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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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lässt sich doch nichts vergleichen, oder?«
    »Gar nichts, Sire.«
    »Dieser Liverpool, der Percevals Posten übernommen hat, scheint zu glauben, ich müsste jede Woche unzählige Dokumente studieren. Genügt es denn nicht, dass wir einen Krieg führen? Zwei Kriege, genau genommen. Dazu kommt noch das endlose Palaver im Parlament, wo sich die Torys und die Whigs dauernd in die Haare geraten, und ich soll mir dieses Geschwätz in allen Einzelheiten merken. Übrigens hoffe ich nach wie vor, Sie werden was dagegen tun, denn ich bin am Ende meiner Weisheit.«
    »Vielleicht wäre die Zeit Eurer Majestät besser genutzt, wenn Sie sich eine Zusammenfassung der Berichte zu Gemüte führten.«
    »Das dachte ich mir auch schon – dann würde ich in der Tat eine Menge Zeit sparen. Wenn Sie so freundlich wären …« Prinny führte den Besucher zu einem Schreibtisch bei den Fenstern, auf dem sich zahlreiche Papiere stapelten.
    »Sehr gern«, murmelte Royce, packte die Schriftstücke zusammen und sagte sich, das würde er für Akora tun.
    Dieser Gedanke erleichterte die mühselige Aufgabe nicht, gestaltete sie aber erträglich. Außerdem lenkte ihn die schiere Masse der Dokumente, in der sich gelegentlich interessante Informationen fanden, wenigstens zeitweise von seinem Kummer ab. Jeden Tag arbeitete er bis in die späte Nacht hinein, und im Morgengrauen ritt er aus, um sich nach den langen Stunden am Schreibtisch an der frischen Luft zu bewegen. Er schlief wenig, und er hatte keinen Appetit, obwohl Mrs. Mulridge ihr Bestes tat und ihm immer neue verlockende Speisen servierte.
    Bald musterten ihn die Höflinge, die ihm bei seinem täglichen Besuch im Carlton House begegneten, argwöhnischer denn je. Lord Hawkforte, der stets Anstand und Ehre personifiziert – und sich vor allem nur selten gezeigt hatte, wirkte immer bedrohlicher. Viel zu oft ging er neuerdings in der königlichen Residenz ein und aus. Und er durchschritt die vergoldeten Flure und opulenten Räume wie ein Raubtier eine Landschaft, in der es keine Nahrung fand.
    Eine Woche nach seiner Ankunft in England, als sogar sein eigenes Hauspersonal anfing, einen weiten Bogen um seinen missgelaunten Herrn zu machen, brachte ihm Bolkum die Morgenpost. Der Schmied – nicht nur ein Diener, sondern auch ein treuer Freund – war in Mrs. Mulridges Begleitung von Hawkforte nach London gezogen. Aber mit seinen buschigen Brauen, dem dichten Bart und den zwanglosen Manieren verbreitete er immer noch eine rustikale Aura.
    »Da ist was, das Ihnen missfallen wird, Mylord«, verkündete er.
    Royce blickte nur kurz von dem Bericht auf, den er gerade las. »Falls es eine weitere Einladung ist – zerreißen Sie den Wisch, und werfen Sie ihn ins Feuer, so wie die anderen.«
    Unbeirrt hielt Bolkum die Stellung. »Das würde ich gern tun. Aber dieses Schreiben stammt von der Spinne. Schon das dritte. Vorhin hat's ein Lakai gebracht. Ganz grau im Gesicht, der arme Kerl … Und er sagt, er wird hier draußen kampieren, bis seine Herrschaft eine Antwort kriegt.«
    »Verdammt lästige Person …«, stöhnte Royce, warf einen Blick ins Kaminfeuer und ergriff das Kuvert. Lady Melbourne glaubte, ihr Wille könnte Berge versetzen, das lag in ihrer Natur. Aber wenn jemand so dumm war, ihre Gunst zu verschmähen, verfolgte sie ihn nur bis zu einer gewissen Grenze. Er las den kurzen Brief zweimal und zerknüllte ihn. »Heute Abend muss ich wohl oder übel ausgehen.«
    Mitfühlend seufzte Bolkum und wandte sich ab, um Mrs. Mulridge zu informieren. Bevor er das Zimmer verließ, rief der Mann, dessen Haar noch nie einen Kamm gesehen hatte, über die Schulter: »Vielleicht sollten Sie vorher den Friseur bestellen, Mylord!«
    Royces Fluch wurde nur von der Tür gedämpft, die Bolkum hastig schloss.
    Kurz nach Sonnenuntergang betrat er das hell erleuchtete Melbourne House. Trotz der frühen Stunde tummelten sich bereits zahlreiche Gäste in der zentralen runden Halle und den Empfangsräumen ringsum.
    Wie üblich, fand Royce den Lärm, die Hitze und die Gerüche fast unerträglich. Gegen die beiden letzten Unannehmlichkeiten war er machtlos. Aber mit seiner Ankunft dämpfte er wenigstens das schrille Stimmengewirr.
    Sofort stand er im Mittelpunkt allgemeiner Aufmerksamkeit und erwartungsvoller Stille. Während seine häufige Anwesenheit im Carlton House Besorgnis erregte, fand man seinen Besuch im Spinnennetz erstaunlich und stellte diverse Spekulationen an.
    Was führte ihn hierher, diesen Gentleman, der

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