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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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schüttelte dann langsam den Kopf.
      Banks schaute hinab auf die Leiche. In all seinen Jahren in Eastvale hatte er es mit keinem vergleichbaren Verbrechen zu tun gehabt. In London hatte er natürlich schon Schlimmeres gesehen, was teilweise der Grund gewesen war, seinen Dienst bei der Polizei der Hauptstadt zu quittieren und sich in den Norden versetzen zu lassen. Aber mittlerweile konnte man sich nicht mehr davor verstecken. Nirgendwo. George Orwell hatte Recht, wenn er die Verkommenheit der englischen Gesellschaft anprangerte, und dieser Mordfall zeigte, zu was sie verkommen war.
      Das Mädchen, dem Aussehen nach ungefähr fünfzehn oder sechzehn Jahre alt, lag auf dem Rücken im hohen Gras hinter einer gewaltigen, viktorianischen Grabstätte, auf der die Marmorstatue eines Engels thronte. Der Engel hatte ihr den Rücken zugewandt, durch den Nebel konnte Banks die angeschlagenen Federn seiner Flügel erkennen.
      Ihre Augen starrten in den Nebel, ihr langes blondes Haar lag um ihren Kopf aufgefächert wie ein Heiligenschein und ihr Gesicht hatte eine rosarote Farbe. Neben ihrem linken Auge war ein kleiner Schnitt, die Haut um ihren Hals war etwas verfärbt. Ein Tropfen Blut in Form einer großen Träne lief aus ihrem linken Nasenloch.
      Ihr kastanienbrauner Schulblazer lag aufgebauscht auf dem Boden neben ihr, ihre weiße Bluse war vorne aufgerissen und der Büstenhalter dann entfernt worden - mit Gewalt, wie es den Anschein hatte.
      Banks hatte das Bedürfnis, sie zudecken zu wollen. In seinem Beruf hatte er schon mehr gesehen, als einem Menschen gut tat, und es waren solche Kleinigkeiten, die ihn manchmal mehr berührten als Blut und Gedärme. Das Mädchen sah so verwundbar aus, so gefühllos verletzt. Er konnte sich ihre Scham vorstellen, derartig entblößt worden zu sein, konnte sich vorstellen, wie sie erröten und sich schnellstens bedecken würde, wäre sie noch am Leben. Aber jetzt gab es für sie keine Schamgrenze mehr.
      Unterhalb der Taille hatte jemand ihren Rock hochgeschoben, um ihre Oberschenkel und ihren Schambereich zu entblößen. Ihre langen Beine waren in einem Fünfundvierziggradwinkel geöffnet. Ihre weißen Strümpfe waren auf die Knöchel hinabgerutscht. Sie trug glänzende schwarze Schuhe, die mit Schnallen an der Seite verschlossen waren.
      Neben ihr lag ein geöffneter Ranzen. Auf der einen Seite hatte sich der Riemen aus dem Metallring gelöst. Mit Hilfe eines Stiftes schob Banks die Klappe zurück und las die sorgfältig geschriebene Adresse:
     
    Miss Deborah Catherine Harrison 28 Hawthorn Close Eastvale North Yorkshire England Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland Europäische Gemeinschaft Erde Sonnensystem Milchstraße Universum
     
    Er musste traurig lächeln. Das war die typische Verspieltheit eines Teenagers, genau das Gleiche hatte er während seiner Schulzeit getan.
      Was gemeinhin für St. Mary's galt, traf auch auf Hawthorn Close zu: Hier wohnten keine armen Leute. Es war eine wohlhabende Gegend mit stattlichen Häusern, vor allem Einfamilienhäusern, jedes von einem vier- bis achttausend Quadratmeter großen Grundstück umgeben, mit einer langen Auffahrt und einem von Rotbuchen gesäumten Zierrasen. Um dort zu leben, musste man mindestens genug Geld verdienen, um einen Gärtner beschäftigen zu können. Auch die St.-Mary's-Schule kostete Geld - ungefähr 1200 Pfund pro Halbjahr. Als Banks nach Eastvale gezogen war, hatte er sich erkundigt, jedoch schnell festgestellt, dass er es sich nicht leisten konnte, seine Tochter Tracy dort einzuschulen.
      Banks ließ sich von einem Beamten der Spurensicherung ein paar Plastikbeutel für Beweismaterial geben, nahm den Ranzen vorsichtig an den Seiten hoch und kippte den Inhalt in einen der Beutel. Alles, was er fand, waren ein paar Schulbücher, auf deren Einband der Name »Deborah Catherine Harrison« geschrieben stand, ein kleines Schachspiel, einige Kosmetikartikel sowie drei lose, in Cellophan verpackte Tampons. Aber warum war der Ranzen offen gewesen?, fragte er sich. Die Schnallen machten einen stabilen Eindruck; er bezweifelte, dass sie sich bei einem Kampf geöffnet hatten. Hatte jemand nach etwas gesucht?
      Glendenning beauftragte einen seiner Assistenten, orale, vaginale und anale Abstriche zu machen und Proben vom Schamhaar zu nehmen. Dann stand er mit einem Stöhnen auf. »Ich werde alt, Banks«, sagte er und massierte seine Knie. »Zu alt für solche Sachen.« Er deutete mit

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