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Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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sich, wie sie sich die Hände blutig gerudert und die Fäuste gegen Kapitän Jejed und seine Mannschaft geschüttelt hatten. Nichts von dieser grimmigen Entschlossenheit war mehr in ihren Augen. Sie winkten ihm zu, und einer der peitschenschwingenden Aufseher des Moronen hockte friedlich zwischen ihnen. Aller Groll war vergessen, alles schien vergessen zu sein. Sie waren nur noch glücklich.
    Und diese Männer sollten in Logghard für die Lichtwelt kämpfen! durchfuhr es Mythor. Sosehr ihn das Bild des Friedens auch berührte, sosehr er sich wünschte, überall auf der Welt gebe es nur noch Frieden und Freundschaft, so sehr traf ihn der Anblick.
    »Wo ist Nilombur?« fragte er.
    Golad und Farina, die beiden Liebenden aus dem tiefen Süden, traten aus einer Hütte und begrüßten ihn lächelnd. Hand in Hand blieben sie vor ihm stehen.
    »Nilombur?« meinte Golad. »Ich weiß es nicht. Er ist nicht mehr hier.«
    »Was heißt das, er ist nicht mehr hier?« fragte Mythor weiter.
    »Fort!« rief einer von jenen, die sich schon seit vielen Sommern von Sarmara verwöhnen ließen. »Er ist gegangen.«
    »Und wann kommt er zurück?«
    Männer und Frauen lachten, als habe Mythor einen besonders gelungenen Scherz gemacht. Ein Jüngling trat auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Weißt du denn nicht«, fragte er lächelnd, »dass einer, der sein Hab und Gut zurück lässt, bevor er aufbricht, nie mehr zurückkommt, mein Freund?«
    Mythor war wie vom Donner gerührt.
    Der Jüngling setzte sich wieder zu den anderen und kümmerte sich nicht mehr um ihn, als sei die Angelegenheit damit für ihn erledigt und als gebe es nichts Selbstverständlicheres, als dass Menschen ihr Hab und Gut zurückließen, sich auf und davon machten und nie wieder gesehen wurden.
    Irgend etwas in Mythor zwang ihn dazu, zu Nilomburs Hütte zu laufen und dort nach dessen Lager zu suchen. Einige Männer und Frauen, teilweise eng umschlungen auf ihren Decken liegend, blickten überrascht auf und rollten sich wieder zusammen. Sadagar stolperte Mythor schimpfend hinterher und machte entschuldigende Gesten zu den Ruhenden hinüber.
    »Mythor!« flüsterte der Steinmann, als der Sohn des Kometen sich vor die zusammen gerollte Decke hinhockte. »Das war doch sicher nur ein Scherz! Alle merken doch, was mit dir los ist, und lachen schon über dich. Bei Erain! Was ist denn auf einmal in dich gefahren?«
    »Sein Hab und Gut«, murmelte Mythor und rollte die Decke auf. Er hob zwei Ketten mit Perlen, Fischzähnen und Korallen in die Höhe. »Alles, was ein Mensch hier besitzt, ist dies! Nilombur trug die Ketten immer um den Hals. Warum hat er sie dann jetzt abgelegt?«
    »Mythor, du siehst Gespenster!«
    »Nein!«
    Mythor kam in die Höhe und trat vor einen Mann hin, der halb aufgerichtet auf seinem Lager saß und sich die Müdigkeit aus den Augen rieb. Anklagend deutete er dorthin, wo Nilombur gewöhnlich schlief. »Wohin ist er gegangen?«
    Der Mann schüttelte verständnislos den Kopf. Von plötzlichem Zorn übermannt, ließ sich Mythor vor ihm auf die Knie fallen und packte ihn fest an den Schultern. »Wohin ist er gegangen? Rede schon! Und was soll das heißen, er kommt nicht mehr zurück?«
    »Willst du dir unbedingt Feinde machen?« zischte Sadagar.
    Mythor lachte bitter auf. »Feinde, Sadagar? Sieh sie dir an! Sie wissen gar nicht mehr, was ein Feind ist! Gib mir eines von deinen Messern, und ich schwöre dir, keiner von ihnen würde sich rühren, wenn ich es ihm an die Kehle setzte! Sie würden mich nur aus ihren großen Augen anblicken und auf den tödlichen Stoß warten wie die Tiere, die zu ihnen kommen, um sich schlachten zu lassen!«
    »Mythor, du hast den Verstand verloren!« rief Sadagar entsetzt aus.
    »Meinst du?« Mythor schüttelte den Mann. »Was ist mit Nilombur geschehen? War es ein Machtkampf? Ist ein anderer Herrscher der Insel geworden? Musste er darum gehen? Antworte mir, oder ich…«
    »Dein Geist ist verwirrt«, sagte der Mann langsam. Keine Spur von Furcht lag in seinem Blick, nur Unverständnis.
    Mythor stieß ihn hart zurück und stellte sich breitbeinig in die Mitte der Hütte.
    »Ihr!« schrie er. »Ihr alle! Sagt mir, wohin euer Herrscher verschwunden ist, oder ich nehme mir einen von euch und stecke ihm den Kopf so lange unter Wasser, bis er…«
    Eine Hand legte sich von hinten auf seine Schulter. Gereizt fuhr Mythor herum, die Faust schon zum Schlag erhoben. Dann blickte er in Golads Gesicht.
    »Du bist zu viel

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