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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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ermittelte. Er war sowieso recht komisch zurzeit.
    Friedrichshafen ließ sie leidlich schnell hinter sich und war ganz in Gedanken. Die grandiosen Blicke auf den See und die Berge, die sich linker Seite immer wieder präsentierten, gingen an ihr vorbei.
    Bei all dem wenigen, das sie von Agnes Mahler bisher wusste, kam es ihr doch eigenartig vor, dass sie vor dem Treffen in Lindau noch in Konstanz vorbeigefahren war und keiner ihrer Kollegen etwas davon gewusst hatte. Jasmin Gangbacher hatte das Gefühl auf einer Fährte zu sein. Bisher war es nur Empfindung, kriminalistischer Instinkt. In Meersburg musste sie eine Fähre abwarten. Als sie das Ticket gelöst hatte, eilte sie schnell die Stahltreppen nach oben und setzte sich auf eine der harten Holzbänke über dem Bug. Jetzt war genügend Zeit den Blick weit werden zu lassen, über das Wasser hinweg, dessen Wellen träge und weit ausladend, wie die Flügel eines riesigen, müden Schwans, auf und ab wogten. Eine leichte Brise fuhr durch ihr Haar. Sie lächelte glücklich. Das war eine Ermittlung so ganz nach ihrem Geschmack.
    *
    Schielin, Lydia Naber und Robert Funk befanden sich im Vernehmungszimmer und hatten Gerhard Dohmen und dessen Anwalt, ein schmächtiges, blasses Männchen in dunkelgrauem Anzug mit Namen Rieber, regelrecht eingekreist. Es roch inzwischen nach Schweiß. Seit einigen Sekunden war es ruhig im Raum. Mitten in die erste Stille der am Anfang stehenden Befragung war Wenzels Anruf gekommen, der über Zychners Aussage berichtete, das Motorboot an der Südmole gesehen zu haben.
    Schielin hatte die Information ohne Regung entgegengenommen und stumm zugehört, dann das Handy zur Seite gelegt und in Richtung Anwalt Rieber gesprochen: »Neue Situation für Ihren Mandanten. Wir haben einen Zeugen, der das Motorboot Ihres Mandanten zur Tatzeit am Tatort gesehen hat.«
    Neben dem schmächtigen Rieber ruhte die große, kräftige Gestalt des Bauunternehmers Gerhard Dohmen. Der hatte sich gleich nach der Begrüßung gespielt burschikos vorgestellt: »Bau mit Dohmen, gutes Omen.« Niemand außer ihm selbst hatte gelacht. Da hatte er schon gemerkt, dass es hier anders zuging als dort, wo er sich bisher über Parktickets beschwert hatte. Auf die ersten Fragen seine Motorjacht betreffend wollte er gar nicht eingehen, redete zusammenhangloses Zeug über die Schwierigkeit, überhaupt einen Liegeplatz zu bekommen, machte dumme, völlig unpassende Späßchen über die existenzielle Sicherheit des Beamtendaseins und geriet auf diese Weise, ohne dass Druck auf ihn ausgeübt worden wäre, in sichtbare Not. Ihm schlug Kälte entgegen, eisige Kälte. Er war einiges gewohnt als Bauunternehmer, doch dies hier war ihm fremd. Von diesen Polizisten kam keine Regung, nichts Menschliches.
    Sein Anwalt versuchte zu einem strukturierten Gespräch zu kommen, doch Dohmen schnitt ihm mehrfach das Wort ab. Das ging so lange, bis Schielin nach Wenzels Anruf den Zusammenhang zwischen dem aufgetriebenen Motorboot Dohmens und dem Mord an Agnes Mahler darlegte. Schielin war verblüfft, bei Anwalt Rieber eine Reaktion von Fassungslosigkeit erkennen zu müssen, so als dachte der Wo bin ich da nur reingeraten. Dohmen selbst polterte los, er ließe sich nicht in eine solche Sache hineinziehen. Um die schwallartigen Erklärungen zu unterstreichen, nahm er nun seine Arme zu Hilfe, die er durch die Luft fahren ließ. Robert Funk, der dem Schauspiel ebenso wenig amüsiert wie seine Kollegen gefolgt war, zischte sarkastisch über den Tisch hinweg, dass niemand ihn in etwas hineinziehen müsse – er stecke schon bis zum Hals in einer üblen Sache drin. Danach war er tatsächlich ruhig geworden. Rieber überlegte angestrengt.

    Es ging zäh voran mit ihm und schien, als wollte er sich mit der ganzen Kraft seines Körpers vor etwas stellen, um es zu schützen. Lydia Naber ließ ihre Fingernägel laut und nervig auf der rissigen Tischplatte aufschlagen. Robert Funk meinte, dem Takt der klingenden Schläge eine Melodie zuordnen zu können. Er sann nach dem Titel des Stücks. Dieser Dohmen langweilte ihn und Anwalt Rieber war zweifellos kein kläglicher Anwalt. Doch er war offensichtlich in der Absicht gekommen, die Angelegenheit eines führungslosen Bootes zu erörtern und war sehr bewandert, was Verwaltungsvorschriften, Hafenordnungen und andere Bestimmungen der Bodenseeschifffahrt anging. Jetzt saß er mit einem unkontrollierbaren Mandanten hier und musste Fragen in einer Mordangelegenheit parieren.
    Er

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