Insel der glühenden Sonne
Stich gelassen hatten.
Dann kam Shanahan zu Besuch.
»Ich wollte sehen, wie es Ihnen geht. Es ist immer schwer, einen Angehörigen sterben zu sehen, vor allem, wenn er so jung ist.«
»Das stimmt, ich hatte nicht damit gerechnet, dass es mich so schwer treffen würde. Muss wohl am Alter liegen. Man wird an seine eigene Sterblichkeit erinnert.«
Sie spazierten über die Farm, wie sie es schon so oft getan hatten, sprachen über die Ernte und alltägliche Dinge, bis Sean sagte: »Bald ist Weihnachten. Geben Sie dieses Jahr ein Fest für die Jungs?«
»Das hatte ich ganz vergessen«, entgegnete Barnaby müde.
»Sie freuen sich darauf, und Sie würde es ebenfalls aufheitern. Sie müssen Dossie nur Bescheid geben, dann kümmert sie sich um alles.«
»Eigentlich eine gute Idee.«
»Und noch etwas. Was soll aus Marie Cullen werden?«
Sie betraten den Garten durch einen Torbogen, und Barnaby ließ sich auf der nächsten Bank nieder. »Meine Beine werden alt«, keuchte er. »Marie Cullen? Ich weiß nicht recht, nun, da Penn tot ist, gibt es nichts mehr für sie zu tun.«
»Mr. Warboy, es muss doch etwas geben, sonst muss sie zurück in die Fabrik! Das dürfen Sie ihr nicht antun. Sie hat besser als eine Mutter für Penn gesorgt.«
»Was soll ich denn mit ihr anfangen?«
»Es muss etwas geben«, drängte Sean. »Ich kann nicht zulassen, dass sie wieder ins Gefängnis geht. Ihr einziges Verbrechen bestand darin, zu den Waisenkindern zu gehören, die man hierher deportiert hat.«
Barnaby sah belustigt auf. »Aha! Was höre ich da heraus? Klingt, als hättest du mehr als nur ein flüchtiges Interesse an ihr.«
»Kann schon sein. Aber Sie sollen nicht denken, dass ich mich aus Mitleid für sie einsetze. Ich will nicht in der Fabrik um ihre Hand anhalten müssen, verstehen Sie das?«
»Nein! Du machst alles so kompliziert, Shanahan. Warum fragst du sie nicht sofort? Sie wohnt doch noch im Häuschen.«
»Weil sie dasitzt und fürchtet, von Ihnen gefeuert zu werden.«
»Ach so, überlass das mir. Ich sehe zu, was sich machen lässt.«
»Ich bin Ihnen sehr verpflichtet, Sir.«
»Deine Manieren bessern sich zusehends«, bemerkte Barnaby. »Muss wohl an Pitcairn liegen. Erzähl mir von deiner Arbeit.«
»Ich bekomme viel mit«, meinte Sean augenzwinkernd, »aber es gibt nichts Besseres als die Geschichten über Ihren Nachbarn.«
»Flood? Was ist denn los?«
»Aha, da haben Sie aber einiges verpasst. Also …«
Barnaby ging an diesem Abend lachend zu Bett. Der Mann hatte seine Frau tatsächlich an einen Sträfling verloren.
Licht am Horizont, dachte er und blies die Kerze aus.
Binnen Tagen wurde Sam angewiesen, Marie Cullen zur Warboy-Farm zu bringen, wo man sie als Küchenmädchen und Hilfsgärtnerin beschäftigen würde.
»Gärtnerin? Das ist doch gar keine richtige Arbeit, oder?«, erkundigte sie sich bei Sam.
»Doch, sogar eine ganz wichtige«, meinte er grinsend.
»Ehrlich?«
»Ich habe jetzt einen Tag in der Woche frei«, jubelte Dossie. »Das hatte ich noch nie. An dem Tag erledigst du meine Arbeit, Marie. Wir werden uns gut verstehen. Aber wo ist Penn?«
Marie nahm sie beiseite und berichtete im Flüsterton, was geschehen war und dass es niemand erfahren sollte, um Mr. Warboy nicht weiter aufzuregen.
»Er hat einen schlimmen Schock erlitten.«
Sean wurde von Sams Frau auf die Farm eingeladen – zu einem Picknick mit Pflaumenkuchen. Barnaby hatte auch einige Nachbarn dazu gebeten, darunter Josie und Louise Harris, doch Josie lehnte ab.
»Sie packt für die Reise nach England«, erklärte ihre Tochter. »Sie hasst die Insel, seit mein Vater gestorben ist. Ich bleibe allerdings hier.«
»Es tut mir sehr Leid, ich habe ihr geschrieben«, sagte Barnaby. »Und Sie wollen allein hier bleiben?«
»Nicht direkt. Ich wohne zwar noch in der Pension, aber Dr. Roberts und ich werden bald heiraten.«
»Meine
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