Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
ganz an. In Zeitlupe sah er, wie Conrans Wagen den Schneehaufen hinaufschlitterte, mit sprühenden Funken über die Steinmauer flog und mit einem lauten Knall auf dem Acker landete.
Banks schaltete seinen Motor aus. Nach dem Unfall war es so totenstill, dass er das Blut in seinen Ohren rauschen hörte. Auf einem entfernten Berghang blökte ein Schaf - ein unheimlicher Ton in einer Winternacht.
Banks stieg aus dem Wagen und kletterte auf die Mauer, um zu schauen, was passiert war. Soviel er im Mondlicht erkennen konnte, hatte es keinen großen Schaden gegeben. Conrans Wagen lag auf der Seite, die beiden oberen Räder drehten sich noch. Conran war es gelungen, die Fahrertür aufzumachen, und er kämpfte sich nun, bis zu den Knien im Schnee versunken, den Hang hinauf. Je weiter er ging, desto tiefer wurde der Schnee, bis er sich überhaupt nicht mehr bewegen konnte. Banks folgte seinen Fußstapfen und fand ihn zusammengekrümmt und zitternd in einem Bett aus Schnee. Als er vor ihm stand, schaute Conran auf.
»Bitte, lassen Sie mich gehen«, flehte er. »Bitte! Ich will nicht ins Gefängnis. Ich könnte es im Gefängnis nicht ertragen.«
Banks dachte an Caroline Hartleys Leiche und an Susan Gay, die mit violett angelaufenem Gesicht auf dem Boden gelegen hatte. »Sie können von Glück sagen, dass die Todesstrafe abgeschafft wurde«, brummte er und zog Conran aus dem Schnee.
* FÜNFZEHN
* I
Nur das Geräusch des unter seinen Füßen zersplitternden Eises begleitete Banks später am Abend auf seinem Weg nach Oakwood Mews. Ganz Eastvale schlief, lag zugedeckt und behütet im Bett, und nicht einmal das leise Geräusch eines entfernten Wagens störte die Ruhe. Aber die Stadt wusste auch nicht, was zwischen James Conran und Caroline Hartley in diesem gemütlichen, vom Kaminfeuer erleuchteten Zimmer, in dem die feierliche Musik lief, vorgefallen war. Sie wusste nicht, wie Dummheit, Spott und Stolz schließlich in einen Blutrausch umgeschlagen waren. Banks wusste es. Beim Gehen dachte er hin und wieder, dass sein nächster Schritt die Kruste über einer großen Dunkelheit aufbrechen und er hineinfallen würde. Sei nicht lächerlich, sagte er zu sich und ging weiter.
Abgesehen von dem matten, bernsteingelben Licht, das die weit auseinander stehenden Gaslaternen aus schwarzem Bleiglas verbreiteten, war Oakwood Mews zu dieser Zeit der Nacht genauso düster wie die anderen Nebenstraßen. In keinem Fenster brannte ein Licht. Ein Mörder könnte sich jetzt leicht ungesehen hinein- und hinausschleichen, dachte Banks.
Für einen Augenblick blieb er vor der Eisenpforte stehen und schaute auf das Haus Nummer elf. Sollte er? Es war halb drei Uhr am Morgen. Er war müde und Veronica Shildon schlief bestimmt fest. Und nach allem, was er ihr zu sagen hatte, würde sie nicht mehr einschlafen können. Seufzend öffnete er die Pforte. Er hatte ein Versprechen einzulösen.
Er drückte auf den Klingelknopf und hörte es leise in der Diele läuten. Als nichts passierte, klingelte er erneut und trat einen Schritt zurück. Ein paar Sekunden später ging in einem Fenster im ersten Stock das Licht an. Banks hörte gedämpfte Schritte und das Drehen des Schlüssels im Schloss. Die Tür ging ein paar Zentimeter auf, die Kette war eingehängt. Als Veronica erkannte, wer es war, schob sie sofort die Kette heraus und ließ ihn herein.
»Ich habe mir gedacht, dass Sie es sind«, sagte sie. »Warten Sie einen Augenblick?« Sie deutete zum Wohnzimmer und ging wieder nach oben.
Banks schaltete ein abgedunkeltes Wandlicht an und setzte sich hin. Im Kamin glimmte die Glut. Es war kühl im Zimmer, doch wenigstens lag noch eine Erinnerung an die Wärme in der Luft. Banks machte seinen Mantel auf, zog ihn aber nicht aus.
Wenige Minuten später kehrte Veronica in einem blauweißen Trainingsanzug zurück. Sie hatte ihr Haar gekämmt und sich den Schlaf aus den Augen gewaschen.
»Verzeihen Sie«, sagte sie, »aber ich sitze nicht gern in einem Morgenmantel herum. Dann habe ich immer das Gefühl, krank zu sein. Warten Sie, ich mache das hier an.« Sie schaltete einen kleinen Elektroheizer an. Sofort glühte er leuchtend rot auf. »Kann ich Ihnen eine Tasse Tee oder so anbieten?«
»Angesichts der Nacht, die hinter mir liegt«, meinte Banks, »könnte ich einen Schluck Whisky vertragen. Das heißt, wenn Sie welchen dahaben.«
»Natürlich. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich keinen
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