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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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weniger als siebenhundert Einwohnern Radarfallen aufstellen sollte. Auf keinen Fall wollte Macovich in irgendetwas hineingezogen werden, was mit Tangier Island zu tun hatte, denn dort gab es nicht einen einzigen Schwarzen. Tatsächlich hatte er jedes Mal, wenn er dorthin geschickt wurde, um Meeresfrüchte zu holen, das komische Gefühl, er sei der erste Afroamerikaner, den die Insulaner zu Gesicht bekamen, abgesehen von denen im Fernsehen oder in den Katalogen, die das Postboot brachte.
    Macovich verließ die Villa und steckte sich eine Salem Light an, während er den Platz vor dem Capitol umrundete, nicht besonders darauf erpicht, mit dem Pressesprecher über diese oder irgendeine andere Angelegenheit zu reden. Major Trader war ein Scheißkerl, dem man nicht trauen konnte, das wusste jeder außer dem Gouverneur. Mist, dachte Macovich und hüllte sich wieder in eine Rauchwolke. Wenn die State Police anfing, auf den Inselbewohnern herumzuhacken, handelte sie sich damit nichts als Ärger ein.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«, sagte Macovich, als e r Traders Büro betrat. »Sind Sie schon mal auf Tangier Island gewesen, oder haben Sie mal jemanden von dort kennen gelernt?«
    »Da würden mich keine zehn Pferde hinkriegen.« Über seine Tastatur gebeugt, machte er sich über einen Chili Dog her, den ihm eine Assistentin geholt hatte. »Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass Sie nach Beginn der Dunkelheit oder in Gebäuden Ihre Sonnenbrille abzunehmen haben? Wozu bemühe ich mich eigentlich, das Image der Polizei aufzupolieren, damit die Öffentlichkeit euch nicht länger für einen Haufen brutaler Dummköpfe hält?« Er verschlang die Hälfte des Hotdogs mit einem Bissen und kleckerte Senf auf seinen schmuddeligen, altmodischen Schlips.
    »Nur weil ihr Zivil tragt und in Hubschraubern rumfliegt, braucht ihr euch nicht einzubilden, dass ihr euch über alles hinwegsetzen und uns zum Affen machen könnt.«
    »Keine Sorge, wir machen uns schon selbst zum Affen«, gab Macovich zurück und ließ seine Sonnenbrille, wo sie war. »Wir steigen in unsere tollen Hubschrauber, fallen auf der Insel ein und verteilen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretungen. Das lassen sich die Leute doch nie gefallen!«
    »Es wäre in der Tat ein Fehler.« Trader wischte sich die wulstigen Lippen mit einer fettigen Serviette ab und dachte fieberhaft nach. Der Gouverneur hatte ihn noch nicht informiert, dass die ersten Fallen auf Tangier Island aufgestellt würden, doch das wollte er Macovich nicht auf die Nase binden. »Dann sperren wir sie eben alle ein«, fügte er hinzu, als hätte er sich schon ausgiebig mit den Konsequenzen einer Inselrebellion befasst.
    »Tolle Idee!«, sagte Macovich sarkastisch. »Wir bringe n sie einfach alle hinter Schloss und Riegel, Fischer, Frauen und Kinder und die Alten natürlich auch. Da draußen machen Autobahnpiraten die Gegend unsicher, prügeln unschuldigen Truckern die Eingeweide aus dem Leib und schmuggeln Drogen nach Kanada, aber wir sorgen dafür, dass die Golfcarts auf Tangier Island nicht zu schnell fahren.«
    Trader leckte sich die Finger ab und wischte sie an seinen weiten Hosen trocken. »An Ihrer Stelle würde ich keine so große Lippe riskieren«, meinte er hinterhältig. »Nicht nach dem Beschiss neulich beim Billard. Böse Geschichte, sehr böse Geschichte.«
    »Ich hab nicht beschissen!« Macovich brüllte so laut, dass überall auf dem Flur die Bürotüren aufgingen und neugierige Beamte die Köpfe rausstreckten.
    »Die First Family ist jedenfalls davon überzeugt, und Sie haben Glück, dass der Gouverneur derzeit Wichtigeres zu tun hat«, gab Trader herablassend zurück. »Ich würde ihn ungern daran erinnern, dass Sie in der Villa Persona non grata sind. Sie wären nicht der Erste vom Personenschutz, der wieder Streife fahren darf.«
    »Das wird mir Superintendent Hammer wohl kaum antun. Wer soll dann den halbblinden Arsch des Gouverneurs durch die Gegend fliegen? Und die anderen faulen Ärsche der First Family?«
    »Würden Sie bitte ihren Ton mäßigen?«, sagte Trader mit erhobener Stimme.
    Macovich machte einen Schritt auf den Schreibtisch im imitierten Kolonialstil zu, die Sonnenbrille auf Trader gerichtet. »Nur falls Sie es schon vergessen haben«, knurrte er. »Wir haben hier noch genau zwei Hubschrauberpiloten, weil die First Lady die übrigen vergrault hat.« Macovich machte kehrt und wollte gehen , wandte sich dann aber noch einmal um. »Noch eins, Trader. Mit der

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