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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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was immer man heutzutage darunter subsumieren mag – noch eines weiteren Elements von viel größerer Bedeutung: politische Beziehungen. Denn von dort kommen die Mittel, die finanziellen. Das war der Plan von Doktor Agnes Mahler. Als Claire Wilms zugesagt hatte zu uns zu kommen, hatte sie schon alles zusammengetragen, was für eine Professur erforderlich ist, weil sie wohl dachte, ich sei zu träge dazu und brauchte nur einen Anstoß. Dabei ist sie dann auf dieses kleine Problemchen mit dem Doktortitel gestoßen.« Er entspannte sichtlich und sah verächtlich in die Runde. »Das ist sie – die Wahrheit. Sie war ganz blass, als sie vor etwa zwei, drei Monaten zu mir ins Büro kam und mir ihre Erkenntnisse offenbarte. Ich habe sie ausgelacht, einfach ausgelacht.«
    »Ich denke eher, Frau Wilms ist eingetreten, um Ihren Platz einzunehmen und Agnes Mahler hat Sie unter Druck gesetzt, die Kanzlei zu verlassen – und zwar ohne entsprechende finanzielle Abfindung. Ein geeignetes Werkzeug zur Repression hatte sie ja in Händen. Sie wären finanziell und gesellschaftlich erledigt gewesen.«
    »Ersteres mit Sicherheit nicht – und gesellschaftlich? Interessiert mich überhaupt nicht. Vor wem sollte ich denn Befürchtungen haben? Vor den Leuten, die über die Jahre hinweg meine wissenschaftliche Arbeit gelobt, kopiert, zitiert und verwendet haben? Nein. Es gab nichts, womit Agnes Mahler mich hätte unter Druck setzen können. Sie selbst war unter Druck, denn es war ihr Konzept, das nicht funktionierte und vor dem Scheitern stand. Ich wollte einfach nicht und habe mich gerade nicht in Zwänge bringen lassen. Das habe ich nie. Nie.«
    »Eine nette Geschichte haben Sie sich da zurechtgelegt. Es ist jedoch so, dass die Fakten dagegensprechen. Sie hatten ein Motiv, sie waren zur Tatzeit in der Nähe des Tatortes. So einfach, wie Sie es meinen, kommen Sie aus der Situation nicht heraus.«
    »Ich will aus gar keiner Situation herauskommen. Sie hingegen sollten mit Vorwürfen vorsichtiger umgehen. Fakten? Welche Fakten denn? Wenn Sie auch nur einen vernünftigen Beweis hätten, säße ich doch schon in der Zelle. Ich sehe es Ihnen doch an, wie versessen Sie darauf sind, mich genau dahin zu bringen. Vielleicht leben Sie an mir Ihre nicht bewältigten Minderwertigkeits- und Vaterkomplexe aus. Sie kommen aus kleinbürgerlichen Verhältnissen und hatten einen sehr dominanten Vater, der Ihnen und Ihrer Mutter strikte Rollen zuwies, und nun sitzen Sie einem erfolgreichen, wohlhabenden Mann wie mir gegenüber und müssen Ihre Reflexe ausleben, die Sie sich Ihrem Vater gegenüber nie getraut hätten zu zeigen. Die Machtposition, die Sie durch Ihre Berufswahl erlangt haben, ist Ihr Vehikel, sich aus Ihrer inneren, ewig währenden Gefangenheit zu befreien. Es wird Ihnen nicht gelingen, auf diese Weise nicht, glauben Sie mir! Gleich, wie nun alles einander bedingen mag – Ihre originäre Arbeit hingegen sollten Sie besser erledigen. Fragen Sie doch Frau Schirr, wo sie am Samstagmorgen bei Sonnenaufgang unterwegs gewesen ist. Ich jedenfalls habe sie drüben in der Nähe des Segelhafens gesehen, an jenem Morgen, als ich zu meiner morgendlichen Spazierrunde aufgebrochen bin.«
    Grohm hatte seinen Oberkörper wieder nach vorne über den Tisch geschoben während er sprach und sah Lydia Naber auffordernd und aggressiv an.
    Lydia Nabers Gesicht verzog sich zu einem bemitleidenden Grinsen. Gerade noch hatte sie sich mit Mühe beherrschen müssen, um Grohms Arroganz professionell begegnen zu können und spürte die tiefe Abneigung, die sie diesem Menschen gegenüber und in nahezu physischer Weise empfand.
    Seine verbale Entgleisung provozierte sie hingegen nicht. Vielmehr beruhigte es sie, dass er begann die Contenance zu verlieren, dass er dazu überging, sein Schneckenhaus zu verlassen und anzugreifen.
    In einem lag er allerdings wirklich nicht daneben: Nichts hätte sie lieber getan, als ihm Handschellen anzulegen und in die Zelle zu stecken.
    »Vielen Dank für diese Information, Herr Grohm«, hörte sie sich gelassen sagen, »Sie haben uns also auch noch eine wichtige Information zur Aufklärung des Falles vorenthalten. Waren Sie es nicht, die Frau Schirr am Samstagmorgen Medikamente verabreichte? Dürfen Sie dies überhaupt, mit Medikamenten umgehen? Wir werden das prüfen.«
    Grohm zog sich zurück und sank still in den Stuhl zurück, als überfielen ihn plötzlich Magenbeschwerden. Seine Gesichtsfarbe glich sich den grauen Haaren an. Hatte er

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