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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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angelastet.«
    »Da haben Sie wohl Recht. Man macht mich ja für alles verantwortlich .«, räumte der Gouverneur ein, während es in seinem Magen zu rumoren begann und seine Eingeweide in Aufruhr gerieten, als trieben dort die aufgescheuchten Wespen ihr Unwesen. Er wünschte, Trader hätte die Insekten nicht erwähnt.
    Crimms Gesundheit war nicht mehr das, was sie einst gewesen war. Oft, viel zu oft fühlte er sich jetzt höllisch schlecht. Gestern Abend hatte er wieder mal ein offizielles Abendessen in der Gouverneursvilla über sich ergehen lassen müssen. Weil er einige seiner wichtigsten Geldgeber bewirtete, hatte die Haushälterin drängt, man müsse unbedingt regionale Speisen und Weine servieren. Wie immer hieß das Schinken aus Smithfield, Bratäpfel aus Winchester, Brötchen nach einem Rezept aus uralten Zeiten vor dem Bürgerkrieg und ein »guter Tropfer«, wie sie es nannte, aus Virginias Weinbergen.
    Crimms Verdauungstrakt hatte nichts von all dem vertragen, die Äpfel am wenigsten, und so hatte er den größten Teil des Vormittags auf der bequemsten und sichersten Toilette des Capitols verbracht, bis e r schließlich die Kabinettssitzung abgebrochen und sich in sein eigenes Büro zurückgezogen hatte. Das war mit dicken Wänden und einem privaten Badezimmer ausgestattet. Dort konnte er sich seinen Verdauungsproblemen widmen, ohne dass der Personenschutz der State Police vor der Tür Stellung bezog. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, hatte der Wein auch noch einen heftigen Stirnhöhlenschmerz ausgelöst.
    »Schlimm genug, dass man mich drängt, meinen Gästen minderwertigen Wein vorzusetzen, aber warum muss ich den auch noch selber trinken?«, klagte der Gouverneur entrüstet, während seine Lupe weiter über den Computerausdruck wanderte.
    »Wie bitte?« Trader sah verwirrt aus. »Was für ei n Wein?«
    »Ach, Sie waren wohl gestern nicht dabei«, seufzte Crimm.
    »Warum servieren wir nicht französische Weine? Denken Sie nur an Thomas Jefferson und seine Liebe für französischen Wein, überhaupt für alles Französische. Wieso wäre es dann ein Bruch mit der Tradition, wenn es französischen Wein gäbe?«
    »Sie wissen doch, wie kritisch die Leute sind«, erinnerte Trader ihn. »Aber ich bin ganz Ihrer Meinung, Governor. Französische Weine sind viel besser, genau das Richtige für Sie. Andererseits hat dann bestimmt irgendjemand was zu meckern, die Medien greifen es auf, und schon haben Sie eine schlechte Presse. Das bringt mich wieder auf Trooper Truth. Der Artikel ist erst der Anfang. Wir sitzen auf einer Zeitbombe. Egal, wer er ist, wir müssen ihn zum Schweigen bringen oder uns zumindest in irgendeiner Weise dazu äußern.«
    Auf das Gerede von der Zeitbombe hätte der Gouverneur gut verzichten können, während er langsam die Wörter entzifferte und kaum auf seinen Pressesprecher achtete, der ein Besserwisser und eine Nervensäge war. Crimm hatte keine Ahnung, warum er Major Trader eingestellt hatte oder ob er es überhaupt getan hatte. Jedenfalls war Trader nicht sein Fall, oder nicht mehr, falls er es jemals gewesen war. Sein Pressesprecher war ein blöder Fettsack, dem mehr an großen Mahlzeiten, großen Geschichten und großen Worten gelegen war als an der Wahrheit. Für Crimm lag der einzige Vorteil seines nachlassenden Sehvermögens darin, dass er Leute wie Trader kaum noch richtig erkennen konnte, selbst wenn sie sich im selben Zimmer befanden, und er dankte Gott dafür, denn Trader mit seinen Hamsterbacken, schlecht sitzenden Anzügen und den fettigen langen Strähnen, die er sich sorgfältig über die kahle Stelle auf seinem Kopf legte, wurde ein immer abstoßenderer Anblick.
    »Wie die Dinge im Rückspiegel näher sind, als es den Anschein hat«, las der Gouverneur langsam vor, während er durch seine Lupe starrte, »so hängt uns unsere Vergangenheit auf der Autobahn des Lebens an der Stoßstange, vielleicht sitzt sie sogar auf dem Beifahrersitz.« Die Lupe in der Hand, richtete er ein riesiges Auge auf Trader. »Na, das ist doch eine ganz interessante Idee.«
    »Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll, wenn es überhaupt etwas bedeutet.« Trader war verärgert, dass sich der Gouverneur eigene Gedanken machte, statt sich an seine Vorgaben zu halten.
    »Es scheint ein Rätsel zu sein«, fuhr der Gouverneur fasziniert fort und bewegte sein Vergrößerungsglas über den Artikel, als läse er die Buchstaben von einem Hexenbrett ab. »Erinnern Sie sich noch an den

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