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Inselglück

Inselglück

Titel: Inselglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hilderbrand
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Connie anzurufen, tat es aber nicht.
    Dann sah sie auf der ersten Seite des Teils »Lifestyle« der New York Times einen Artikel mit dem Titel »Die einsamste Frau von New York«. Er berichtete von Merediths Abfuhr im Salon Pascal Blanc, wo sie sich seit fünfzehn Jahren die Haare färben ließ. Meredith habe dort wochenlang telefonisch einen Termin vereinbaren wollen, sei aber immer wieder von der Rezeptionistin abgewimmelt worden. Schließlich habe Jean-Pierre, der Besitzer des Salons, Meredith zurückgerufen und erklärt, er könne es nicht riskieren, seine anderen Kunden, von denen viele ehemalige Delinn-Investoren seien, durch Merediths Anwesenheit vor den Kopf zu stoßen. In dem Artikel stand weiterhin, Meredith habe um einen Termin nach Geschäftsschluss gebeten, und er habe abgelehnt. Und als Meredith fragte, ob die Mitarbeiterin, die ihr normalerweise das Haar färbte, zu ihr in die Wohnung kommen könne – Meredith würde bar bezahlen – , habe Jean-Pierre verneint. Außerdem hieß es, auch im Rinaldo’s, dem italienischen Restaurant, wo sie und Freddy acht Jahre lang mindestens zweimal wöchentlich diniert hatten, sei Meredith nicht mehr willkommen. »Sie haben immer am selben Tisch gesessen«, wurde Dante Rinaldo zitiert. »Mrs Delinn bestellte ein Glas Chianti von Ruffino, Mr Delinn dagegen hat nie etwas getrunken. Jetzt kann ich Mrs Delinn nicht mehr bewirten, sonst bleiben meine anderen Gäste weg.« Der Bericht machte eines sonnenklar: Ganz New York hasste Meredith, und falls sie sich in der Öffentlichkeit zeigte, würde man sie schneiden.
    Schrecklich , dachte Connie. Arme Meredith . Nach der Lektüre des Artikels griff sie zum Telefon und wählte mit tauben Fingern die Nummer von Merediths Apartment. Prompt wurde sie informiert, dass die Nummer geändert worden und jetzt geheim sei.
    Natürlich.
    Connie legte auf und dachte: Ich habe es versucht.
    Und dann, gestern um ein Uhr, hatte Connie auf FOX Nachrichten gesehen, während sie ihre Koffer für Nantucket packte. Es war der Tag von Freddys Verurteilung. Die Sprecher sagten eine Haftstrafe von fünfundzwanzig bis dreißig Jahren voraus, obwohl Tucker Carlson erwähnte, wie clever und erfahren Freddys Anwalt sei.
    »Richard Cassel, sein Verteidiger«, sagte er, »hat auf siebzehn Jahre plädiert, woraus bei guter Führung zwölf Jahre werden könnten.«
    Und Connie dachte: Richard Cassel! Ha! Mit Richard Cassel hatte sie Bier getrunken, als sie in Princeton bei Meredith zu Besuch gewesen war. Richard, der in seinem Hemd mit dem durchgescheuerten Kragen und den abgetragenen Slippers den lässigen Aristokraten gab, hatte versucht, sie in seine Wohnung zu locken, aber vergeblich. Hatte Meredith Connie nicht erzählt, dass Richard bei einem Examen geschummelt hatte? Er war der passende Anwalt für Freddy.
    Connies Erinnerungen an Richard Cassel wurden unterbrochen durch die Bekanntgabe, dass Frederick Xavier Delinn zu hundertfünfzig Jahren in einem Bundesgefängnis verurteilt worden war.
    Connie musste sich setzen. Hunderfünfzig Jahre?, dachte sie. Der Richter statuiert ein Exempel an ihm. Nun ja, sie sagte es ungern, aber Freddy hatte es verdient. So viele Menschen waren durch ihn mittellos, Leben zerstört, Häuser, in denen Familien wohnten, zwangsversteigert worden, junge Leute gezwungen gewesen, das College zu verlassen. Achtzigjährige Frauen mussten sich seinetwegen jetzt mit Sozialhilfe durchschlagen und von Konserven ernähren. Hundertfünfzig Jahre, dachte Connie. Arme Meredith.
    Connie war Meredith aus ihren ganz eigenen Gründen böse, doch im Gegensatz zu allen anderen gab sie ihr keine Mitschuld an Freddys Verbrechen. Meredith hatte bestimmt nichts von seinem Treiben gewusst. ( Oder? Okay, Raum für Zweifel war immer.) Aber als Connie die Augen schloss und in ihrem Innern nach einer Antwort suchte, dachte sie: Unvorstellbar, dass Meredith Bescheid gewusst hat. Meredith würde Betrug nie akzeptieren. Sie war grundanständig. Connie konnte davon ein Lied singen: Es hatte sie früher wahnsinnig gemacht. Und trotzdem fragte sie sich wie der Rest der Welt: Wie konnte es sein, dass sie nichts bemerkt hatte? Meredith war eine intelligente Frau – sie hatte bei der Schulabschlussfeier an der renommierten Merion Mercy Academy die Begrüßungsrede gehalten, war in Princeton gewesen. Wie hatte sie blind sein können für die Verbrechen, die unter ihrem Dach geschahen? Also hatte sie Bescheid gewusst. Aber nein, das war unmöglich.
    Connie

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