Insel der glühenden Sonne
Glückwünsche, das ist ja wunderbar.« Er wandte sich an Sean. »Davon hast du mir gar nichts erzählt!«
»Sie wollte es Ihnen selbst sagen.« Er fügte nicht hinzu, dass seine liebste Marie an diesem Morgen zugestimmt hatte, ihn zu heiraten, und dass sie so geweint hatte, dass er ein schlechtes Gewissen bekam. Sie wollten ihr Glück noch ein bisschen allein genießen.
Die Frischvermählten zogen nach Port Arthur, und der Arzt verkaufte das Haus in Hobart, wofür er sich bei Sean gebührend entschuldigte. Nachdem Dr. Roberts seine Zeit abgeleistet hatte, wollte er mit seiner Frau nach Sydney ziehen.
»Ich bin froh, von hier wegzukommen«, sagte sie. »Allyn auch. Es gibt zu viele schlimme Erinnerungen.«
Doch die Menschen in Hobart würden Dr. Roberts nicht vergessen, der einer der wenigen Gerechten gewesen war.
Sean bezog ein möbliertes Zimmer und konnte Marie an den Wochenenden besuchen. Sie wollten an Ostern heiraten und in ihr eigenes Heim ziehen, auch wenn dieses zunächst nur aus zwei Zimmern bestehen würde.
Dann war der große Tag gekommen, und Barnaby, der Brautführer, schien nervöser als Marie. Wochenlang hatte er mit dem George Hotel konferiert, damit das Hochzeitsfrühstück perfekt organisiert würde.
»Für meine Freunde nur das Beste«, sagte er zu Hugh Merritt. »Ich bin seit Jahren auf keiner Hochzeit mehr gewesen. Hat mir aber immer gefallen.«
Hugh stellte ihn seinem neuen Partner und bisherigen Portier Claude Plunkett vor.
»Claude hat für den Adel gearbeitet«, verkündete er. »Er kennt sich mit allem aus und kümmert sich um Sie.«
Also übernahm Claude die Arrangements für den Hochzeitstag, und Barnaby war erfreut, obschon er sich über die plötzliche Beförderung des Portiers wunderte.
»Wie ist es dazu gekommen?«
»Ganz einfach. Ich hatte Land verkauft und wollte das Geld investieren. Hugh hingegen brauchte Mittel, um das alte Haus nebenan zu kaufen und so sein Hotel zu vergrößern.«
Und Claude verstand sich auf seine Arbeit. Der Speisesaal war an diesem Morgen hinreißend elegant, die Tische für vierzig Gäste gedeckt, auf dem Ehrentisch prangte eine Hochzeitstorte mit Zuckerguss. Es gab sogar eine Pianistin und einen Geiger.
Barnaby genoss es, die Braut in seiner Kutsche zur St. John’s Church zu fahren. Marie sah wunderschön aus in ihrem schlichten weißen Musselinkleid mit den durchsichtigen Ärmeln und dem mit Zweigen bestickten Unterrock. Sie hatte ihr kastanienbraunes Haar hochgesteckt und mit einer Spitzenmantilla geschmückt. Lange Locken umrahmten ihr Gesicht, und als er sie den Mittelgang entlangführte, sah er Shanahans Augen leuchten. Ihm war, als liefe nun auch sein eigenes Leben wieder in der richtigen Bahn.
Angus McLeod, der Trauzeuge, sah ihnen lächelnd entgegen.
Während der Zeremonie ließ Barnaby die letzten Jahre Revue passieren. Von dem Moment an, als Jubal wieder in sein Leben trat und alles zunichte machte, hatte er das Selbstvertrauen verloren, den Glauben an seinen Platz in der Gemeinschaft. Er kam sich isoliert vor, die Einladungen waren immer weniger geworden.
Die Leute waren noch freundlich, lächelten und hoben grüßend die Hüte, doch er war immer einsamer geworden und hatte niemanden, der ihm nahe stand. Selbst der angenehme Umgang mit seinen Arbeitern war dahin, und er machte sich auch keine Mühe mehr, neue Bindungen zu knüpfen.
Die Weihnachtsfeier für die Arbeiter hatte das Eis ein wenig gebrochen, aber sie verhielten sich nach wie vor ziemlich abweisend, wenn nicht gar arrogant, was wohl eine Art von Protest gegen die Deportation als solche darstellte.
Barnaby selbst kümmerte es nicht, dass er zu den Bossen gehörte, so wie es in Jamaika ganz normal für ihn gewesen war, Sklaven zu halten. Andererseits verstand er die Haltung der Männer und fragte sich oft, warum sie nicht einfach den Aufstand probten.
Er sah, wie Bräutigam und Braut ihr Ehegelöbnis ablegten. Dann nahm Shanahan, der schwarzhaarige Ire, der aussah wie der geborene Rebell, seine Braut in die Arme, und die Menschen in der Kirche griffen zu den Taschentüchern.
Barnaby traf als Erster im Hotel ein und
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