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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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ihn an, sah den Bruder und den Vanax, den Erwählten, und seine Genesung erfüllte sie wieder einmal mit heißer Freude. »Was meinst du?«
    Atreus lächelte wehmütig. »Danach fragst du, obwohl ich in diesen Dingen keine persönlichen Erfahrungen gesammelt habe?«
    Da lachte sie leise, zu ihrer eigenen Überraschung. »Wie unsere Mutter darüber denkt, weißt du. Sie will dich möglichst bald verheiraten.«
    »Jetzt reden wir von dir «, betonte er hastig.
    »Du kannst ihr nicht für immer entrinnen.«
    »Wohl kaum. Aber wie gesagt, im Augenblick geht es um dich, und ich empfehle dir, deinen Glauben zu stärken. Das klingt so einfach, und oft ist es so schwierig. Du musst glauben, dass der Schöpfer uns liebt. Hier auf Akora wissen wir das in der Tiefe unserer Seelen. Wir halten es sogar für selbstverständlich. Doch ich frage mich oft, wie wir wirklich darüber denken. Der Schöpfer liebt uns. Im Mittelpunkt der Schöpfung liegt die Liebe. Eine größere Macht gibt es nicht.«
    Natürlich hatte er Recht. Sie wusste es – »in der Tiefe ihrer Seele«. Trotzdem glich die Erkenntnis einem Licht, das ins Dunkel strömte.
    Royce würde abreisen. So wie die Vision sie aufgefordert hatte, ihre Pflicht zu tun, wurde er jetzt gezwungen, seine zu erfüllen. Gewiss, sie hatte ihn verletzt. Aber seine Weigerung, ihr zu verzeihen, tat genauso weh.
    Angeblich heilte die Zeit alle Wunden.
    Durfte sie darauf hoffen?

21
    Der Wind frischte auf. Bald würden die Gezeiten wechseln. Royce blieb vor dem Ankerplatz seines Schiffs stehen, bis es keinen Grund mehr gab, nicht an Bord zu gehen.
    Aber statt die Laufplanke zu betreten, ließ er seinen Blick den Kai entlangschweifen. Kassandra war nirgends zu sehen. An diesem Morgen hatten sich ihre Wege flüchtig gekreuzt. Höflich hatte sie ihm eine gute Reise gewünscht und war weitergegangen.
    Nun versuchte er, sich einzureden, so sei es am besten.
    Joanna und Alex waren mit ihrer kleinen Tochter zum Hafen gekommen, sichtlich froh und zufrieden. Eine Zeit lang starrte Amelia ihren Onkel ernsthaft an, bis sie grinste und ihm ein Lächeln abrang.
    Behutsam kitzelte er sie unter dem Kinn, worauf sie die Stirn runzelte. Dann drohte er ihr mit einem Finger, und ihre gute Laune kehrte sofort zurück.
    »Wir werden dich vermissen«, seufzte Joanna.
    »Und ich euch.« Zu Alex gewandt, fragte Royce: »Was glaubst du, wann du wieder nach England fahren wirst?«
    Das Ehepaar wechselte einen raschen Blick, und Alex zögerte, ehe er antwortete: »Schwer zu sagen, angesichts der heiklen Situation auf Akora …«
    »Ja, das verstehe ich.« Sonst gab es nicht mehr viel zu besprechen. Royce umarmte Joanna, schüttelte Alex' Hand und hauchte einen Kuss auf die Wange seiner Nichte. »Pass gut auf diese beiden auf«, ermahnte er seinen Schwager.
    »Keine Bange, das habe ich vor.«
    »Vielleicht sehe ich euch in ein paar Monaten wieder?«
    »Weihnachen auf Hawkforte …«, meinte Joanna verträumt.
    Ein letztes Mal betrachtete Royce den Kai zu beiden Seiten, die gewundenen, mit Blumen geschmückten Straßen, die zum Palast führten. Hell schimmerten die Türme im Sonnenlicht. Noch ein kurzer Moment, in dem er sich fragte …
    Nein, sie würde nicht kommen. Das musste er akzeptieren.
    Er eilte die Laufplanke hinauf, die hinter ihm hochgezogen wurde, und der Kapitän befahl seiner Besatzung, den Anker zu lichten.
    Schnell, viel zu schnell blähte der Wind die Segel. Royce winkte Joanna und Alex zu, bis sie nur noch winzige Punkte am Kai waren, die bald aus seinem Blickfeld verschwanden. Erst danach ging er nach unten und öffnete die Tür seiner geräumigen, komfortablen, fast luxuriösen Kabine. Doch er nahm seine Umgebung kaum wahr, verstaute sein Gepäck und kehrte an Deck zurück. Dort blieb er, während das Schiff der Meeresstraße folgte und den Atlantik erreichte.
    Zehn Tage bis zur Ankunft in England. Zehn Tage, um Erinnerungen zu ordnen und nachzudenken.
    Zehn verdammt lange, qualvolle Tage. Und außerdem zehn Nächte, überschattet von unstillbarer Sehnsucht, dem Schmerz eines Verlustes, der das Gefühl hervorrief, er wäre nur noch die leere Hülle des Mannes, den noch vor kurzer Zeit Leben und Liebe erfüllt hatten.
    Dass er das Porträt Kassandras besaß, das er Rudolf Ackermann abgekauft hatte, half ihm nicht. Obwohl er beschloss, die Zeichnung in der Schublade liegen zu lassen, in der er sie beim Auspacken verwahrt hatte, fand sie irgendwie den Weg auf das Tischchen neben der Koje. Und als er

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