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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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eine Verteidigung loszuwerden, denn Lydia Naber erläuterte bereits, dass Schielin mit Laura, seiner Ältesten, übers Internet telefonierte, jeden Abend um acht, und dass dies so war, seit Laura in der USA war.
    »Telefonieren heißt jetzt also schkeipen, soso«, murmelte Erich Gommert und wendete sich dann Kimmel zu, »ich nehme morgen jedenfalls niemanden fest. Ich habe frei. Morgen wird nämlich des Hundle erzogen.«
    Kimmel war es egal. Hier machte inzwischen sowieso jeder was er wollte.
    Lydia Naber sprang zur Tür, um Schielin abzufangen, der gerade mit dem Rad durch den Hof fuhr. »Sollen wir uns die Claire Wilms heute noch vornehmen?«
    Er winkte ab. »Wir schlafen eine Nacht drüber – und sie auch.«
    *
    Schon in den Klamotten für die Weide, saß Schielin vor der Webcam. Laura grinste, als sie das karierte Hemd sah.
    Noch bevor es dunkel wurde, wollte er eine Runde mit Ronsard gehen, der immer noch ungehalten darüber war, die Weide mit zwei zusätzlichen Rössern teilen zu müssen. Nachbar Albin Derdes stand drüben an den Weidezäunen und rüttelte an einem Pfahl. Im Mundwinkel hing eine Zigarette und das rechte Auge hatte er zugekniffen, weil der Qualm an der Backe emporstieg und das Auge umsäuselte. »Du musst den Zaun ausbessern, Conrad«, lautete seine Begrüßung. Er rüttelte wieder an dem Pfahl. »Morsch, garantiert morsch.«
    Schielin wackelte auch einmal. Es war ein wenig Spiel zu spüren. »Ausbessern? Der tut es noch gut. Im Herbst kommt erst mal das Dach dran und ein neues Auto muss auch her.«
    Albin Derdes machte eine zustimmende Miene. »Scheißteuer, das Leben, gell.« Er lehnte sich auf den Zaun und nahm geräuschvoll einen Zug. »Wie lange bleiben die zwei Kaltblüter da? Dem Ronsard gefällt das gar nicht.«
    »Weil es ein elender, verwöhnter Bockel ist«, schimpfte Schielin.
    Ronsard stand abseits der Friesen und Kaltblüter an seinem Lieblingsplatz unter dem Birnbaum.
    »Aber ist schon schön, so ein Eselchen«, sprach Albin Derdes und grinste in Richtung Birnbaum. »Ich wäre ja fast schwach geworden vor gut drei Wochen, in Bad Wörishofen droben.«
    »Ach, warst du beim Pfingst-Eselmarkt? War viel los?«
    Derdes lachte und klatschte in die Hände. »Jesus und Maria, man kann es gar nicht glauben. Fast wie früher. Ich wollt gleich gar nicht mehr heim. Da kriegst ja alles, was nütz und unnütz ist.«
    »Ein richtiger Markt eben.«
    »Ja, und so schöne Tierle. So ein kleines braunes … ich sag dir. Wenn meine Erna nicht dabei gewesen wäre … ich hätt’s glatt gekauft.«
    »Ja und wohin damit?«, fragte Schielin.
    »Ah komm, des wär doch gut gangen hier.«
    Schielin verzog den Mund.
    »Wer war jetzt des mit der Psycho vom Segelhafen, hm? Habt’s den Kerl schon. Ist ja gar net gut, wenn die ganzen Nobelpreisträger da sind, am End noch die Königin Silvia, und so ein Killer da rumläuft«, wechselte Albin Derdes abrupt das Thema.
    »Bist wieder mal gut informiert. Stellst deine Lauscher beinahe schon so auf wie mein Esel.«
    »Das war doch nur zufällig«, meinte Derdes ein wenig beleidigt, »weil am Samstagabend doch die Geburtstagsfeier drunten im Aeschacher Hof war. Und von der Erna … ihr jüngster Bruder seine Schwägerin, deren Tante ihr Bub, von dem die …«
    Schielin stöhnte. Er wusste von keiner Geburtstagsfeier. »Also wer nun, Albin?!«
    »So ein komischer Kauz hat’s erzählt. Ein Junggeselle; wohnt mit der Mutter auf dem Hof in Oberreitnau und transportiert mit seinem alten Traktor die Boote – Segelhafen, Kleiner See, Wasserburg, Nonnenhorn, und so. Der hat des erzählt, von der Psycho, die sie erschlagen haben, ja.«
    »Dieser komische Kauz scheint viel mitzukriegen, oder? War der denn am Samstag im Segelhafen unterwegs?«
    »Ja, ich denke schon. Woher hätt er es sonst auch so genau wissen sollen. Es war ja noch nix in der Zeitung gestanden. Ich sag dir, des ist schon ein komischer Kerle. Sonst war der immer so verdruckt umanandergehockt und desmal hat der schon nach einer halben Stunde rote Bäckle gehabt – vom schnäpseln. Seiner Mutter war des ja gar net recht, dass er so aufspricht. Hat mer schon gemerkt. Aber … wie es halt so ist, gell.«
    »Wie heißt er denn?«
    »Ludolf.«
    »Mhm. Ludolf. Und mit Vornamen?«
    »Des ist der Vorname«, mokierte sich Albin Derdes und zündete eine neue Zigarette an.
    »Dann eben der Nachname.«
    »Butsch.«
    »Der Ludolf Butsch also. Na, vielleicht werden wir den mal befragen, wenn der so interessante Sachen

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