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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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Zusammenarbeit fruchtbar sein könnte. Es entfällt damit auch die Erfordernis über Abfindungen oder sonstige finanzielle Absprachen zu verhandeln. Das wollten Sie doch hören, nicht wahr. Sie suchen ein Motiv.«
    »Ja, wir suchen ein Motiv. Wäre die Summe, die im Raum stand, denn geeignet, um als Motiv in Betracht gezogen zu werden, oder ging es, in Relation zu den jeweiligen Verhältnissen, um Peanuts?«
    Grohm schluckte. Diese blonde Polizistin war wie ein bösartiges Insekt, das man nicht loswurde.
    »Wie ich schon sagte. Wir wollten uns hier grundsätzlich unterhalten und eine Lösung finden.«
    »Also grundsätzlich … mein Beruf verbietet es mir, derlei allgemeine Aussagen zu akzeptieren, und der Anblick von Frau Mahler nur wenige Hundert Meter von hier entfernt verbietet es schon gleich. Um wie viel ging es also, falls es zu einer beruflichen Trennung gekommen wäre? Wie hoch war ihre Forderung? Ich kann mir nur schlecht vorstellen, dass Sie alle für ein verlängertes Wochenende hierher fahren, um zu verhandeln, wenn es nicht um existenzielle Fragen ginge, die zu klären wären. Hatte Frau Mahler anwaltliche Vertretung in dieser Angelegenheit?«
    Claire Wilms schüttelte den Kopf. »Sie verrennen sich da. Es war ganz anders. Es ging gar nicht um Geld.«
    Schielin fragte: »Worum ging es dann?«
    »Es ging darum, die jeweiligen Aufgaben neu zu ordnen.«
    »Welche Aufgaben?«
    Grohm hatte sich im Sessel zurückgelehnt und hielt den Kopf schräg auf der Schulter. »Wir arbeiten nicht mit Patienten, so wie Sie das vielleicht meinen. Aus diesem Grund haben wir uns vor langen Jahren auch dafür entschieden, nicht als Praxis, sondern als Kanzlei zu firmieren. Damit ersparen wir uns Anfragen und Erklärungen. Wir sind ausschließlich für Firmen in der Gesundheitsbranche tätig und haben auch Kunden im Industriebereich. Wir stellen den Personal- und Personalentwicklungsabteilungen großer Unternehmen Beratung, Unterstützung und Hilfestellungen zur Verfügung. Aufseiten unserer Kunden besteht aufgrund der wirtschaftlichen Erfordernisse eine große Erwartungshaltung und wir waren gefordert, hier neue Strukturen zu schaffen. Agnes stand dieser Entwicklung skeptisch gegenüber und aus dieser Skepsis entwickelte sich zuletzt die Absicht uns zu verlassen.« Er wies mit einer langsamen Handbewegung zum Fenster. »Wir wollten diese herrliche Umgebung hier, die räumliche Distanz zu unserem Arbeitsumfeld, auch die Entspanntheit der Urlaubsstimmung, wie sie hier vorzufinden ist, nutzen, um als Team die an uns gestellten Aufgaben bewältigen zu können. Aus diesem Grund sind wir hierhergekommen. Es ging nicht um die Höhe von Geldsummen, darum ging es wirklich nicht. Und der Tod von Agnes kommt uns auch nicht gelegen, wie Sie das unter Umständen vermuten könnten. Wenn Sie meinen, die Probleme wären dadurch aus der Welt, so täuschen Sie sich. Die Schwierigkeiten sind nun noch viel größer für uns geworden – wir erleben das ja gerade. Und sowohl die Organisation und Struktur der Kanzlei betreffend wie auch in finanzieller Hinsicht werden wir in erheblichem Maße gefordert sein. Selbst wenn es dazu gekommen wäre, dass Agnes Mahler uns verlassen hätte, so wäre dies ein Ereignis gewesen, das in formeller, finanzieller und in menschlicher Hinsicht anständig und im gegenseitigen Miteinander bewältigt worden wäre.«
    Lydia hatte mit andächtiger Miene den Worten Grohms gelauscht und dabei gedacht: Was für ein pfaffenhaftes, leeres Geschwätz. Aber dich krieg ich schon noch, warte nur, Freundchen.
    Schielin spürte, wie angespannt das Verhältnis zwischen Grohm und Lydia Naber war und nahm den Druck etwas heraus, indem er das Thema wechselte. Er fragte nach den persönlichen Verhältnissen von Agnes Mahler und erfuhr von Grohm, dass ihre Eltern in der Nähe von München lebten. Es gäbe noch einen Bruder, über den er jedoch nichts sagen konnte.
    »Wie eng war Ihr Kontakt zueinander, trafen Sie sich auch privat?«
    »Wir waren beruflich so intensiv zusammen, dass man von häufigen privaten Begegnungen im herkömmlichen Sinne nicht reden kann.«
    Schielin sah von Grohm zu Claire Wilms, die entschuldigend die Hände hob. »Ich bin noch nicht so lange Zeit in der Kanzlei beschäftigt. Es gab da überwiegend beruflichen Kontakt.«
    Er bohrte nicht weiter nach. Von Melanie Schirr erwartete er im Moment keine Angaben. »Gibt es einen Partner, eine Partnerin von Frau Mahler, enge Freunde vielleicht, an die wir uns wenden

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