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Inselkönig

Inselkönig

Titel: Inselkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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gewonnene Wetten sind?«
    »Bist du stutenbissig?« Christoph musterte Anna und
zeigte dabei ein schelmisches Lächeln.
    »Quatsch«, sagte sie, verdrehte kunstvoll die Augen
und zeigte auf Christophs Teller. »Du solltest lieber frühstücken, anstatt
Reden an dein Volk zu halten.«
    Während das weitere Paar, das die derzeitigen Gäste
des Hauses komplettierte, staunend der Szene gefolgt war, drang jetzt
fröhliches Getuschel und Gekicher vom Tisch der beiden Seniorinnen herüber.
    Christoph schmierte sich die Butter auf die
Brötchenhälfte und überlegte, ob er zunächst mit der Salami oder dem Schinken
als Belag beginnen sollte.
    »Du nimmst zu viel Butter. Das ist nicht gut für dein
Cholesterin«, sagte Anna.
    Christoph sah sie mit einem spöttischen Blick an. »Nun
sind wir noch nicht einmal verheiratet, und dann höre ich so etwas.«
    » Noch nicht?«, fragte Anna. »Höre ich
Zwischentöne?«
    Christoph schenkte ihr einen langen Blick, vermied es
aber zu antworten. In vierzehn Tagen hatte er in Kiel den Scheidungstermin.
    Seine Frau Dagmar war in Kiel Seniorpartnerin einer
gut gehenden Anwaltskanzlei. Als er vor fünf Jahren gegen seinen Willen von
Kiel nach Husum versetzt worden war, hatte er sich nicht vorstellen können,
dass er das Kleinod an der Westküste nicht mehr würde missen wollen. Im Laufe
der Jahre hatte seine Ehe unter der zwangsläufigen Fernbeziehung gelitten. Nun
waren die Eheleute übereingekommen, die ohnehin nur noch formell bestehende
Verbindung durch eine gütliche Scheidung zu beenden, nachdem sich auch seine
Frau schon seit Langem anders orientiert hatte und Christoph seit einem halben
Jahr mit Anna zusammenlebte.
    Anna biss von ihrem Brötchen ab. »Du hast meine Frage
nicht beantwortet«, erinnerte sie ihn.
    »Ich …«, sagte Christoph gedehnt und atmete hörbar
auf, als sein Handy klingelte.
    »Thomsen«, meldete sich der Leiter der
Polizeizentralstation auf Föhr. »Es gibt Neuigkeiten vom vermissten Thies
Nommensen.«
    »Ist er wieder aufgetaucht?« Es war mehr eine
Feststellung als eine Frage.
    »Ja«, sagte Thomsen, »aber anders, als wir es uns
vorgestellt haben. Er ist tot.«
    »Unfall?«
    »Die Ursache kennen wir nicht. Aber die ganzen
Begleitumstände lassen auf Fremdverschulden schließen.«
    »Schön, ich komme und sehe es mir an«, sagte
Christoph. »Wo?«
    »Das ist eines der merkwürdigen Dinge. Nommensen wurde
fernab jeder Ansiedlung in der Boldixumer Vogelkoje gefunden.«
    Christoph wiederholte den Namen. »Das finde ich«,
sagte er.
    »Glaube ich«, bestätigte Thomsen. »Aber bei dem Wetter
werden Sie mit Ihrem Auto nicht durchkommen. Wir holen Sie in der Gmelinstraße
ab.«
    »Du willst doch nicht etwa …« Anna vollendete den Satz
nicht.
    Christoph nickte ernst. »Doch. Es gibt einen
vermutlich unnatürlichen Todesfall.«
    Anna seufzte tief, sagte aber nichts.
    Wenig später stand Christoph vor der Tür und wartete
darauf, abgeholt zu werden. Er hatte sich den Winterparka fest bis zum Hals
zugeknöpft und die Wollmütze tief in die Stirn gezogen. Auf dem Gehweg hatte
jemand versucht, einen schmalen Pfad freizuschaufeln, der jedoch immer wieder
vom Wind zugeweht wurde. Christoph stapfte durch den mehr als knöcheltiefen
Schnee auf und ab und versuchte, sich warm zu halten, während der Schnee über
den Knöchelrand in seine Stiefel drang. Binnen kurzer Zeit hatte das Weiß seine
Hosenbeine durchnässt, und er spürte die feuchte Kälte an den Waden. Er konnte
die Heiterkeit nicht teilen, die zwei kleine Kinder lautstark verbreiteten,
während sich ihr Vater abmühte, seinen Nachwuchs auf dem Schlitten gegen den
Wind zu ziehen.
    Nach einer Weile bog ein großer Traktor moderner
Bauart um die Ecke und hielt vor dem Gästehaus. Die Tür öffnete sich einen
Spalt, und ein Mann in dicker Winterjacke rief Christoph etwas zu. Er hatte es
nicht verstanden, trat näher an das Fahrzeug heran und versank in einem
Schneeberg.
    »Sind Sie der Kommissar von drüben?«, fragte der Mann.
    Christoph nickte.
    »Steigen Sie ein«, forderte der Treckerfahrer
Christoph auf.
    Es war schwieriger als gedacht, in die Kabine des
hohen Fahrzeugs zu klettern. Der Mann wies auf einen seitlich angebrachten
Notsitz, wendete den Trecker und bog in die Strandstraße ein.
    »Hauke Thomsen hat mich beauftragt, Sie zu holen«,
erklärte der Mann. »Ist schwierig durchzukommen.« Er warf Christoph einen
Seitenblick zu und gewahrte dessen kritische Miene. »Ist ordentlich was

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