kopf deines geliebten Kapitäns in Stücke. Alles klar?«
    Da Sebastian bereits nichts mehr überraschen konn-te, was diese verwirrende Frau tat oder sagte, beließ er es bei einem leichten Nicken. Die Frau sprang aus dem Boot und näherte sich mit Pistole in der einen und Tasche in der anderen Hand dem wartenden
    Schotten.
    Als die Jüdin ihn erreicht hatte, befahl sie ihm lakonisch:
    »Entkleidet Euch!«
    »Ich soll mich ausziehen?« gab sich ihr Gegenüber schockiert. »Hier?«
    »Die Affen werden sich nicht erschrecken. Und ich auch nicht«, lautete die barsche Antwort. »So verlieren wir keine Zeit.«
    Mit einer Frau, die offenbar das Befehlen noch
    mehr gewohnt war als der Kapitän der Jacare selbst, war das Diskutieren völlig zwecklos, daher zögerte er nur einige Sekunden, bevor er gehorchte, und
    kurze Zeit darauf stand er am Strand, wie Gott ihn erschaffen hatte.
    Ohne die Waffe einzustecken, ging Raquel um ihn
    herum und studierte aufs Genaueste jede einzelne
    Wunde.
    Schließlich holte sie aus ihrer riesigen Tasche ein scharfes Stilett, öffnete eine der Wunden und füllte Eiter und Würmer in ein kleines Metallkästchen.
    »Ihr könnt Euch wieder ankleiden«, bedeutete sie
    ihm, während sie im Schatten einer Palme Platz
    nahm und die wimmelnden ekligen Tierchen aus der
    Nähe betrachtete.
    Wenig später hockte sich ein übellauniger Kapitän Jack mit gesenktem Kopf neben die Jüdin.
    »Was haltet Ihr davon?« wollte er wissen.
    »Daß Ihr Glück habt, überhaupt noch am Leben zu
    sein. Aber wenn Ihr weiter in diesen Breiten ver-
    weilt, wird Euch dieses Glück bald verlassen.« Sie blickte auf und sah ihm ins Gesicht.
    »Meiner Meinung nach gibt es nur ein Heilmittel:
    ein kaltes Klima. In dieser feuchten Hitze, bei diesen Insekten, ist nichts zu machen.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Absolut! Die Infektion ist bereits zu weit fortge-schritten, um ganz sicherzugehen, doch ist das zweifellos der beste Rat, den ich Euch geben kann. Ich habe Euch eine Salbe mitgebracht, die Eure Schmerzen lindern wird, doch gegen die Würmer müßte ich Euch ein Gift verabreichen, das Euch schließlich
    umbringen würde.«
    »Verlangt Ihr von mir, daß ich alles aufgebe?«
    »Ich verlange überhaupt nichts von Euch«, gab Ra-
    quel Toledo mit jenem Nachdruck und Gleichmut
    zurück, die sie so unnahbar erscheinen ließen. »Ich gebe Euch lediglich einen Rat, der auf vielen Jahren Erfahrung beruht. Wenn Ihr in Westindien bleibt,
    werdet Ihr keine zwei Monate mehr leben, das dürft Ihr mir glauben. Alles andere ist Eure Sache.«
    Lange Zeit betrachtete der Kapitän geradezu mit
    besessener Aufmerksamkeit die riesige Wunde, die
    sich fast über seinen gesamten linken Unterarm ausbreitete, und schließlich erhob er sich und lehnte sich gegen den Stamm einer Palme.
    »Ihr habt Euch als sehr mutige Frau erwiesen«,
    murmelte er schließlich. »Nicht nur, daß Ihr es gewagt habt, hierherzukommen, sondern auch, daß Ihr die

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