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Insel der Träumer

Insel der Träumer

Titel: Insel der Träumer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Tiere kamen ihm entgegen und rieben sich an seinen Beinen. Hier und da schliefen Menschen oder liebten sich, so dass Mythor allmählich verstand, wie es zum Kinderreichtum hier auf Sarmara kam. Die Sprösslinge der Gestrandeten waren unbeaufsichtigt und durchstreiften in Gruppen Wald und Grasland. Als er von Nilombur zu den Hütten gebracht wurde, hatte er kein einziges Kind zu Gesicht bekommen. Sie lebten mit den Tieren – und wie die Tiere.
    Auf einer Lichtung fand er einen Felsblock und setzte sich darauf. Er schwitzte, obwohl es ihn fröstelte, wenn er an die Worte der Schiffbrüchigen dachte.
    Sollte er noch weiter marschieren? Das Dorf befand sich an der Nordspitze der langgestreckten Insel. Zum Meer hin war es von dem hohen Gras umgeben, zum Land hin von Wald. Hohe Wälder mit vielen Lichtungen erstreckten sich auch bis zur Südspitze, wo es keinen flachen Sandstrand gab, sondern nur Steilfelsen und Klippen, die bis weit in die Strudel hinausreichten. Dort war auch die Gasihara gestrandet. Auf seinen Wanderungen hatte Mythor die Bucht gesehen, und von diesen rastlosen Märschen her wusste er auch, dass kaum ein Inselbewohner jemals weiter als bis zur Mitte des Eilands ging. Im Südteil gab es keine Pfade außer denen der Tiere und keine Behausungen.
    Gab es etwas, das die Menschen davon abhielt, viel weiter als bis hierher zu gehen? Etwas, das ihnen die Nordhälfte Sarmaras zugeteilt und die südliche Hälfte für sich vorgesehen hatte?
    Mythor ärgerte sich über seine eigene Phantasie. Als die Gasihara strandete, waren einige Dutzend Inselbewohner aufgebrochen, um die Schiffbrüchigen aus der Bucht zu holen, und sie hatten es ohne Furcht getan.
    Warum sollten die, die in der Nähe des Dorfes alles in Hülle und Fülle hatten, sich auch die Mühe machen, sich zu weit fortzubewegen? Neugier, Sehnsucht nach Abwechslung?
    Mythor hatte nichts dergleichen in ihren Blicken gesehen. Sie waren zufrieden mit ihrem Leben – mit ihrem glücklichen, im Grunde aber doch jämmerlichen Dasein.
    Nein, dachte Mythor. Dieses Leben war nichts für ihn. Er musste fort und würde einen Weg finden, irgendwie und irgendwann. Während er hier festsaß, wurde in Logghard und an unzählbaren anderen Orten der Lichtwelt weitergekämpft, rückten die Mächte des Bösen unaufhaltsam vor.
    Er stand auf und blickte zum Himmel auf. Mochten sich überall über der Strudelsee dunkle Wolken zusammenbrauen, hier schien die Sonne immer zu strahlen. Bis zum Einbruch der Nacht hatte er noch Zeit genug, um bis zur Bucht und wieder zurück zum Dorf zu gelangen.
    Je länger er sich den Kopf zerbrach, desto einleuchtender wurde ihm, dass Nilombur und das junge Paar nach Süden gegangen waren, wenn sie allein sein wollten. Dass niemand, der auf die Traumreise ging, je zurückkehrte, konnte vielerlei Gründe haben. Vielleicht verspürten die Menschen plötzlich den Wunsch, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Dann mochten die gebleichten Gebeine vieler Männer und Frauen nun irgendwo unter den Steilfelsen liegen.
    Mythor beschleunigte seine Schritte. Vielleicht kam er noch rechtzeitig. Vielleicht redete er sich auch nur etwas ein. Es gab nur einen Weg, sich Gewissheit zu verschaffen.
    Von nun an wurde der Weg beschwerlicher. Er folgte den Pfaden des Wildes oder verließ den Wald, um auf den Klippen schneller voranzukommen. Das allerdings machte es ihm unmöglich, eventuell vorhandene Spuren zu finden. Als er die Bucht vor sich liegen sah, ging er wieder landeinwärts. Die Sonne neigte sich weiter dem Horizont zu, während er durch Gebüsch und über Lichtungen irrte. Äste mit Früchten senkten sich zu ihm herab, und der Duft nie gesehener Blüten wollte ihn betäuben. Mythor stieß die Früchte von sich fort. »Vielleicht sind sie für den Zustand der Inselbewohner verantwortlich«, überlegte er laut.
    Gerade wollte er eine weitere Lichtung überqueren, als er plötzlich stehenblieb und stutzte.
    Nicht weit von ihm, zwischen zwei eng beieinanderstehenden Bäumen, schimmerte etwas weiß auf dem Boden.
    Mit wenigen schnellen Schritten war Mythor dort. Als er sich bückte und erkannte, was er in Händen hielt, stieß er einen leisen Pfiff durch die Zähne aus.
    »Nilomburs Lendenschurz«, murmelte er. »Also war er hier.« Und noch etwas sah er: Ein kleiner Ast in Schulterhöhe war abgeknickt worden. An ihm hingen noch einige Fasern des weißen Tuches. Jemand war nach ihm hierhergekommen und hatte das Leinen heruntergerissen.
    Er ging in die Hocke und

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