Insel der glühenden Sonne
nicht erst. Ich habe es ja nie erzählt, aber sie wollen nichts mehr mit mir zu tun haben.«
»Warte, bis sie von deiner Begnadigung hören.«
»Von mir hören sie das jedenfalls nicht. Sollen sie doch zur Hölle fahren. Ich habe mich entschieden, ich bleibe für immer hier.«
22. Kapitel
Als Barnaby zu Besuch kam, erkannte er das Mädchen kaum wieder. Marie Cullen hatte sich von einem mageren Ding mit dünnem Haar und riesigen Augen in eine hübsche, typisch irische Frau mit dunklen, rötlich schimmernden Locken verwandelt und machte einen überaus lebhaften Eindruck.
Er überreichte Penn ein Stoffkaninchen und Marie eine Schachtel Schokoladenpulver, das man in heiße Milch rühren konnte, da Sam ihre Arbeit sehr gelobt hatte.
Er versuchte, mit Penn zu sprechen, doch sie fühlte sich nicht wohl, da sie unter der Hitze litt.
»Hier gefällt es mir nicht mehr. Ich möchte wieder auf die Farm. Da war es viel kühler.«
»Damals hatten wir auch Winter«, sagte er lachend. »Ich dachte, du magst die Wärme, wo du doch aus Jamaika stammst.«
»Wir sind aus New Orleans, und da hat es furchtbar gerochen, und wir waren arm wie Kirchenmäuse, hat Mutter gesagt. Wie gefällt dir mein Kleid?«
Sie trat zurück, damit er ihren rosaweißen Baumwollkittel bewundern konnte.
»Marie hat es mir genäht, auch die Spitzenrüschen da unten. Das ist jetzt mein Lieblingskleid. Ich habe es am Sonntag in der Kirche getragen.«
»In welcher Kirche?«, fragte er mit einem Blick zu Marie.
»In der auf dem Hügel.«
»Ich wollte ohnehin mit Ihnen darüber sprechen, Mr. Warboy.«
»Und?«
Sie errötete. »Es fing damit an, dass Sean Shanahan nach uns gesehen hat.«
»Shanahan? Woher wusste er, wo sie stecken?« Er schüttelte den Kopf. »Egal, eigentlich hätte ich es mir denken können.«
»Sie sagten, wir dürften keine Besucher ins Haus lassen, das konnte Sean durchaus verstehen. Wir haben nur auf der Veranda gesessen. Und als er das nächste Mal kam, bemerkte er die neue katholische Kirche.«
»Und Sie haben Penn dorthin geschleift?«
»Mr. Warboy, ich würde Penn niemals irgendwohin schleifen«, erwiderte Marie ruhig. »Der Weg ist lang. Manchmal fehlt mir allerdings der Gottesdienst, und Sean hat das Problem für uns gelöst.«
»Dachte ich mir! Er holt Sie also ab.«
»Ja«, rief Penn, »er kommt mit dem Buggy, und ich darf sogar vorn sitzen.«
Barnaby kratzte sich verwundert am Kopf. Es tat ihm Leid, dass er Marie Cullen so kurz angebunden begegnet war. Die Sache war typisch für Shanahan, und er konnte im Grunde auch nichts Anstößiges daran finden. Vermutlich war es für die Frauen sogar gut, mal aus dem Haus zu kommen.
»Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.«
»Nein, nein. Aber verraten Sie mir eins. Hat Shanahan jetzt tatsächlich eine Stellung in der Stadt?«
»Ja«, sagte Marie stolz, »ist das nicht wunderbar? Er arbeitet für einen Rechtsanwalt.«
»Wie ist er dazu gekommen?« Barnaby starb beinahe vor Neugier, und diese Frau schien eine gute Informationsquelle zu sein.
»Na ja, da kam wohl eins zum anderen. Erst hat er auf Dr. Roberts’ Haus aufgepasst, und der schickte ihn zu dem Anwalt … aber nicht zu Mr. Baggott. Sean war nur bei Mr. Baggott, um zu fragen, ob er seinen Freund frei bekommen konnte, dessen Namen ich hier lieber nicht erwähne, aber es ging nicht. Und dann hat ihm der andere Anwalt, Mr. Pitcairn, die Stelle gegeben. Und dann ist zuletzt der Freund, dessen Namen ich hier nicht erwähne, doch noch frei gekommen.«
Barnaby versuchte, den Überblick zu behalten, und blieb dabei am letzten Satz hängen. »Er ist was?«
Marie sah zu Penn hinüber. »Warum baust du dem Kaninchen nicht eine Hütte aus Kissen?«
»Das könnte ich machen. Und tun, als würde es Milch trinken.«
»Ja.« Marie sah ihr nach. »Sie haben es nicht gewusst?«
»Sie meinen, McLeod wurde begnadigt?«
»Ja.«
»Warum?«
»Man hat nachgewiesen, dass er sie nicht angerührt hat, Mr.
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