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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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die alle Vermisstenfälle im gesamten Land verfolgte. Besonders interessant waren blonde Mädchen im Teenageralter, die keinen erkennbaren Grund hatten wegzulaufen und die auf dem Heimweg von der Disco, von Pubs, Kinos oder Tanzabenden verschwunden waren. Jeden Tag hatte das Team unzählige Fälle überprüft, aber keiner hatte die Kriterien der Chamäleon-Ermittlung erfüllt, nur ein Mädchen in Cheshire, das zwei Tage später zerknirscht wieder aufgetaucht war. Sie war bei ihrem Freund gewesen, was sie ihren Eltern einfach vergessen hatte zu erzählen. Dann hatte es den traurigeren Fall eines jungen Mädchens aus Lincoln gegeben, das, wie sich herausstellte, überfahren worden war, aber keinen Ausweis bei sich gehabt hatte, und jetzt kam Stefan und sagte, sie hätten ein totes, wahrscheinlich osteuropäisches Mädchen im Garten gefunden.
      Banks kam nicht viel weiter mit dieser Überlegung, denn seine Bürotür ging auf und Constable Filey warf ihm die Morgenausgabe der Post auf den Schreibtisch.
     
    Annie parkte ihren knallroten Astra weiter oben an der Straße und ging zu Fuß zu Nr. 35, die Augen mit der Hand vor der Morgensonne schützend. Blau-weißes Band und Böcke versperrten den Bürgersteig vor der Gartenmauer, so dass Fußgänger auf die Straße ausweichen mussten. Ein, zwei Leute blieben stehen und warfen einen flüchtigen Blick über das Gartentor, aber die meisten wechselten auf die andere Straßenseite und wandten den Blick ab. Eine ältere Frau bekreuzigte sich sogar.
      Annie zeigte dem diensthabenden Beamten ihren Dienstausweis, trug sich am Tor ein und ging den Gartenweg entlang. Sie hatte keine Angst vor dem Anblick grauenhafter Dinge, falls es die im Haus überhaupt noch gab, aber sie hatte noch nie zuvor einen Tatort besichtigt, der vom Erkennungsdienst so gründlich in Beschlag genommen worden war. Schon das bloße Betreten machte sie nervös. Die Männer im Vorgarten ignorierten sie und gruben weiter. Die Haustür war angelehnt, und als Annie sanft dagegendrückte, schwang sie auf.
      Der Flur war leer, und im ersten Moment war das Haus von innen so still, dass Annie dachte, sie sei allein. Dann rief jemand etwas, und im Keller zerriss das Geräusch eines Pressluftbohrers die Luft und machte ihre Illusion zunichte. Es war heiß, stickig und staubig, und bevor Annie sich umsehen konnte, musste sie dreimal niesen.
      Langsam wich ihre Nervosität einer berufsbedingten Neugier, und sie stellte interessiert fest, dass die Teppiche hochgenommen worden waren, so dass der nackte Betonboden und die Holztreppe darunter zum Vorschein kamen. Das Wohnzimmer war vollkommen ausgeräumt worden, sogar die Lampen waren abmontiert. Mehrere Löcher waren in die Wände geschlagen worden, zweifellos um sich zu vergewissern, dass dort keine Leichen eingemauert waren. Annie erschauderte. »Das Fass Amontillado« von Edgar Allan Poe gehörte zu den gruseligeren Geschichten, die sie in der Schule gelesen hatte.
      Wohin sie auch ging, achtete sie auf den abgeklebten schmalen Pfad, dem sie zu folgen hatte. In gewisser Hinsicht erinnerte es sie an das Pfarrhaus der Brontes oder Wordsworths Landhaus, wo man die antike Einrichtung nur von jenseits der Absperrung betrachten konnte.
      In der Küche arbeiteten drei Beamte der Spurensicherung an Spüle und Abflüssen. Der Raum war in demselben bedauernswerten Zustand - heruntergeschlagene Kacheln, Herd und Kühlschrank fort, Schränke leer, überall mit Rußpulver bestäubte Fingerabdrücke. Annie hätte nicht gedacht, dass man ein Haus in drei Tagen so zurichten konnte. Einer der Spurensicherer schaute zu ihr herüber und fragte ziemlich barsch, was sie hier zu suchen habe. Sie zeigte ihm ihren Dienstausweis. Er machte sich wieder an der Spüle zu schaffen. Der Pressluftbohrer hielt inne, von oben war ein Staubsauger zu hören, ein schaurig häusliches Geräusch inmitten des Chaos, auch wenn Annie wusste, dass es einen weitaus schlimmeren Zweck erfüllte, als Staub zu entfernen.
      Die Stille im Keller nahm sie zum Anlass hinunterzugehen. Dabei entdeckte sie die offene Tür zur Garage, die ebenso ausgeräumt worden war wie der Rest des Hauses. Das Auto war weg, wurde mit Sicherheit in der Polizeiwerkstatt Stück für Stück auseinander genommen. Der mit Ölflecken übersäte Boden war aufgehackt worden.
      Annie spürte, dass ihre Sinne schärfer wurden, als sie sich der Kellertür näherte. Sie atmete schwer. An der Tür hing das anstößige Poster

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