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Inselsommer

Inselsommer

Titel: Inselsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Gegenüber einen langen Kuss gab. Auch Olli beobachtete die Szene mit angehaltenem Atem.
    »Sekunde mal«, flüsterte er und nahm sein Smartphone. Unbemerkt richtete er es auf das turtelnde, Champagner trinkende Pärchen, das die Welt um sich herum vergessen zu haben schien, und drückte einige Male auf den Auslöser. Mittlerweile saß die Frau auf dem Schoß von Kay Fedder und küsste ihn, während seine Hand immer tiefer in ihren Blusenausschnitt wanderte.
    Unglaublich! Das Rendezvous des Finanzmoguls war rothaarig, knapp zwanzig, atemberaubend schön – und definitiv nicht seine Frau Anka!
    »Man weiß ja nie«, sagte Olli geheimnisvoll lächelnd, setzte sich wieder und tat, als sei nichts gewesen.
    Mein Herz hingegen klopfte mir bis zum Hals, und ich hatte Angst, man könne es am Nebentisch hören.
    Was zum Teufel hatte Olli mit diesen Bildern vor?

62 . Kapitel
    A ls ich am nächsten Morgen erwachte, bemerkte ich zu meiner Verwirrung, dass jemand neben mir lag und regelmäßig atmete. Es dauerte ein Weilchen, bis ich begriff, dass es Helen war, die immer schnorchelte, wenn sie auf dem Rücken schlief. Vorsichtig stand ich auf, um sie nicht zu wecken. Wir waren gestern sehr lange unterwegs gewesen und hatten systematisch nahezu alle Lokalitäten abgeklappert, die Kampen zu bieten hatte: Gogärtchen, Pony, Odin und zuletzt die Sturmhaube, die mir noch am ehesten gefiel. Überall war es laut und voll gewesen und dummerweise genauso klischeehaft.
    Nichts für mich!
    »Oh, du bist schon wach?«, kam es vom Bett. Helen setzte sich auf und rieb sich verschlafen die Augen.
    »Ich koche uns gerade einen doppelten Espresso«, entgegnete ich und häufelte so viel Arabica-Pulver in den Einsatz der Kanne, wie ich hineinpressen konnte.
    »Sehr gute Idee«, krächzte Helen, die gestern Nacht rückfällig geworden war und sich von einigen Herren Zigaretten geschnorrt hatte. »O Mann, hab ich einen Schädel. Dabei habe ich doch gar nicht so viel getrunken.« Ich schmunzelte in mich hinein.
    »Klarer Fall von Nikotinvergiftung. Aber das vergeht schnell wieder, wenn wir rausgehen. Außerdem kannst du ja an Adalberts Yogastunde teilnehmen.«
    Helen verzog das Gesicht.
    »Mir dreht sich schon beim bloßen Gedanken an den Sonnengruß der Magen um, aber danke für das Angebot. Ich würde lieber eine gemäßigtere Gangart bevorzugen und gerne ans Wasser gehen.«

    Eine Stunde später marschierten wir am Watt entlang Richtung Munkmarsch. Adalberts Haus konnte ich Helen immer noch auf dem Rückweg zeigen, wenn sich ihr Kreislauf wieder stabilisiert hatte.
    »Das ist ja traumhaft«, schwärmte Helen und blickte aufs Watt. »Schwer zu sagen, was mir an Sylt besser gefällt: die wilde, stürmische oder die eher liebliche Seite.«
    »Zum Glück muss man sich nicht entscheiden, sondern kann beides haben.« Tiefer Stolz regte sich in mir, und ein Glücksgefühl, Sylt wurde immer mehr zu meiner Heimat. Immerhin hatte mich die Trennung von Patrick an den schönsten Ort der Welt geführt. Auch Helen schien die frische Luft gutzutun, denn ihr Gesicht bekam wieder Farbe.
    Kaum hatte sie in Munkmarsch den Hafen entdeckt, stieß sie einen verzückten Schrei aus.
    »Oh, ist das schnuckelig hier. Komm, lass uns Boote gucken gehen. Du weißt ja, wie sehr ich das liebe!«
    Da ich den Segelhafen noch nicht erkundet hatte, folgte ich Helen. Wir betraten den hölzernen Bootssteg, an dem einige Eigner im Windschatten von zwei Hallen ihre Schiffe klarmachten. Danach gingen wir weiter zu den Surfbrettern, die man sich ausleihen konnte und die wie weiße Schalen auf einer Rasenfläche nebeneinanderlagen.
    »Ein Traum«, schwärmte Helen, als sie weiter hinten ein hübsches, nostalgisch anmutendes Boot entdeckte. An Deck war ein Mann gerade dabei, die Planken zu streichen. Helen steuerte ungeniert auf das kleine Segelschiff zu. Als ich den Namen las, stutzte ich. Das Boot hieß
Meeresliebe
und gehörte – Sönke Mommsen.
    »Das ist ja eine Überraschung«, sagte Sönke und strahlte über das ganze Gesicht. »Was führt dich denn hierher? Zufall oder Absicht?«
    »Ich fürchte, es war eher Zufall«, antwortete ich. »Das ist meine Freundin Helen aus Hamburg, die selbst gern segelt und unbedingt den Hafen besichtigen wollte.«
    »Freut mich sehr«, entgegnete Sönke, der mittlerweile vom Boot geklettert war. Er gab uns die Hand. »Sind Sie denn das erste Mal auf Sylt?«
    Helen nickte.
    »Das erste, aber sicherlich nicht das letzte Mal. Die eineinhalb Tage sind

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