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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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unberührt. Ich schätze sie als durchaus belastbare Zeugin ein. Sie wird auch noch die ganze Saison über im Hotel bleiben. Ist also kein Wandervögelchen. Für uns gilt: Diese Claire Wilms war definitiv nicht in ihrem Hotelzimmer in der betreffenden Nacht.«
    Lydia stöhnte: »Du hast gerade ein Händchen für Zeugen, mein Lieber. Was ist das eigentlich für einer, der da am Dach oben rumhängt, in der Früh? Hat der nicht vielleicht ein wenig mehr gesehen von da oben in seinem Ausguck? Als wir am Samstag an der Mole zur Spurensicherung waren, habe ich ja rübergesehen zum Brettermarkt. Ein entzückendes Häuschen … und das Türmchen erst … anmutig. Wer wohnt denn da?«
    Wenzel versuchte ungeschickt der Frage auszuweichen. »Ist schon etwas älter, der Zeuge.«
    Robert Funks Neugier war geweckt. »Das gelbe Haus direkt am Segelhafen, oder? Neben dem Forum am See? Schönes Haus. Wer ist denn da der Zeuge? Vom Zahnarzt jemand?«
    Wenzel rückte den Namen heraus. »Zychner, ein gewisser Doktor Zychner.«
    Für einen Moment wurde es still. Selbst der Kühlschrank stellte das Rattern und Zischen augenblicklich ein. Zychner! Mit diesem Namen schien jeder im Raum eine Verbindung, eine Erinnerung herstellen zu können. Robert Funk fragte nach. »Der Doktor Zychner, der Lehrer? Der lebt noch?!«
    Schielin hatte sich wieder zu Wenzel umgedreht und fragte zweifelnd. »Du warst bei dem alten Zychner? Das ist der Zeuge?«
    Wenzels Unbehagen wurde sichtbar.
    Kimmel fragte: »Wie alt ist der denn inzwischen? Dass der noch lebt? Mei, hat der mein Töchterchen gequält. Der war ja grausam. Da war ich ja selbst aufgeregt, wenn der seine Launen hatte.«
    »Man wird lange suchen müssen, jemanden zu finden, den der nicht gequält hat«, bestätigte Schielin und holte lang Vergessenes aus seiner Erinnerung. »Und jetzt ist der Zeuge in unserem Fall. Nur gut, dass du da dran bist, Wenzel. Ich hätte keine Lust ihm zu begegnen.«
    Wenzel grinste ohne Herz und dachte, dass auch er keine große Lust gehabt hatte, ausgerechnet auf Zychner zu treffen.
    Erich Gommert stöhnte. »Ach ja, Lehrer. Des ist schon auch ein Traumjob. Am Vormittag stundenlang recht haben, nachmittags frei und zwischendurch Ferien.«
    »Latein, oder?«, warf Kimmel in den Raum.
    Robert Funk überlegte kurz. »Nein. Nicht Latein. Der Zychner, das war doch auch ein Musiker. Klavier, soweit ich mich erinnere. Der hat doch irgendwie eine große Karriere verpasst. Irgendwas war da gewesen. Meine Tante hat davon erzählt.«
    »Mathematik und Musik«, klärte Wenzel auf, in der Hoffnung das Thema damit beenden können.
    Schielin arbeitete sich durch die Herumstehenden. Er musste nach Hause. Aber an Zychner hatte er auch so seine Erinnerungen. »Genau. Mathematik und Musik. Und er hat Musik unterrichtet, dass es sich wie Mathematik angefühlt hat.«
    Mit seinem energischen Aufbruch hob er die Runde endgültig auf und sagte in der Tür zum Abschied: »Egal, lange her. Ich muss heim zum Skypen. Gab’s damals noch nicht.«
    Wenzel hielt ihn abermals zurück. »Noch was. Dieser Grohm hat sich am Donnerstagabend mit einem Mann in der Hotelbar getroffen, war recht spät. Sie haben zusammen eine gute Flasche Bordeaux getrunken. Der, mit dem er sich getroffen hat, war mit Sicherheit kein Hotelgast, und das Gespräch der beiden soll auffällig ernst verlaufen sein. Es war zumindest so außergewöhnlich, um dem Barkeeper in Erinnerung geblieben zu sein. Dieser Fremde, der hatte ein Narbe unter dem rechten Auge. Ich will trotzdem die Namen der Hotels unten im Hafen durchgehen. Haben wir die Namenslisten schon hier?«
    »So ziemlich. Liegt bei Jasmin am Schreibtisch. Der Rest sollte spätestens morgen da sein«, sagte Lydia.
    »Ich glaube, das kannst du sein lassen. Grohm hat uns davon erzählt. Er hat sich am Donnerstagabend mit einem Studienfreund getroffen. Frederic Gahde. Ich habe das schon überprüft. Er ist am Donnerstag angekommen, hat im Hotel Helvetia eine Nacht verbracht und ist am Freitagvormittag wieder abgereist.«
    Schielin eilte sich nun, endlich heimzukommen. Es gab nichts weiter zu bereden. Alle wussten, was sie zu tun hatten.
    »Schkeipen?«, krähte Gommi, »was ist jetzt das schon wieder. Gerade erst Nordic Walking überstanden, kommt schon das nächste Zeug daher und man muss elend teures Zeug dafür kaufen.«
    Robert Funk lachte gehässig. »Das letzte elend teure Zeug, das du gekauft hast, waren doch die Sommerhandschuhe bei Tchibo.«
    Gommi kam nicht dazu

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